Alles bleibt anders (German Edition)
philosophiert, gefachsimpelt und Frank war überrascht, wie schnell die Zeit vergangen war, als Professor Hemmbacher den offiziellen Teil des Samstags gegen fünf Uhr als beendet erklärte.
Er wolle mit seinen Studenten noch ein paar aus Oxford mitgebrachte Unterlagen durchgehen, entschuldigte Professor Gothaer sich und die anderen bei seinem Kollegen aus Germania und eiste sie alle damit von der Verpflichtung los, gemeinsam mit den Gastgebern noch zu Abend zu essen und möglicherweise auch den restlichen Abend zu verbringen.
Schließlich hatten sie andere Pläne.
14
Ein Linienbus brachte die fünf ans gewünschte Ziel, das bisher nur Professor Gothaer bekannt gewesen war: der alte Westhafen.
Neben den neuen Hafenanlagen mit seinen modernen Ladekränen und den imposanten Lagerhallen standen auch noch Reste der alten Bebauung, die ihrem baldigen Abriss entgegen sahen: ehemalige Büroräume und Hallen, teilweise noch als Lagermöglichkeit genutzt. Mit der gleichen Sicherheit, mit der er sich auf dem Gelände der Technischen Universität zu Recht gefunden hatte, bewegte sich der Professor auch hier.
Bis auf einen einzelnen Mann, der in einem mit Öl verschmierten Arbeitsanzug steckte und an der geöffneten Motorhaube eines älteren Volkswagens mit einem Schraubenschlüssel in der Hand herumwerkelte, schien der Hafenbereich völlig menschenleer.
Der Mann registrierte die Ankommenden und einem fragenden Blick Gothaers begegnete er mit der Andeutung eines Kopfnickens. Dann arbeitete er weiter.
Zielstrebig ging der Professor um eines der verlassenen Gebäude herum, Frank und die anderen folgten ihm. Auf der Rückseite des Hauses öffnete Gothaer eine unverschlossene Tür, neben der ein verrostetes Metallschild mit der kaum noch erkennbaren Prägung 'Spedition Winfried Mettmann' zu erkennen war.
Hinter einem der Fenster im Obergeschoss meinte Frank, für den Bruchteil einer Sekunde ein Gesicht gesehen zu haben.
Er erwähnte es und der Professor entgegnete, es sei alles in Ordnung.
Das Tageslicht reichte gerade noch aus, um sich im Inneren des Gebäudes zu orientieren. Der Professor führte die anderen einen leicht verschmutzten Gang entlang. Sie passierten mehrere geschlossene Türen, bis Gothaer vor einer stoppte und diese öffnete. Dahinter führte eine Treppe in einen Keller hinab. Gothaer knipste die Deckenbeleuchtung des Kellers an, ließ die anderen an ihm vorbei hinab steigen und folgte schließlich selbst, nachdem er die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte.
Frank und Dieter betraten als erste den Kellerflur und entdeckten in seinem hinteren Bereich eine sperrangelweit offen stehende Tür.
»Hinten rechts sind unsere Sarkophage«, hörten sie die Stimme des Professors rufen.
Nach kurzem Suchen fand Frank den Lichtschalter und atmete hörbar auf, als er die nach wie vor in Leinen gehüllten Metallplatten in drei Stapeln, ordentlich übereinander gelegt, wiedererkannte. Auch ihre Jutesäcke lagen daneben.
Der Raum war etwa fünfundzwanzig Quadratmeter groß, zwei alte Holzschreibtische standen an der einen Wand, neben ihnen jeweils ein Rechner und auf ihnen wiederum Monitor und Tastatur. Fünf Büro-Drehstühle waren zu sehen, alle verschlissen und wohl schon vor langer Zeit ausrangiert; bei zweien fehlte die Rückenlehne.
Tristan rieb sich die Hände: »Los g-geht's!«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zerrte er an der am nächsten gelegenen Platte das Leinentuch herunter; Karen kam ihm zu Hilfe, nachdem sie mit ihrem mobilen Telefon den Raum auf Abhöreinrichtungen untersucht hatte; Frank und Dieter widmeten sich dem Nachbarstapel. Der Professor setzte sich an einen der Schreibtische, fuhr den ersten Rechner hoch, danach den zweiten.
Während Tristan, Karen, Frank und Dieter die Sarkophage montierten, vernetzte Gothaer die Rechner mit den erforderlichen Knotenpunkten, überspielte die benötigten Programme, überprüfte und kopierte Daten. Schließlich steckte er die von Tristan mitgebrachten Speicherstäbe in die entsprechenden Schnittstellen der Rechner und sortierte dann die Kabel und Kontakte aus dem Jutesack, um sie dann ebenfalls an die Rechner anzuschließen. Die beiden Medaillons legte er neben den Bildschirmen ab, dann half er den anderen.
Die eisernen Tragegestelle der Sarkophage hatten sie nicht mitverschickt und so wurden die Quader unmittelbar auf dem Boden liegend montiert.
Es dauerte bis Mitternacht, bis alles so stand, wie es für ihr morgiges Experiment erforderlich war. Für die
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