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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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verkauten Pass und verschiedene Stücke der Landkarten. »Das Foto!«, sagte ich. »Nein, nein, ich habe viele Duplikate. Sie hat nur ein paar erwischt, bevor ich sie ihr abnehmen konnte.« »Ich bin so schamvoll.« »Was mir Gedanken macht«, sagte er, »ist, dass sie noch nicht im Zimmer war, als ich zu Bett gegangen bin und die Tür geschlossen habe.« »Sie ist eine sehr kluge Hündin.« »Das muss sie wohl sein«, sagte er und zielte mit seinem Röntgenblick auf mich. »Sie ist so klug, weil sie jüdisch ist.« »Jedenfalls bin ich nur froh, dass sie nicht meine Brille gegessen hat.« »Das würde sie nicht tun.« »Meinen Führerschein hat sie aber gegessen. Und meinen Studentenausweis, meine Kreditkarte, ein paar Zigaretten, etwas Geld...« »Aber sie würde nicht deine Brille essen. Sie ist ja kein Tier.«
    »Wie war's mit einem kleinen Frühstück?«, sagte er. »Was?« »Frühstück«, sagte er und legte sich die Hände auf den Bauch. »Nein«, sagte ich, »ich glaube, es ist besser, wir beginnen die Suche. Wir wollen so viel wie möglich suchen, solange es noch Licht gibt.« »Aber es ist erst halb sieben.« »Ja, aber es wird nicht immer halb sieben sein. Hier«, sagte ich und zeigte auf meine Uhr, die eine Rolex aus Bulgarien ist, »es ist schon eine Minute nach halb sieben. Uns verschwindet Zeit.« »Vielleicht nur einen Happen.« »Was?« »Nur ein Stück Zwieback. Ich bin wirklich hungrig.« »Dazu gibt es nichts zu sagen. Es ist das Beste - « »Auf ein, zwei Minuten kommt es doch nicht an. Wonach riecht dein Atem?« »Du wirst einen Mokkaccino im Restaurant unten trinken, und das ist das Ende der Unterhaltung. Wir müssen versuchen, es auf die Schnelle zu machen.« Er wollte etwas sagen, aber ich legte den Finger auf meine Lippen. Das bedeutete: HALT DEN MUND!
    »Noch mehr Frühstück?«, fragte die Oberin. »Sie sagt, guten Morgen, möchtest du einen Mokkaccino?« »Oh«, sagte er. »Sag ihr ja. Und vielleicht ein Stück Brot oder so.« »Er ist ein Amerikaner«, sagte ich. »Ich weiß«, sagte sie, »ich bin ja nicht blind.« »Aber er isst kein Fleisch, also nur einen Mokkaccino.« »Er isst kein Fleisch!« »Zu eilige Verdauung«, sagte ich, weil ich nichts Schamvolles über ihn sagen wollte. »Was hast du ihr gesagt?« »Ich habe ihr gesagt, sie soll ihn nicht zu wässrig machen.« »Gut. Ich hasse es, wenn er zu wässrig ist.« »Ein Mokkaccino ist angemessen«, sagte ich zu der Oberin, die ein sehr schönes Mädchen mit den meisten Brüsten war, die ich je gesehen hatte. »Wir haben keinen.« »Was hat sie gesagt?« »Dann also einen Cappuccino.« »Wir haben keinen Cappuccino.« »Was hat sie gesagt?« »Sie sagt, Mokkaccinos sind heute speziell, weil sie Kaffee sind.« »Was?« »Möchtest du heute Abend mit mir den Electric Slide in einer berühmten Diskothek tanzen?«, fragte ich die Oberin. »Bringst du den Amerikaner mit?«, fragte sie. Oh, das nervte mich von Kopf bis Fuß! »Er ist ein Jude«, sagte ich, und ich weiß, das hätte ich nicht äußern sollen, aber ich fing an, mich sehr schlecht über mich selbst zu fühlen. Das Problem ist, dass ich mich noch schlechter fühlte, nachdem ich es geäußert hatte. »Oh«, sagte sie, »ich habe noch nie einen Juden gesehen. Kann ich seine Hörner betrachten?« (Du denkst vielleicht, dass sie sich nicht so erkundigt hat, Jonathan, aber das hat sie. Ohne einen Zweifel hast du keine Hörner, also sagte ich zu ihr, ihre eigenen Dinge zu bekümmern und nur einen Kaffee für den Juden zu bringen und zwei Teller Wurst für die Hündin, denn wir konnten ja nicht wissen, wann sie wieder etwas zu essen kriegen würde.)
    Als der Kaffee eintraf, trank der Held nur eine kleine Menge. »Das schmeckt schrecklich«, sagte er. Eine Sache ist, dass er kein Fleisch isst, und eine zweite Sache ist, dass er Großvater ruhend im Wagen herumsitzen lässt, aber es ist eine ganz andere Sache, dass er unseren Kaffee schlecht macht. »DU TRINKST DEN KAFFEE, BIS ICH MEIN GESICHT IM BODEN DER TASSE SEHEN KANN!« Ich wollte gar nicht schreien. »Aber es ist eine Steinguttasse.« »DAS IST MIR EGAL!« Er trank den Kaffee aus. »Du hättest ihn nicht auszutrinken brauchen«, sagte ich, denn ich konnte bemerken, dass er die chinesische Mauer zwischen uns baute. »Schon gut«, sagte er und stellte die Tasse auf den Tisch. »Das war ein wirklich guter Kaffee. Köstlich. Ich bin ganz satt.« Ein Einfallspinsel, dachte ich. Ein Riese von Einfallspinsel.
    Es dauerte mehrere

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