Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles bleibt anders (German Edition)

Alles bleibt anders (German Edition)

Titel: Alles bleibt anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
Vom Netzwerk:
herausgefunden, was es mit dem Medaillon auf sich hat, das du mir gezeigt hast?«
Frank griff sich instinktiv an den Hals.
»Du hast es doch noch, oder?«, wollte Luise wissen.
»Es ist in Sicherheit«, meinte Frank und hoffte, dass es so war.
»Begleitest du mich aufs Amt, Mutter, und zur Gendarmerie?«
Sie nickte.
»Danach fahre ich sofort mit der Bahn nach Schönow.«
Als sie vom Küchentisch aufstand und ins Schlafzimmer ging, um ihren Koffer zu packen, bemerkte Frank, dass sie an ihrem Kaffee nur genippt hatte, gegessen hatte sie gar nichts.
Bevor auch er die Küche verließ, um sich anzukleiden, überprüfte er mehrere Messer, die am Vorabend gemeinsam mit der Besteckschublade zu Boden gegangen waren, auf ihre Schärfe. Das Schärfste steckte er ein.

Verständnislosigkeit, Kopfschütteln und ungläubiges Staunen erntete Frank, als er der zuständigen Behörde sein Anliegen vortrug. Die junge Frau am ersten Schalter, etwa zwanzig Jahre alt, adrett gekleidet, war der Situation nicht gewachsen und auch der grauhaarige Bürovorsteher, den sie rasch dazu holte, meinte, so etwas sei ihm noch nie vorgekommen und er müsse sich erst kundig machen. Aufmerksam und mit gerunzelter Stirn las er das Schreiben von Dr. Anklamer und hörte sich sowohl Franks als auch Luises Erzählung an. Aber auch der preußisch-disziplinierte Bürovorsteher konnte sich dem Faktum nicht verschließen, dass die Person, um die es hier ging, schlicht und ergreifend leibhaftig vor ihm stand. Er ließ die junge Frau an ihrer Schreibmaschine die Daten, die er noch einmal zusammenfasste, auf ein Blatt Papier tippen und setzte seinen Namen darunter, Luise und Frank die ihren. Dann stellte er Frank einen vorläufigen und auf vierzehn Tage befristeten Ausweis aus.
Kurz darauf befand sich das Dokument in den Händen von Kommissar Gröber, der es genauso sorgfältig musterte wie dessen Inhaber. Auch hier, auf der Gendarmerie, klapperte bald eine Schreibmaschine und fasste noch einmal schriftlich zusammen, was gestern in Luise Millers Wohnung passiert war, einschließlich ihrer vagen Beschreibung des Täters. Luise und Frank unterschrieben ihre Aussagen. Gröber gab Frank den Ausweis zurück und erinnerte ihn noch einmal an die gestern von ihm verhängte Auflage, sich alle zwei Tage zu melden.
Auch vergaß er nicht zu erwähnen, dass es da immer noch eine drei Jahre alte Leiche gab, deren Identität es zu klären galt, falls 'das' hier – und mit dem 'das' hielt er Frank den Ausweis unter die Nase – rechtens wäre.
Frank erläuterte dem Kommissar die Theorie Dr. Hohmanns, er habe eventuell in den drei Jahren in einer anderen Stadt gelebt und würde dort nun vermisst. Gröber versprach, Amtsersuchen an andere Gendarmerien einzuleiten.
Dann begleitete Frank Luise, ihren Koffer tragend, zum Nordbahnhof.
Außer Luise stieg kein weiterer Fahrgast in die Bahn nach Schönow ein und Frank war sich sicher, dass seiner Mutter nun keine Gefahr mehr drohte.
Dass er auf sich aufpassen solle, sagte sie, und, dass sie es nicht überleben würde, sollte sie ihn noch einmal verlieren. Und dass sie für ihn beten wolle.
Dann schlossen sich die Einstiegstüren zwischen den Beiden. Wieder war es früher Nachmittag, als Frank am Müggelsee eintraf. Geregnet hatte es seit den frühen Morgenstunden nicht mehr. Doch der Himmel blieb bewölkt und es hatte sich deutlich abgekühlt. Ein leichter Wind ließ die Bäume um Frank herum rascheln und wispern. Voller Sehnsucht hatte er erwartet, dort, am Südufer des Sees auf der bekannten Bank sitzend, Claire anzutreffen. Aber die Bank war leer. Ihn fröstelte.
Etwas mehr als eine Stunde verharrte er in der Hoffnung, Claire werde noch kommen. Doch sein Wunsch blieb unerfüllt.
Dabei hatte er sie heute weiter über ihren Mann befragen wollen. Die Zusammenhänge, die sich nach und nach ergaben, konnten nicht zufällig sein. Irgendwie musste ein Sinn hinter all dem stecken. Doch mit jeder Antwort, die er erhielt, stellte sich eine neue, tiefer gehende Frage.
Wie war Wiegand in die Sache verwickelt? Was war der Hintergrund seiner politischen Aktivitäten?
Warum war gerade Wiegand, nach Jakob Levys Aussage nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse, heute mit der Frau verheiratet, mit der Frank selbst vor drei Jahren verlobt gewesen war?
Wieso wurde er, Frank, verfolgt und überfallen, die Wohnung seiner Mutter durchwühlt?
Was war in den vergangenen drei Jahren zwischen dem 'Unfall' am Görlitzer Bahnhof und Franks Auftauchen am selben Ort

Weitere Kostenlose Bücher