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Alles hat seine Zeit

Titel: Alles hat seine Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ennio Flaiano
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Viele Mineralien sehen ähnlich aus wie Gold, aber dies ist kein Gold.»Und ich dachte:«Der Wind hat die Sträucher weggeweht, man muss neue hinlegen.»
    Der Schmuggler schien nicht überzeugt zu sein, aber ich bestand darauf. Ich hatte es eilig fortzukommen. Wie viel ich wirklich davon verstand, war mir gleichgültig. Ich wollte, dass der Schmuggler sich damit abfinde, und ich versuchte ihn zu überreden. Ohne mich anzuhören, machte er sich daran, seinen Brotbeutel mit Erde zu füllen; und am selben Abend, als wir ins Lager zurückkehrten, sah ich, wie die ganze Kompanie sich mit ungewohnten Lasten abschleppte. Er hatte nicht zu schweigen vermocht.
    So war zu den üblichen Sorgen noch eine weitere hinzugekommen. Ich würde die Soldaten
überwachen müssen, damit sie nicht im ganzen Buschwald das Unterste zuoberst kehrten und anstelle des Goldes das fänden, was ich dort versteckt hatte. Dann lachte ich über meine Befürchtung.«Sie sollen sie ruhig finden, niemand wird dich beschuldigen können.»
    Auf diese Weise hatte ich mich beruhigt, als der Hauptmann mich rufen ließ, um mich zu fragen, ob ich eigentlich nichts wisse von dieser Sache mit dem Gold.
    «Ich glaube nicht, dass es Gold ist», entgegnete ich.
    «Trotzdem muss man sich vergewissern. Morgen komme ich mit Ihnen.»
    Und abends in der Offiziersmesse sahen mich die Kameraden mit anderen Augen an. Als man auf das Gold zu sprechen kam, machte mein Schweigen die Neugier nur noch größer.«Ich behaupte», sagte der Doktor,«dass das Eigentum zu einem Teil auch dem Bataillon zusteht.»Dies war das Signal für eine äußerst lebhafte Diskussion. Jeder verfocht seine These. Das Gold gehöre dem Staat. Nein, es gehöre dem Soldaten, der es gefunden hatte. Es gehöre allen. Es gehöre einer Ausbeutungsgesellschaft, die wir gründen würden, indem wir einen Pro-Kopf-Anteil veranschlagten.«Was denkst du darüber?», und alle sahen mich an.

    Ich erwiderte, dass man zuerst einmal sicher sein müsse, um sich nicht lächerlich zu machen.«Man soll etwas von dem Material untersuchen, und dann wird man ja sehen. Aber es ist unnütz, vollkommen unnütz zu graben .»Zitterte mir die Stimme, als ich diese Worte sagte? Vielleicht wurde meine Antwort deshalb für sehr geschickt angesehen. Auch nicht einen Augenblick glaubte man, dass ich diesen Zweifel vorgebracht hätte, um meine Besorgnisse und ihre Phantasie zu beruhigen. Nach der Geschichte mit dem Zahn war ich in der Achtung der Kameraden gestiegen, sie schrieben mir eine Schlauheit und ein Taktgefühl zu, welche ich nie besessen habe, und oft kam die Rede auf meine lange Abwesenheit, die stets neues Gelächter hervorrief. Ich war sprichwörtlich geworden. Wenn irgendjemand sich entfernte, machten alle die Bemerkung, er habe wohl Zahnschmerzen; man sagte nicht, man gehe auf die Suche nach Mädchen, sondern nach einem Zahnarzt. Und jetzt, so meinte man, hätte ich einen geheimen Plan und versuche, die Aufmerksamkeit der anderen von diesem Schatz abzulenken, der doch eigentlich allen gehöre.
    So wurden noch am selben Abend anstelle des Kartenspiels Versuche unternommen, die eingesammelte Erde zu waschen. Ich hörte von meinem Zelt aus, wie die Soldaten sich damit abmühten;
eine gute Gelegenheit, die Schwermut zu verscheuchen, aber bei mir wurde sie nur schlimmer.
    In diesen Tagen war der Schmerz in der Hand fast verschwunden, doch der violette Kreis war geblieben und auch ein verminderter Tastsinn, der mir Sorgen machte. Ich fuhr fort, die Hand selbst zu behandeln, es würde ja alles bald zu einem Ende kommen. Ich war auch abgemagert durch die anhaltende Schlaflosigkeit, häufig hatte ich Nasenbluten, aber das kam von der Sonne, die auf die Abkürzung niederbrannte. So wurde an diesem Abend mein Gesuch um einen Monat Urlaub in Italien mit großem Gelächter aufgenommen. Wollte ich allen zuvorkommen in dieser Sache mit der Ausbeutung? Der Hauptmann lachte allerdings nicht; sicherlich hielt er eine Antwort für überflüssig, oder wollte er mir vielleicht zu verstehen geben, dass ich übertrieb? Warum hatte ich nicht geradewegs um meinen Abschied nachgesucht?
    Ich war niedergeschlagen. Gern wäre ich am nächsten Morgen im Zelt geblieben, aber der Gedanke, dass man das Grab durchwühlen könnte, trieb mich, mit diesem Haufen von allzu fröhlichen Offizieren zur Abkürzung und zur Schlucht zu gehen.
    «Hierher», sagten die Soldaten und gruben weiter. Ich hielt mich abseits und wartete, ohne mich
am Gelärme zu

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