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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ist.«
    »Kommt das oft vor?«
    »Nie.«
    Der berühmte Jef lief an ihnen vorbei und rieb sich die Waden. Diesmal, o ja, roch es wirklich leicht angesengt.
    »Woran haben Sie sie erkannt? Sie sieht ihm ja nicht sehr ähnlich –«
    »Aber ihrer Großmutter.«
    »Manouk?«
    »Ja. Haben Sie – haben Sie sie gekannt?«
    »Nein. Kaum. Sie war einmal mit Alexis zusammen hier.«
    »...«
    »Ich erinnere mich noch. Wir tranken in der Küche Kaffee, als sie irgendwann unter dem Vorwand, ihre Tasse in die Spüle stellen zu wollen, hinter mich trat und mir den Nacken streichelte.«
    »...«
    »Eigentlich bescheuert, aber ich bin daraufhin in Tränen ausgebrochen. Warum erzähle ich Ihnen das?«, sie fing sich. »Entschuldigen Sie.«
    Charles entschuldigte sie: »Aber ich bitte Sie.«
    »Ich hatte damals eine harte Zeit. Ich nehme an, sie war informiert über – über my predicament . Dafür gibt es im Französischen kein Wort, sagen wir, über den ganzen Schlamassel. Dann sind sie gefahren, aber nach ein paar Metern hat der Wagen noch einmal gehalten, und sie kam zurück.
    Haben Sie etwas vergessen?
    Kate, sagte sie leise, trinken Sie nicht, wenn Sie allein sind.«
     
    Charles starrte ins Feuer.
    »Ja. Anouk. Ich erinnere mich. He! Lasst jetzt mal die Kleinen springen! Lucas, komm lieber hierher. Hier ist es nicht so breit. Jeez , wenn ich ihn seiner Mutter gegrillt zurückbringe, bin ich reif für den Kadi –«
    »Apropos«, warf Charles ein, »wir müssen los. Sie erwarten uns bestimmt zum Abendessen.«
    »Sie sind sowieso schon zu spät dran«, scherzte sie, »es gibt solche Leute. Selbst wenn man rechtzeitig kommt, hat man den Eindruck, man hätte sie warten lassen. Ich bringe Sie zum Auto.«
    »Nein, nein.«
    »Doch, doch!«
    Dann wandte sie sich an die Größeren: »Sam! Jef! Ich schau mal nach dem Kuchen! Will mir vielleicht jemand helfen? Ihr bleibt beim Feuer, bis es runtergebrannt ist, und keiner springt mehr, okay?«
    »Jaa, jaa«, erschallte es wie ein Echo.
    »Ich komme mit«, verkündete ein kleiner, etwas rundlicher Junge mit sehr dunkler Haut und lockigen Haaren.
    »Aber du hast doch gesagt, du wolltest auch springen. Komm, auf geht’s. Ich schau dir zu.«
    »Ach was.«
    »Er hat Schiss!«, spöttelte jemand weiter rechts. »Go, Yaya! Go! Lass dir dein Fett wegschmelzen!«
    Der Kleine zuckte mit den Schultern und drehte sich um: »Kennen Sie Aischylos?«
    »Äh«, antwortete Charles und machte große Augen, »ist das – ist das einer der Hunde?«
    »Nein, das ist ein Grieche, der Tragödien geschrieben hat.«
    »Ach so! Mein Fehler«, kicherte er, »ich kenne ihn – hm – nur ganz entfernt.«
    »Wissen Sie, wie er gestorben ist?«
    »...«
    »Wenn ein Adler eine Schildkröte essen will, muss er sie von ganz hoch oben fallen lassen, damit der Panzer kaputtgeht, und weil Aischylos eine Glatze hatte, dachte der Adler, er hätte einen Felsen unter sich, und, plumps, hat er ihm eine Schildkröte auf den Kopf fallen lassen.«
     
    Warum erzählt er mir das? Mir bleibt doch noch ein bisschen Zeit, oder?
     
    »Charles«, sie eilte ihm zur Hilfe, »darf ich Sie mit Yacine bekanntmachen? Genannt Wiki. Für Wikipedia. Wenn Sie eine Information benötigen, eine Kurzbiographie, oder wenn Siewissen wollen, wie viele Bäder Ludwig XVI. in seinem Leben genommen hat, dann ist das Ihr Mann.«
    »Wie viele?«, fragte er und drückte die winzige Hand, die ihm hingestreckt wurde.
    »Guten Tag, vierzig, Ihr Namenstag ist wann? Am 4. November?«
    »Kennst du den ganzen Kalender auswendig?«
    »Nein, aber der 4. November ist ein sehr wichtiges Datum.«
    »Dein Geburtstag?«
    Leichte. Ganz leichte Verachtung eines Kindes.
    »Eher der Geburtstag der Meter und Kilos. Der 4. November 1800 ist das offizielle Datum, an dem in Frankreich das Dezimalsystem für Gewichte und Maße eingeführt wurde.« Charles sah zu Kate hinüber.
    »Ja, es kann schon etwas anstrengend sein, aber man gewöhnt sich dran. Wollen wir los? Und wo ist Nedra hin?« Er zeigte auf die Bäume: »Ich habe den Eindruck –«
    »O nein«, sie war betrübt. »Das arme Würmchen. Hattie!
    Komm mal kurz her!«
    Sie ging mit einem anderen Mädchen ein paar Schritte weiter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, bevor sie sie ins Blattwerk entließ.
    Mit Blicken fragte Charles Yacine, aber der tat, als hätte er nichts mitbekommen.
     
    Sie kam zurück und bückte sich, um ...
    »Lassen Sie mich das übernehmen«, sagte er und bückte sich seinerseits.
    Okay. Er war fast

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