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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mit den Augen.
    »Scheiße. Ist das peinlich?«
    »Weiß nicht. Und diese Wohnung, die ich noch nicht gesehen habe?«
    »Das macht keinen Unterschied. Aber apropos ... Eins wollte ich dich noch fragen ...«
     
    Er fragte sie und erhielt die gewünschte Antwort. Dann fiel ihm Claire mit ihrer Rede vom Wohlwollen wieder ein.
    Immer die richtigen Schlussfolgerungen, die Frau Rechtsanwältin.
     
    Und auch die richtigen Plädoyers.
    »Charles, du hast einen Brief bekommen!«, rief Yacine die Treppe hinauf.
     
    Er erkannte die Schrift seiner Schwester und die Form einer CD.
    Wenn die Ziege deinen Laptop nicht gefuttert hat, dann leg dir die Nummer 18 auf repeat. Die Worte sind nicht sehr kompliziert und mit deiner Stentorstimme lieferst du uns bestimmt eine gute Vorstellung.
    Guud lack.
    Er drehte die Hülle um. Es war die Originalaufnahme eines Musicals von Cole Porter.
    Der Titel?
    Kiss me, Kate
     
    »Was ist das?«,fragte Mathilde.
    »Irgendein Schwachsinn von deiner Tante«, lächelte er verlegen. »Pff. Was seid ihr kindisch, alle beide.«
    Beim Lesen des Booklets sollte er erfahren, dass es sich um eine Adaption von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung handelt.

 
     
     
     
     
    Die nächsten vier Seiten sind ein einziger Katalog für Holzhütten.
    Eines Morgens hatte Charles Nedra, die viele Stunden allein im Schutz eines großen Buchsbaums hinter dem Hühnerstall zubrachte, angeboten, ihr ein richtiges Haus zu bauen.
    Als einzige Antwort hatte er einen langen Augenaufschlag erhalten.
    »Erste Regel: Bevor man was auch immer baut, muss man eine geeignete Stelle finden. Darum kommst du am besten mit und sagst mir, wo du das Haus haben willst.«
    Sie hatte ein paar Sekunden gezögert, mit ihren Blicken Alice gesucht, war dann aufgestanden und hatte ihr Röckchen glattgestrichen.
    »Wenn du aus dem Fenster schaust, willst du dann sehen, wie die Sonne aufgeht oder wie sie untergeht?«
    Er war unglücklich, dass er sie so quälen musste, aber er konnte nicht anders, es war sein Job.
    »Wenn sie aufgeht?«
    Sie nickte.
    »Du hast recht. Der Süden, der Südosten sind am Vernünftigsten.«
    Sie zogen schweigend einen großen Kreis um das Haus.
    »Dieser Platz wäre nicht schlecht, dann hättest du ein paar Bäume, die dir Schatten spenden, und der Fluss ist auch nicht weit. Sehr wichtig, so eine Wasserstelle!«
    Als sie sah, wie er scherzte, taute sie langsam auf, und als sie irgendwann über Brombeerranken hinwegsteigen mussten, vergaß sie sich sogar und gab ihm die Hand.
    Der Grundstein war gelegt.
     
    Nach dem Essen brachte sie ihm seinen Espresso, wie sie es seit seinem ersten Besuch getan hatte, und lehnte sich an seine Schulter, während er die ganze Palette an Hütten zeichnete, die die Firma Balanda & Co. im Programm hatte.
    Er verstand sie. Genau wie sie fand auch er, dass Zeichnungen mehr sagten als Worte, und zeichnete ihr eine Reihe Kombinationsmöglichkeiten auf. Die Größe der Fenster, die Höhe der Tür, die Anzahl der Blumenkästen, die Länge der Terrasse, die Farbe des Dachs und die Aussparung, die man in die Fensterläden bohrte: Rauten oder kleine Herzchen.
    Er hatte geahnt,für welches Modell sie sich entscheiden würde.
     
    Charles hatte wirklich abreisen wollen, aber Mathilde war gekommen, und Kate zwischen ihrer verrückten Mutter und Mathilde verstellte ihm die Sicht. Einer der Gründe, warum er auf dieses kindische Vorhaben gekommen war.
    Er hatte mit Marc einen großen Berg Arbeit bewältigt und hatte ihn mit der dicksten Akte im Kofferraum zu seinen Eltern fahren lassen. Jetzt musste er, um weitere Herausforderungen zu finden, seine Hände beschäftigen.
    Und außerdem, Miniaturhäuser bauen, das hatte er bisher ganz gut hingekriegt. Wenn er intensiv suchte, würde er in den Scheunen bestimmt ein Stück Marmor finden. Auch meinte er, neulich eine zerbrochene Kamineinfassung gesehen zu haben.
     
    Kate war zunächst gar nicht einverstanden, als sie erfuhr, dass er Sam und seine Freunde bezahlte, aber Charles ließ ihre Einwände nicht gelten. Jeder gute Handlanger verdiene einen Lohn.
    Die Freunde, deren Faulheit ihre Käuflichkeit überstieg, ließen sie rasch im Stich und verschafften ihnen beiden Gelegenheit, sich besser kennen und schätzen zu lernen. Was nicht selten vorkommt, wenn man sich in der Hitze zwischen zwei »Scheiße, Mann«, ein paar Bierchen und ebenso vielen Blessuren abrackerte.
    Als sie sich am dritten Abend auf der Pontonbrücke auszogen, stellte er ihm

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