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Alles Glück kommt nie

Titel: Alles Glück kommt nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die Küche.
     
    Charles und Lucas rührten sich nicht vom Fleck.
     
    »Sie fragt, ob sie über Nacht bleiben kann!«, schrie Alexis. »Nein. Wir haben einen Gast.«
    Charles machte Zeichen – nein, nein, nein –, dass er nicht als Alibi herhalten wollte.
    »Sie sagt, sie gehen noch mal die Tanzschritte für morgen durch.«
    »Nein. Sie soll nach Hause kommen!«
    »Sie fleht dich an«, insistierte ihr Papa, »›auf Knien‹, sagt sie!«
    Da sie mit ihren Argumenten am Ende war, führte Corinne, die Spaßbremse, das schäbigste ins Feld: »Kommt nicht in Frage. Sie hat ihre Zahnspange nicht mit.«
    »Wenn das alles ist, die kann ich ihr bringen.«
    »Ach so? Ich dachte, du wolltest dich um das Abendessen kümmern?«
    Tolle Stimmung. Charles, der plötzlich etwas Frischluft brauchte, mischte sich ein in etwas, was ihn nichts anging: »Das kann ich übernehmen, wenn ihr wollt.«
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, bestätigte seine Ahnung: Das alles ging ihn rein gar nichts an.
    »Sie wissen ja nicht mal, wo es ist.«
    »Aber ich weiß es!«, rief Lucas. »Ich zeig ihm den Weg!«
    Die nun einsetzende Stille brachte Wände zum Einstürzen.
     
    Da spürte der Hausherr, dass es an der Zeit war, seinem Kumpel, seinem Freund, seinem alten Regimentskameraden zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Also mal im Ernst. »Gut, in Ordnung, Marion, aber du kommst gleich nach dem Frühstück heim, ja?«
     
    Charles ließ ihn hinten Platz nehmen, wendete den Wagen, verließ dalli dalli dieses Clos de la Pampa.
    Warf einen Blick in den Rückspiegel: »Und? Wo geht’s jetzt hin?«
    Ein riesiges Lächeln zeigte ihm an, dass die Zahnfee schon zweimal vorbeigekommen war. »Wir fahren in das superbeste Haus der Welt!«
    »So? Und wo ist dieses Haus?«
    »Tja ...«
    Lucas schnallte sich los, beugte sich vor, sah auf die Straße, dachte zwei Sekunden nach und trompetete: »Geradeaus!«
    Sein Fahrer verdrehte die Augen.
    Geradeaus!
    Na klar.
    Er war aber auch zu blöd.
     
    Auf in den Himmel.
    Der sich rosa gefärbt hatte.
    Der sich erneut gepudert hatte, um sie zu begleiten.
     
    »Du siehst aus, als würdest du heulen«, bemerkte sein Begleiter besorgt.
    »Nein, nein, ich bin einfach nur müde.«
    »Warum bist du müde?«
    »Weil ich nicht viel geschlafen habe.«
    »Hast du eine lange Reise gemacht, um mich zu besuchen?«
    »Oho! Wenn du wüsstest –«
    »Und hast du mit Monstern gekämpft?«
    »He«, spöttelte Charles und zeigte mit dem Daumen auf sein ramponiertes Gesicht, »du glaubst doch wohl nicht, dass ich das selber war, oder?«
    Respektvolle Stille.
    »Und das hier? Ist das Blut?«
    »Was meinst du ?«
    »Warum sind manche Flecken dunkelbraun und andere hellbraun?«
    Das Warum vom Warum vom Warum-Alter. Er hatte es vergessen. »Na ja. Das hängt mit den verschiedenen Monstern zusammen.«
    »Und welche waren die schlimmsten?«
    Sie waren mitten in der Pampa und fleißig am Plaudern.
    »Sag mal, ist es noch weit bis zu deinem Superhaus?«
    Lucas inspizierte die Windschutzscheibe, schnitt eine Grimasse und drehte sich um: »Oh! Wir sind gerade daran vorbeigefahren –«
    »Klasse!«, motzte Charles gespielt, »klasse, du Kopilot! Ich weiß nicht, ob ich dich künftig mit auf Exkursion nehmen werde!«
    Zerknirschte Stille.
    »Aber klar doch. Natürlich nehm ich dich mit. Komm, setz dich auf meinen Schoß. Dann siehst du den Weg besser.«
    Diesmal war es klar und ohne Reue, er hatte einen Freund Le Men fürs Leben gewonnen.
    Aber mein Gott, was für Schmerzen ...
     
    Sie unternahmen ein hübsches Wendemanöver bei den braunen Kühen, schlitterten über den lauwarmen Asphalt, bogen vor einem Schild ab, auf dem Les Vesperies stand, brauchten vier Hände, um der Wagenspur zu folgen, und bogen in eine herrliche Allee, die von Eichen gesäumt war.
    Charles, der weder seinen Geruch noch seine Aufmachung vergessen hatte, kriegte es langsam mit der Angst: »Wohnt sie in einem Schloss, diese Alice?«
    »Na klar.«
    »Hm. Kennst du sie gut, diese Leute?«
    »Na ja. Ich kenne vor allem die Baronin und Victoria. Du wirst gleich sehen, Victoria ist die älteste und die dickste ...«
    O Scheiße. Der Bettler und der Rotzbengel bei der hiesigen Aristokratie. Das fehlte noch ...
    Welch denkwürdiger Tag ...
    »Und hm. Sind sie nett?«
    »Nein. Die Baronin nicht. Die ist voll d-o-o-f.«
    Gut, gut, gut. Nach dem Acrylputz die Pechnasen. Frankreich, Land der Kontraste ...
     
    Weil sie ihn kitzelten und es herrlich war, halfen ihm die widerspenstigen

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