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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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wunderschön mit ihren ungleichen Augen, wie du. Eines war blau, das andere braun, wie deine. Sie hatte deine ausgeprägten Wangenknochen und auch deine zarte Haut.
    Welches war ihr Lieblingsbuch?
    Natürlich das erste Buch Mose.
    Glaubte sie an Gott?
    Das hat sie mir nie verraten.
    Wie lang waren ihre Finger?
    So lang.
    Und ihre Beine?
    So lang.
    Erzähl mir noch einmal, wie sie auf dein Gesicht geblasen hat, bevor sie dich geküsst hat.
    Ja, das war so, wie du sagst: Sie blies auf meine Lippen, bevor sie mich küsste, als wäre ich etwas Heißes, das sie essen wollte.
    War sie komisch? Komischer als ich?
    Sie war der komischste Mensch der Welt. Genau wie du.
    Und sie war wunderschön?
    Es war unvermeidlich: Jankel verliebte sich in die Frau, die es nie gegeben hatte. Er wachte mitten in der Nacht auf, weil das Gewicht, das nie neben ihm im Bett gelegen hatte, nicht da war, er erinnerte sich in allen Einzelheiten der gewichtigen Gesten, die sie nie gemacht hatte, er sehnte sich nach dem NichtGewicht ihres Nicht-Arms, der auf seiner allzu wirklichen Brust lag, und all das machte seine Witwer-Erinnerungen umso lebhafter und seinen Schmerz umso schmerzhafter. Er hatte das Gefühl, sie verloren zu haben. Er hatte sie verloren. Nachts las er wieder und wieder die Briefe, die sie ihm nie geschrieben hatte.
    Liebster Jankel,
    bald werde ich wieder daheim sein, bei dir. Es ist also gar nicht nötig, dass du dich so sehr nach mir sehnst, auch wenn das sehr lieb von dir ist. Du bist so dumm. Weißt du das eigentlich? Weißt du eigentlich, wie dumm du bist? Vielleicht liebe ich dich darum so sehr, weil ich selbst auch dumm bin. Hier ist es wunderschön, genau wie du gesagt hast. Die Leute sind sehr freundlich, und ich esse gut. Ich erwähne das nur, weil ich weiß, dass du dir immer Sorgen machst, ich könnte nicht genug auf mich Acht geben. Ich gebe auf mich Acht, also mach dir keine Sorgen.
    Du fehlst mir wirklich sehr. Es ist beinahe unerträglich. Es vergeht keine Minute, in der ich nicht daran denke, dass du nicht da bist, und es bringt mich geradezu um. Aber natür lich werde ich bald wieder bei dir sein und mich nicht mehr nach dir sehnen müssen und nicht mehr wissen müssen, dass etwas, dass alles fehlt und dass das, was hier ist, nicht hier ist. Bevor ich schlafen gehe, küsse ich mein Kopfkissen und stelle mir vor, dass du es bist.
    Ich weiß, das ist etwas, das du tun könntest. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich es tue.
    Es funktionierte beinahe. Er wiederholte die Einzelheiten so oft, dass es praktisch unmöglich war, sie von den Tatsachen zu unterscheiden. Doch die tatsächliche Nachricht kehrte immer wieder zu ihm zurück und stand - davon war er überzeugt -genau zwischen ihm und jenem schlichtesten und unmöglichsten Ding: dem Glück. Ich musste es für mich selbst tun. Brod war gerade erst ein paar Jahre alt, als sie sie entdeckte: Der Zettel hatte den Weg in ihre rechte Tasche gefunden, als hätten die hingekritzelten Worte einen eigenen Willen, als wären sie imstande, eine eigene Realität schaffen zu wollen. Ich musste es für mich selbst tun. Entweder spürte Brod die enorme Bedeutung, die dieser Zettel besaß, oder sie hielt ihn für ganz und gar unwichtig, denn sie sagte Jankel nichts davon, sondern legte die Nachricht auf seinen Nachttisch, wo er ihn abends fand, nachdem er einen weiteren Brief gelesen hatte, der nicht von Brods Mutter, nicht von seiner Frau war. Ich musste es für mich selbst tun. Ich bin nicht traurig.

    Der Hochgeachtete Rabbi bezahlte sechseinhalb Eier und eine Hand voll Blaubeeren, damit die folgende Bekanntmachung in Simon T.s Wochenblatt gedruckt wurde: ein reizbarer Richter in Lwow habe verlangt, dass das namenlose Schtetl einen Namen haben müsse, der auf neuen Landkarten und in Volkszählungsunterlagen auftauchen werde, dass er nicht die verfeinerten Gefühle des polnischen oder ukrainischen Adels verletzen und nicht zu schwierig auszusprechen sein dürfe und dass man sich bis zum Ende der Woche geeinigt haben müsse.
    EINE ABSTIMMUNG!, erklärte der Hochgeachtete Rabbi. WIR WERDEN DARÜBER ABSTIMMEN. Denn wie der Ehrwürdige Rabbi einst geklärt hatte: UND WENN WIR GLAUBEN, DASS JEDER GEISTIG GESUNDE, SICH EINES SITTLICHEN LEBENSWANDELS BEFLEISSIGENDE. ÜBERDURCHSCHNITTLICHE, BEGÜTERTE, FROMME VOLLJÄHRIGE JÜDISCHE MANN MIT EINER STIMME GEBOREN IST, DIE GEHÖRT WERDEN MUSS, SOLLEN WIR DANN NICHT EINEM JEDEN GEHÖR VERSCHAFFEN?
    Am nächsten Morgen wurde vor der

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