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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ganze Dorf unter die Linden zu holen.
    Das war Kates Stärke, dachte Charles.
    Wo immer sie war,für Leben zu sorgen.
    »Worauf wartest du noch«, wird Claire ihn zwei Abende später auf der anderen Seite der Brücke fragen, bevor auch sie kiloweise Früchte und Gemüse in ihr kleines Auto lädt.
    Und da ihr Bruder nicht aufhörte, die Windschutzscheibe zu putzen, versetzte sie ihm einen heftigen Tritt in den Hintern. »Du bist so doof, Balanda.«
    »Au.«
    »Weißt du, warum du nie ein großer Architekt werden wirst?«
    »Nein.«
    »Weil du so doof bist.«
    Gelächter.
     
    Tom war, beladen mit Ice Cream für die Kinder, wieder aufgetaucht, und Marc sammelte die verlorenen Kugeln ein, als Kate verkündete: »Los! Eine Consolante noch, dann fahren wir ...«
    Die Opis zogen Lappen aus ihren Hosentaschen und willigten ein.
     
    »Was ist das denn?«,fragte Charles besorgt, »irgendein übler Fusel?« Sie blies sich die Haare aus dem Gesicht. »Was denn? Die Trostrunde? Haben Sie das Wort noch nie gehört?«
    »Nein.«
    »Tja, es gibt die erste Runde, die zweite, das Entscheidungsspiel, die Revanche und die Consolante, also die Trostrunde. Das ist eine Partie, die nicht zählt. Ohne Einsatz, ohne Wertung, ohne Verlierer. Einfach nur zum Spaß.«
     
    Charles spielte perfekt und verhalf seiner Mannschaft zum Sieg – und holte die Trostrunde nach Hause.
     
    Als er sich von allen verabschiedete, um zu Bett zu gehen, und seine Schwester ihrem Einzelunterricht überließ (er hatte sie im Verdacht, sehr viel besser Englisch zu sprechen und sich für ihre Zunge challenges zu suchen), sagte sie: »Du hast recht, geh schlafen. Damit du morgen um elf am Bahnhof von Limoges sein kannst.«
    »Limoges? Was soll ich denn da?«
    »Etwas Praktischeres für sie habe ich nicht gefunden.«
    »Wer, sie?«
    »Wie heißt sie noch gleich?«, sie legte angestrengt die Stirn in Falten, »Mathilde, glaube ich. Ja, genau, Mathilde.«
     
    »Die« »glücklichsten« »in« »seinem« »Leben«.
    Darum.
     
    Bei ihrer Rückkehr traf er sie alle an, schon wieder oder wie immer beim Essen.
    Sie rückten zusammen, um ihnen Platz zu machen, und feierten gebührend den Neuzugang.
    Den Rest des Nachmittags verbrachten sie am Fluss.
     
    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft nahm Charles sein Heft nicht mit. Alle Menschen, die er auf dieser Erde liebte, waren um ihn versammelt, und es gab nichts, wovon er noch träumen, was er sich vorstellen, sehen oder zeichnen konnte.
    Absolut nichts.
     
    *
     
    Am nächsten Tag trafen sie Alexis und Madame auf dem Markt.
    Claire brauchte ein paar Sekunden, bevor sie sich dazu durchrang, ihn zu umarmen.
    Umarmte ihn aber.
    Fröhlich. Zärtlich. Grausam.
     
    Sie waren schon ein Stück weg, als Corinne ihn fragte, wer diese Frau sei.
    »Die Schwester von Charles.«
    »Ach?«
    Dann wandte sie sich an den Käseverkäufer:
    »Sie haben hoffentlich nicht wieder den Emmentaler vergessen?«
    Und dann an den Schatten ihres Mannes: »Und worauf wartest du noch mit dem Bezahlen?«
    Auf nichts, er wartete auf nichts. Das war genau seine Situation.
     
    Er würde am nächsten Tag noch mal zum Haus Vesperies kommen unter dem Vorwand, ein Werkzeug ausleihen zu wollen, und eins der Kinder würde ihm mitteilen, dass sie schon gefahren sei.
    Charles, der mit Marc im Salon arbeitete, machte sich nicht einmal die Mühe aufzustehen.
     
    Tom, Debbie und Ken, die mehrfach ihre Abreise nach Spanien verschoben hatten, machten sich ebenfalls auf den Weg.
    Daraufhin bezog Kates Mutter, die am Vortag gekommen war, Hatties Zimmer.
    Hattie, die mittlerweile ganz ordentlich Poker spielte, überließ Mathilde netterweise ihr zweites Zimmer.
    Für zwei Nächte.
    Dann trug Mathilde ihre Matratze in die Sattlerei.
     
    Charles, der sich schon Sorgen gemacht hatte, wie die Verpflanzung der Stadträttin zu den Landratten ankäme, war alsbald beruhigt. Schon am zweiten Tag hatte sie sich in den Sattel geschwungen, ihre Lautsprecherboxen angeschlossen und alle in die Tasche gesteckt.
    Dabei wusste er genau, dass sie eine Meisterin im Bluffen war. Er hätte die anderen warnen können ...
    Als er hörte, wie ihr Lachen das der anderen übertönte, ging er geknickt schlafen.
     
    Eines Morgens, als sie allein waren,fragte sie ihn:
    »Was ist das hier eigentlich für ein Haus?«
    »Ich glaube, es ist das, was man ein offenes Haus nennen könnte.«
    »Und Kate?«
    »Was und Kate?«
    »Bist du in love?«
    »Was meinst du ?«
    »Heftig«, sagte sie und rollte

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