Alles hat seine Zeit
weiteres auf den Stil der Einrichtung zu Hause schließen, auf die Vorhänge, die mittelmäßige Ordnung, die ringsum herrschte, und die Langeweile.
Dann hielt ich eine Lobrede auf die eingeborenen Mädchen: Sie seien sanft und einfältig wie Tauben, uneigennützig, eingeschlossen in die Natur. Man brauche sie sozusagen nur zu pflücken.
«Sie täuschen sich», sagte er.
«Durchaus nicht», entgegnete ich; und ich fügte hinzu, es würde nicht mehr lange dauern, wenige Jahre, dann würden auch sie sich den Begriff der Zeit angeeignet haben, der ihnen jetzt vollkommen fehle.«Sobald sie die Zeit entdecken, werden sie geradeso wie alle Mädchen auf dieser Welt sein, nur auf einer niedrigeren Stufe, einer sehr viel niedrigeren. Jetzt machen sie mir Spaß», sagte ich,«denn sie verstehen es, Zeit zu verlieren, genau wie die Bäume und die Tiere.»
Diese Überlegungen also waren es, die mich
verleiteten, mit ihnen meine Zeit zu vergeuden? Der Major lachte. Wir tranken noch immer. Ich war wie betäubt.«Und dies», sagte ich,«ist wohl der Cognac für die Verbandskästen.»Er begriff nicht. Ich wiederholte den Satz und fügte hinzu:«In den Verbandskästen der Sanitäter ist die Cognacflasche immer leer.»(Aber vielleicht wäre der Sanitäter sowieso nicht gekommen, dachte ich.)
Er schenkte mir wieder ein und sagte trocken:«Sie sind ein Kind.»Dann stand er auf. Ich glaubte, ich hätte ihn beleidigt, stattdessen lachte er und verließ für einen Augenblick taumelnd die Baracke. Von einer wahrhaft kindlichen Neugier getrieben, öffnete ich die Schublade seines Tisches. Ich wusste, dass ich darin ein wohlüberlegtes Durcheinander finden würde, Schachteln voller Bleistiftstummel, Taschenmesser, Briefmarken, verschnürte Briefbündel und Reste von Siegellack. Ich war befriedigt. Die Eleganz des Majors erschien mir wie die Fassade eines schmutzigen Gebäudes, das ich mit geschlossenen Augen besichtigen konnte.
Als er wieder hereinkam, machte ich ihm den Vorschlag, zu den beiden Mädchen zu gehen und sie aufzuwecken (ich wollte nur die eine wiedersehen, die sich neben mich gesetzt hatte, ihr in die Augen schauen und mich davon überzeugen, dass
meine Phantasien keine große Beachtung verdienten). Der Major nahm den Vorschlag an, dankbar, dass ich es war, der das Unternehmen vorschlug. Er wolle das Milieu kennenlernen, nachprüfen, ob es wahr sei, was ich sagte. Ich erinnerte mich wieder an jene Brust, die sich frei in der Tunika bewegte, aber ich dachte daran, wie man an einen Tatbeweis denkt, den man aus der Welt schaffen muss. Meine Schläfen klopften, mich erschreckte diese unvermutete Rache von ihr. Ich würde nicht mehr ins Lager zurückkehren.
«Nehmen wir eine Flasche mit?», fragte der Major.
Die Mädchen wollten nicht aufmachen, erst nach langen Unterredungen entschlossen sie sich dazu; eine von ihnen war im Bett geblieben, sie lag beinahe entblößt da, wie ein warmer Granitblock. Da nur ein schwaches Licht brannte, machte der Major sich sogleich daran, das Mädchen zu betasten, aber er versuchte sich dabei einen scherzhaften Anstrich zu geben.«Los, wach auf!», sagte er. Doch seine Hände fassten unter die Tunika und verweilten dort wie verzaubert; dann wandte er sich mit gespieltem Erstaunen zu mir und forderte mich auf, ich solle bestätigen, dass das Mädchen wirklich sehr hübsch sei, sehr gut gebaut, wahrhaftig sehr gut gebaut.«Fühlen Sie hier, Oberleutnant.»
Ja, er war genau der Typ, wie ich damals vermutet hatte, als er vor der Tür auf und ab spazierte. Jetzt betrachtete ich es als einen Sieg, einen leichten allerdings, dass es mir gelungen war, ihn dorthin zu bringen, wo ich ihn haben wollte.
Das andere Mädchen tat, als erkenne sie mich nicht wieder, oder sie erkannte mich wirklich nicht: Ich war jetzt glattrasiert, und es gab keinen Grund, weshalb sie sich verstellen sollte. Sie stieg auf den Schemel und zog mit langsamen Bewegungen das Grammophon auf; ich hielt sie fest, und sie lächelte. Als ihre Füße den Boden berührten, ließ ich sie los: In diesem Körper war die Trägheit, vor der ich mich fürchtete. Ich fragte mich, ob ich deswegen den Lastwagen über den Hügel hinüber hatte weiterfahren lassen, um dieses Etwas wiederzufinden, das ich, zusammen mit anderen Irrtümern, bereits begraben hatte.«Willst du wieder von vorn anfangen?», dachte ich. Ich war verwirrt und setzte mich auf den Stein der Feuerstelle, und der Major, vielleicht durch mein unerwartet ernstes Benehmen in
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