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Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition)

Titel: Alles außer Sex: Zwischen Caipirinha und Franzbranntwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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und Blick Richtung Sofa sang ich mich ein. »Lalalalalala! Mimimimimi! Dadadadadada! Malaga, malaga, malaga, malaga, malaga!« Ich schloss vorsichtshalber Küchenfenster und Balkontür, um die Nachbarn nicht zu erschrecken. Ich legte die CD mit den Halbplaybacks in den CD-Player und trällerte das erste Lied. Auf die Vortakte tanzte ich drei Charleston-Schritte, dann hob ich das Bein und drehte mich. Klappte!
    »Kennen Sie nicht einen Herrn, der gut zu mir passt …!«
    Ich tanzte und sang innerhalb von zwei Stunden alle Lieder des ersten Programmteils mehrmals durch, und ich weiß noch, dass ich mir auf einmal vorstellte, wie zufrieden meine Mutter über diesen Lerneifer gewesen wäre.
    Nicht dass ich in der Schule schlecht gewesen wäre, aber es hatte immer eine Bessere gegeben. Wie hat es mich gequält, wenn meine Mutter nach jeder Klassenarbeit, die ich mit einer Zwei nach Hause brachte, fragte: »Und was hat Corinna?« Corinna hatte immer eine Eins, was mich völlig frustrierte. Als Lehrerkind hatte ich es nicht leicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich meine Mutter mal mit einem Lob empfangen hätte. Stattdessen: »Und was hat Corinna?« In Erinnerung an meine Jugend und in dem Bestreben, mindestens so gut wie mein Kindheitstrauma, die perfekte und disziplinierte Corinna, zu sein, probte ich weiter an meiner neuen Show. Ich hoffte natürlich, dass Carsten von mir begeistert sein würde. Ich sah ihn schon mit strahlenden Augen und liebestollem Blick auf dem Sofa sitzen, wie er an den richtige Stellen lachte und beschwingt die Lieder mitsummte.
    Gegen Nachmittag betrat mein Juror gut gelaunt die Küche und zog mit geheimnisvoller Miene einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche. »Tralalala!«, präsentierte er mir das von ihm entworfene Plakat zu meiner neuen Show. Es war sein erstes, vom Foto bis zum Design gestaltetes Werk. Ich faltete es auseinander und war begeistert. Auf dem Foto saß ich in der Badewanne, den Schaum über die intimen Stellen verteilt, und schaute überrascht. Quer über meinem Kopf stand in roter Schrift der Titel meines Programms. Alles so, wie ich es mir gewünscht hatte.
    »Ist das schön, mein Süßer! Wie gut ich darauf aussehe!«
    Begeistert erklärte mir mein Grafiker, wie oft er die Aufteilung umstellen, wie viel er nachlesen musste, um mit dem Computerprogramm zurechtzukommen, und wie schwer es gewesen war, meine abstehenden Haare auszuschneiden. Am Ende seiner Ausführungen bemerkte er stolz: »Ist dir aufgefallen, wie schön ich deine Falten retuschiert habe? Man sieht nichts!«
    Ich schluckte und verzog den Mund zu einem angespannten Grinsen. »Ja«, sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben. Bloß jetzt nicht wieder beleidigt sein, Tati. Das meint er doch lieb. Das ganze Plakat und die viele Arbeit daran sind ausschließlich Zeichen seiner Liebe! Mein Selbstberuhigungsversuch funktionierte nicht. Ich singe zwar auf der Bühne das »Faltenlied«, will aber zu Hause auf keinen Fall von meinem Freund auf etwaige Alterungserscheinungen hingewiesen werden. Super-Ausgangssituation für die Probe.
    Carsten stand immer noch in der Tür.
    »Sag mal, willst du erst essen oder zuerst proben?«
    Wie konnte er jetzt ans Essen denken? War er gar nicht aufgeregt wegen meiner Vorführung?
    »Ich möchte lieber erst die Probe hinter mich bringen«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Na dann!« Carsten seufzte, griff zu Zettel und Stift und setzte sich aufs Sofa, während ich den CD-Player aufbaute und meine Küchenbühne mit den notwendigen Requisiten einrichtete.
    Nach einer kurzen Konzentrationsphase und einem Blick in meine Aufzeichnungen legte ich los. Ich sang, tanzte und sprach fast ohne Unterbrechungen. Der Text saß. Dabei vermied ich es, Carsten anzuschauen. Ich hatte Angst, dass mich sein Gesichtsausdruck ablenken könnte. Trotzdem bemerkte ich, dass er nicht ein einziges Mal lachte und sich ununterbrochen Notizen machte. Nachdem mein letzter Ton verklungen war, setzte ich mich meinem ersten Kritiker gegenüber an den Küchentisch. Ich schnaufte ein bisschen. Carsten wühlte in seinen Unterlagen und sagte: »Na, Tati, da fehlt dir wohl ein wenig die Kondition, was?«
    »Das wird schon noch«, beschwichtigte ich eher mich als ihn und konterte: »Aber mich interessiert eher, wie dir meine Show gefallen hat. Wie war’s?«
    Carsten schaute mich durch seine neuen Brillengläser ernst an und schien nach Worten zu suchen.
    »Ich bin ja kein Profi auf dem Gebiet der Comedy,

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