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Alles Gold Der Erde

Titel: Alles Gold Der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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während er in Monterey war, hatte sie Ted geheiratet. »Danach habe ich natürlich versucht, Sie aus meinem Gedächtnis zu tilgen.«
    Ja, sie entsann sich. Er hatte einen Höflichkeitsbesuch gemacht, Ted gratuliert und ihr ein Körbchen mit Erdbeeren gebracht. Dann war er seines Weges gegangen, und er hatte nicht versucht, sie wiederzusehen, bis Mr. Chase ihm vom Fiasko ihrer Ehe berichtete. Nein, Loren war kein Mensch, der die Dinge nur halb machte.
    Und du, Kendra, redete sie sich ins Gewissen, du wirst dich nicht ändern.
    Sie hob den zerknüllten Brief auf. Ein zweites Mal wollte sie ihn nicht lesen. Las sie ihn doch noch einmal, dann verlor sie am Ende ihren ganzen Mut. Sie riß das Papier in Fetzen und warf die Fetzen ins Feuer. Dann nahm sie die Kerze und stieg die Treppe hinab.
    Im Haus war es dunkel und gespenstisch. Draußen tobte der Sturm. Obgleich sie einen Morgenrock aus Baumwolle trug, zitterte Kendra, als sie zur Wohnung der Watsons hastete. Ein Lichtstreifen schimmerte unter der Tür hindurch, und Kendra hörte, daß beide noch wach waren.
    Sie klopfte. Nach einem kurzen Augenblick wurde geöffnet. Serena machte ein aufgeregtes Gesicht.
    »Aber Mrs. Shields! Ist etwas passiert?«
    »Nein, nein, aber ich muß leider Ralph bitten, noch einmal an die Haustür zu gehen. Der Bote, der diesen Brief überbracht hat, erwartet eine Antwort. Es handelt sich um geschäftliche Angelegenheiten, die erst erledigt werden können, wenn mein Mann wieder da ist. Ich weiß nichts davon.«
    Aus der Wohnung hörte sie Watsons Stimme. »Kann ich etwas für Sie tun, Mrs. Shields?« Das klang zwar ehrerbietig, aber auch leicht verärgert.
    »Ja, bitte«, erwiderte Kendra. »Es ist mir sehr unangenehm, Sie belästigen zu müssen, Ralph, doch allmählich wird es kalt, und wenn der arme Mann noch länger warten muß, holt er sich eine Lungenentzündung. Sagen Sie ihm, ich wüßte keine Antwort.«
    »Schon gut, Mrs. Shields. Ich werde es ihm bestellen.«
    »Ich danke Ihnen auch vielmals.«
    Sie drehte sich um und rannte die Treppe hinauf. Die Kerze erlosch, aber sie kümmerte sich nicht darum. Ihre Augen brannten, und ihre Kehle schien wund zu sein. Sie wollte schreien. Um ein Haar hätte sie auch geschrien. Sie warf die Kerze auf den Kamin und biß in ihren Ärmel, um nicht schreien zu müssen.
    Im Parterre stapfte Ralph durch den Flur zur Haustür. Nervös lauschte sie, bis sie ihn zurückkommen hörte. Offenbar war Watson froh, daß dieses Hin und Her in der Kälte endlich vorüber war, denn er knallte die Tür mit lautem Schlag zu. Bisher hatte sich Kendra immer verwundert gefragt, weshalb sie denn eigentlich nicht weinen konnte – in Wahrheit weinte sie schon. Nun, da Ted ihre Antwort kannte, brach sie völlig zusammen und fiel quer über das Bett. Ein Schluchzen schüttelte sie, als habe sie körperliche Schmerzen. Sie weinte, wie sie noch nie zuvor geweint hatte, und sie vermochte ihren Tränen nicht Einhalt zu gebieten. Sie weinte so lange, bis sie erschöpft auf dem feuchten Kissenbezug lag.
    Nach einer Weile spürte sie die Kälte. Das Feuer war ausgegangen. Nur noch ein paar Kohlenbröckchen glühten inmitten der Asche. Kendra schlug die Decke zurück und legte sich ins Bett. Die Laken waren eisig. Vor dem Haus hörte sie den Sturm, diesen wilden Sturm von San Francisco, der klagend und stöhnend um die Berge heulte.
    Es war dunkel. Der Mond schien nicht mehr. Der Sturm mußte Wolken vom Meer über das Land getrieben haben, denn nun hörte sie Regen niederprasseln. Dieser Regen lullte sie ein. Die Laken wurden warm. Aber es dauerte noch lange, ehe der Schlaf kam.
    Als Kendra erwachte, regnete es noch immer. Durch das Fenster drang graues Licht ins Zimmer, das sie an die Kabine der Cynthia am Kap Horn erinnerte. Sie wußte nicht, wie spät es war. Auf ihrer Kommode stand zwar eine Uhr, sie hatte gestern abend jedoch vergessen, sie aufzuziehen. Die Zeiger wiesen auf Viertel nach drei.
    Kendra streckte sich. Die Luft wehte ihr kalt ins Gesicht, aber das Bett war noch warm. Sie hatte nicht lange genug geschlafen, doch fühlte sie sich jetzt immerhin ein wenig besser. Als sie die Decken zurückschlug, überlief ein Frösteln ihre Haut. Sie schob ihre Füße in die Pantoffeln. Vielleicht hatte Serena Kaffee auf dem Herd stehen. Serena war gewiß schon lange auf, um Ralph das Frühstück zu machen, ehe er in den Laden ging. Kendra war froh, daß nicht auch sie hinaus in den Regen mußte.
    Sie zog ihren Morgenrock dicht

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