Alles Glück kommt nie
verliebt?«
Wollte mit Nein antworten, gestand ihr aber das Gegenteil. »Und? Ist es schön?«
»...«
»Und – wie lange kennst du sie schon?«
Charles hob den Kopf, sah sie an, lächelte, sah wieder zu Boden.
»Ja.«
Ging dann in Richtung Lärm davon.
Schon lange ...
Er lief hin und her, suchte sie, sah sie nicht, trank, vergaß sich, vergaß sie.
Als seine Schwestern jedoch um Ruhe baten, die Musik zu spielen aufhörte und die Lichter ausgingen, als ein riesiger Kuchen hereingetragen und vor seiner Mutter und seinem Vater abgestellt wurde, die beiden sich an der Hand hielten und sein Vater zu den Psst und Ohs und Ahs und wieder Psst eine Rede aus der Jackentasche holte, griff eine Hand nach seiner und zog ihn weg aus diesem Kreis.
Er folgte ihr, stieg hinter ihr die Stufen hinauf, bekam noch ein paar Glanzstücke mit, »so viele Jahre – liebe Kinder – Schwierigkeiten –Vertrauen – Unterstützung – immer –«,dann machte sie irgendeine Tür auf und drehte sich zu ihm um.
Sie gingen nicht weiter, blieben im Dunkeln stehen, und alles, was er in diesem Moment ihres Lebens vom Leben wusste, war, dass ihre Haare nicht mehr nass waren.
Sie drückte ihn so fest gegen die Tür, dass sich der Griff in sein Kreuz bohrte. Er kam jedoch gar nicht dazu, Schmerz zu empfinden. Schon umarmte sie ihn.
Und nachdem sie sich so lange gesucht hatten, sanken sie einander in die Arme.
Bedeckten ihre Gesichter mit Küssen, verschlangen sich gegenseitig und ...
Waren noch nie so weit voneinander entfernt gewesen.
Charles kämpfte mit den Nadeln in ihren hochgesteckten Haaren, während sie sich mit seinem breiten Ledergürtel abmühte, er schob ihre Haare beiseite, sie die geöffnete Hose, er versuchte, ihr Gesicht gerade zu halten, während sie nicht eher ruhte, bis sie es gesenkt hatte, er suchte nach Worten, Worten, die er sich schon tausendmal aufgesagt hatte und die mit ihm den Stimmbruch überstanden hatten, während sie ihn anflehte, still zu sein, er zwang sie, ihn anzuschauen, während siesich zur Seite warf, um ihn ins Ohr zu beißen, er vergrub sich in ihrem Nacken, während sie ihn so verstümmelte, dass er rot anlief, er hatte sie noch kaum berührt, da hatte sie sich bereits um sein Bein gewickelt und stemmte sich stöhnend gegen ihn.
In seinen Armen hielt er die Liebe seines Lebens, die Madonna seiner Kindheit, die schönste aller Frauen, die Zwangsvorstellung so vieler Nächte, den Grund so vieler Auszeichnungen, während sie etwas ganz anderes hielt ...
Der Geschmack von Blut, die Last des Alkohols, ihr Schweißgeruch, ihr Röcheln, der Schmerz im Rücken, ihre Brutalität, ihre Befehle, ihre Fingernägel, nichts davon konnte seiner fine amor etwas anhaben. Er war der Stärkere, er schaffte es, sie zu blockieren, und sie hatte keine andere Wahl, als zuzuhören, wie er ihren Vornamen flüsterte. Aber in der Ferne huschten Scheinwerfer vorüber, und er sah sie lächeln.
Dann ließ er sie los. Gab ihr die Arme, ihre verdrehten Armbänder zurück, ging in die Knie und schloss die Augen.
Sie berührte ihn, streichelte ihn, legte sich auf ihn, steckte ihm die Finger in den Mund, küsste seine Lider, flüsterte ihm unhörbare Worte ins Ohr, riss an seinem Kiefer, damit er schrie und sie ihn zwingen konnte, nicht zu schreien, nahm seine Hand, spuckte hinein, führte sie, bewegte sie, spielte Kugelfangen damit, schleppte ihn ab, brach ihn fast durch ...
Und, verflucht sei er. Verflucht sei der, der er war. Verflucht seine Gefühle. Verflucht. Verflucht der Betrug, er stieß sie von sich.
Das wollte er nicht.
Dabei hatte er sich im Traum alles ausgemalt. Die schlimmsten Exzesse, die abwegigsten Phantasien, ihre zerrissenen Kleider, ihren Schmerz, ihr Vergnügen, ihr Flehen, ihren Speichel, die Wichse und die Küsse, den ... Alles. Alles hatte er sich vorgestellt, aber nicht das. Dazu liebte er sie zu sehr.
Zu gut, zu schlecht, zu kopflos vielleicht, aber auf jeden Fall zu sehr.
»Ich kann nicht«, stöhnte er. »Nicht so ...«
Sie erstarrte bestürzt, bevor sie sich nach vorn fallen ließ, mit der Stirn auf seine Brust.
»Entschuldige«, hörte er sich sagen, »entschul–«
Sie schwang noch einmal ihre Hüften, damit der Kleiderstoff nach unten gleiten konnte. Zog ihn schweigend wieder an, schloss seinen Gürtel, strich sein Hemd glatt, lächelte beim Anblick der vielen verwaisten Knopflöcher, schmiegte sich erneut an ihn, diesmal mit weicher Haut, die Arme am Körper,
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