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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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stand Flo. Er hielt seine neue Blondine am Oberarm fest und erweckte damit den Eindruck, er habe sie unter Androhung von Strafe zum Kaffeeplausch mit seiner Ex gezwungen. Frischling Mandy trug die zu stark blondierten, schulterlangen Haare offen und war ganz in Rosé gewandet. Der lange, weite Rock umspielte ihr ausladendes Becken, ein Knopf der bunten Bluse drohte in Brusthöhe der Spannung nachgeben zu wollen, und ihre Ballerinas waren extrem abgetragen.
    Als Carsten sich zu uns gesellt hatte, berichtete Flo, der fast auf Mandys Schoß saß, von seiner großen Liebe zu dieser außergewöhnlichen Frau, die bei seinen schleimigen Schmeicheleien verklärt auf Flos gegelte Stehhaarfrisur starrte. Carsten und ich verstanden uns ohne Worte und tauschten den »Außergewöhnlich wie eine Fließbandproduktion«-Blick. Mandy schwieg und lächelte Flo hypnotisiert an.
    »Wir werden gemeinsam in die Karibik reisen.« Flo platzte gleich vor Stolz. »Tati, kannst du uns bitte deinen Kreuzfahrt-Katalog borgen?«
    »Wie lange kennt ihr euch?«, erwiderte ich knapp.
    »Eine Woche. Aber ich wusste schon nach wenigen Sekunden, dass Mandy die Frau meines Lebens ist!«, flötete mein Noch-Verlobter.
    »Unglücklicherweise hab ich den Katalog verborgt«, log ich und lächelte Flo treuherzig an.
    »Zum Glück ist bis Dezember noch ein bisschen Zeit«, griff Carsten in das Gespräch ein und kniff mich dabei ins Knie. Ich verstand. Carsten wollte seinen Kumpel vor falschen Entscheidungen und hohen Kosten bewahren.
    »Aber lass dir nicht zu viel Zeit mit dem Katalog. Wir sind auf die Schulferien angewiesen, und da sollte man rechtzeitig buchen!«, drängelte Flo unbeirrt weiter.
    »Bist du Lehrerin?«, fragte ich Mandy, die mir nicht gerade wie die Inkarnation zerebraler Agilität erschien.
    »Nein, aber meine Tochter geht seit diesem Jahr in die Schule!«Flo grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Ich habe Mandy und ihre kleine Prinzessin eingeladen!«
    »So, so, kleine Prinzessin!«, wiederholte ich nachdenklich.
    »Ich habe mir schon immer eine Tochter gewünscht! Hatte ich das nicht erzählt?«
    Hatte er nicht. Sein Sohn ist erwachsen, und als Flo und ich noch liiert waren, war ein weiteres Kind nie ein Thema gewesen. Irgendjemand musste ihn am Kopf verletzt haben, sonst hätte er nicht so einen Sums dahergeredet. Carsten kniff mich in stiller Empörung schon wieder ins Knie. So war es jedes Mal: Zuerst wurden die Mädchen beeindruckt, mit dem Mercedes kutschiert, in teure Restaurants ausgeführt, und es wurden Karibik-Pläne gemacht. Kurze Zeit später beklagte er sich bei uns über mangelnde Kommunikation, zu stark ausgeprägte Beckenregionen und die zu großen finanziellen Erwartungshaltungen seiner Internetbekanntschaften.
    Am Tisch breitete sich eine unangenehme Sprachlosigkeit aus. Da mir zu so viel Verblendung auch nichts mehr einfiel, erwähnte ich, dass ich noch zu arbeiten hätte. Probe und so. Carsten stand dankbar auf. »Na dann!« Er lächelte unsere Turteltäubchen mit solch einer Herzlichkeit an, dass sie den Rausschmiss als pure Freundlichkeit interpretieren mussten. Flo drückte und herzte uns, und Mandy reichte uns zur Verabschiedung ihre feuchte Hand.
    Schon in der Tür stehend, zog Flo seine pink gekleidete Flamingo-Barbie ganz dicht neben sich. Sie war zwar sichtbar nur halb so alt, aber ungefähr genauso groß wie ihr neuer Geliebter. Dann reckte sich unser gemeinsamer Freund, nahm eine übertrieben aufrechte Körperhaltung ein und fragte: »Sagt mal, geht das so mit der Größe?«
    Nach dieser Frage war mir endgültig klar, dass Flo oberhalb des Halses unter starker Mangeldurchblutung litt.
    Ich zog Carsten am Ohr und raunte ihm zu: »Jetzt ist Flo komplett durchgeknallt. Der denkt doch nur noch mit seinem …!« Carsten hielt mir den Mund zu und flüsterte zurück: »Sei doch froh, dass er überhaupt denkt!«
    Flos fragendem Blick, mit dem er unsere »Stille Post« verfolgt hatte, begegnete mein Carsten mit einem undurchschaubaren Grinsen.
    »Machs gut, du Liebesschuft!«
    Wir winkten unserem verwirrten Freund fröhlich hinterher und schlossen schnell die Wohnungstür, weil wir unsere Schadenfreude nicht länger verbergen konnten.
    ***
    Als der Liebesschuft samt rosaroter Mandy endlich gegangen war, verbat ich mir jeden weiteren Gedanken an sein Liebesleben. Ich hatte in den Tagen vor meiner Premiere keine Zeit für die Auseinandersetzung mit Größenunterschieden, weder auf körperlicher noch auf geistiger Ebene.

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