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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wäre begeistert gewesen, wenn ich das gesagt hätte. Sie hatte wohl auch darauf gehofft.
    Ich glaube, ich wurde allmählich wahnsinnig, und es wäre sinnvoller gewesen umzuziehen, aber das konnte ich ihnen nicht antun. Und außerdem war es nicht so einfach. Ich habe vergessen, Ihnen die – die technische Seite der Geschichte zu erzählen. Den Familienrat, die Vorladung zum Vormundschaftsgericht, den Notar und alles, damit ich über die nötigen finanziellen Mittel verfügte. Interessiert Sie das auch noch, Charles, oder wollen wir direkt aufs Land?«
    »Das interessiert mich sehr, aber –«
    »Aber?«
    »Werden sich die Kinder nicht erkälten, wenn sie so spät noch im Wasser planschen?«
    »Ach was, die sind nicht kleinzukriegen, diese Wilden. In zwei Minuten werden die Jungs die Mädchen scheuchen, und allen ist wieder warm, glauben Sie mir.«
    Stille.
    »Sie sind sehr aufmerksam, was?«
    Er errötete im Dunkeln.
    Die Ohrfeigenverteilerin rannte gerade brüllend an ihnen vorbei, gefolgt von Bob Dylan.
    »Was habe ich gesagt? Würden Sie – würden Sie in der Sattlerei Kondome deponieren?«
    Charles schloss die Augen.
    Die reinste Achterbahn, diese Frau.
     
    »Ich habe welche deponiert. Neben der Zuckerdose für die Pferde. Als ich Sam darüber informiert habe, hat er mich entsetzt angeschaut, als wäre ich total pervers, aber wenigstens hat die Perverse jetzt ein ruhiges Gewissen.«
    Er hütete sich davor, sich in eine Diskussion verwickeln zulassen. Gelegentlich berührten sich ihre Schultern, und das Thema war – egal ...
    »Ja, die technische Seite interessiert mich sehr«, lächelte er und schaute tief in sein Glas.
    In der Dunkelheit war es nicht genau zu erkennen, aber er meinte, sie lächeln zu hören.
    »Das wird eine lange Geschichte«, warnte sie.
    »Ich habe alle Zeit der Welt.«
    »Der Unfall hat sich an einem 18. April ereignet, und ich habe auf die Schnelle eine Übergangsregelung auf die Beine gestellt und unser Leben gewuppt, wie meine Teenies sagen würden, bis Ende Mai, anschließend musste das, was man einen ›Familienrat‹ nennt, zusammentreten, das heißt drei Personen von der väterlichen und ebenso viele von der mütterlichen Seite. Von unserer Seite war dies schnell geklärt, Dad , Mama und ich, auf Pierres Seite lagen die Dinge weitaus komplizierter, wie sich herausstellte. Das war keine Familie, was er da hatte, das war ein Natterngezücht, wie Mauriac es nicht besser hätte beschreiben können. Bis sie endlich zu einer Einigung gefunden hatten, musste ein erstes Treffen abgesagt werden.
    Als ich sie kommen sah, wurde ich von einem enormen Anfall von Zuneigung für Louis und seinen Sohn erfasst. Ich begriff, warum Ersterer sie nicht mehr sehen wollte und Letzterer sich leidenschaftlich in meine Schwester verliebt hatte. Diese Leute waren – wie soll ich sagen – gewappnet. Ja, genau. Für das Leben gewappnet. Louis’ ältere Schwester, ihr Mann und Édouard, Pierres Onkel mütterlicherseits. Äh, kommen Sie noch mit?«
    »Klar komme ich mit.«
    »Onkel Édouard hatte ein freundliches Lächeln und Geschenke für die Kinder im Gepäck, die beiden anderen, nennen wir sie ›die Wirtschaftsprüfer‹, das war nämlich sein Beruf und ihre ganze Freude, diese fixe Idee von ausgeglichenen Konten, meine ich, die beiden also haben mich gleich gefragt, ob ich Französisch spreche. Es ging schon gut los!«
    Sie lachte.
    » I think I’ve never spoken French as well as – an diesem Tag! Ich habe für diese zwei Bauernrüpel meinen gesamten Chateaubriand rausgeholt und meine schönsten Konjunktive im Imperfekt!
    Und los ging’s, TOP 1: Wer würde zum Vormund für die Kinder bestellt? Tja. Es herrschte nicht gerade Gedränge am Eingang. Die Richterin sah mich an, und ich lächelte zurück. Die Sache war gebongt. TOP 2: Wer wird zum Gegenvormund berufen? Das heißt, wer würde mich überwachen? ›Meine Abrechnungen kontrollieren‹? Ja, da kam Leben in die Kaschmirpullis. Die Mittelohrentzündungen, Albträume und Kinderzeichnungen von Menschen ohne Arme, das spielte keine große Rolle, aber ihr Erbe, holla!«
    Um ihm zu zeigen, wie es damals zuging, rammte Kate ihm mehrmals verschwörerisch den Ellbogen in die Rippen.
    »Was sollte ich gegen die beiden ausrichten? Sollte ich sterben oder mich in die Verzweiflung treiben lassen ? Ich sah in das Gesicht meines alten Vaters, der sich Notizen machte, während meine Mutter ihr Taschentuch zu einer Wurst drehte und zuhörte, wie die anderen der

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