Alles Ist Ewig
die Zukunft«, erklärte Adam, und das Leben kehrte in seine dunklen Augen zurück. »Vorher war die Vergangenheit alles, was ich hatte. Darum habe ich alles aufbewahrt, was du auch nur berührt hattest. Diese Dinge brauche ich nun nicht mehr. Es tut mir leid«, fügte er dann hinzu, als er sah, wie Haven eine zarte Röte ins Gesicht stieg. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
»Das hast du nicht«, log Haven. »Ich frage mich nur, warum du nicht schon immer so warst. Dann hätte ich auch nicht vor dir fliehen müssen.«
»Es ist nicht immer einfach zu wissen, was ein anderer sich am meisten wünscht«, sagte Adam. »Zuerst habe ich mir eingebildet, ich könnte mir deine Zuneigung mit Gold und Juwelen erkaufen. Diese Anstrengungen, dein Herz zu erobern, waren natürlich zum Scheitern verurteilt. Danach habe ich es versucht, indem ich all die Probleme lösen wollte, mit denen du während deiner Leben konfrontiert wurdest. Das hat eine Weile ganz gut funktioniert. Ein paar Jahre lang lebten wir glücklich zusammen in Konstantinopel. Dann aber hast du die Wahrheit über mich herausgefunden und dich in den Bosporus gestürzt. Später, in Florenz, habe ich meine Chance abermals vertan. Aber jetzt weiß ich, was du dir wünschst. Ich weiß nun, was ich dir geben muss und du nicht zurückweisen kannst.«
»Und was?«, wollte Haven wissen.
»Ich muss ein guter Mensch sein. Jemand, dem du vertrauen kannst. Ich habe gesehen, wie du gelitten hast, als Iain dich enttäuscht hat, und da wurde mir klar, dass ich der Mann werden musste, der er nicht war, wenn ich mit dir zusammen sein wollte. Und so habe ich angefangen, die nötigen Veränderungen einzuleiten. Ich versuche, die Ouroboros-Gesellschaft zu reformieren. Ich will unseren Mitgliedern eine neue Mission geben. Vielleicht entscheidest du dich eines Tages dazu, die OG an meiner Seite zu führen, und dann will ich, dass du stolz auf das bist, was wir haben. Überleg doch mal, was wir mit der Gesellschaft im Rücken alles erreichen könnten. Wir könnten unsere Macht für das Gute verwenden, genauso wie August Strickland es sich von Anfang an vorgestellt hat.«
»Aber ich verstehe das alles immer noch nicht, Adam. Du hast mir mal erzählt, dass das Chaos notwendig ist. Du hast gesagt, dass ohne dich die Entwicklung der Welt stagnieren würde. Was passiert denn dann, wenn du dich plötzlich veränderst?«
»Das Universum hat andere Möglichkeiten, um sein Gleichgewicht zu halten«, erwiderte Adam. »Ich habe einen Plan, aber ich will ehrlich mit dir sein, Haven. Was ich hier versuche, könnte gefährlich sein. Ich weiß nicht, was die Folgen sein werden.«
»Und trotzdem bist du immer noch bereit, dich zu ändern?«, fragte Haven. »Nur meinetwegen?«
Adam sah sie an. »Ich liebe dich«, sagte er einfach nur. »Seit dem Moment, da ich dich zum allerersten Mal gesehen habe. Ich glaube, dir ist gar nicht bewusst, wie viel du mir bedeutest, Haven. Du bist meine einzige Schwäche.«
»Ich bin also deine Unvollkommenheit?« Das war nicht gerade das Kompliment, das Haven sich erhofft hatte.
»Nichts in Gottes Schöpfung ist vollkommen. Tausende von Jahren habe ich geglaubt, ich wäre die einzige Ausnahme von dieser Regel. Ich habe geglaubt, ich wäre ein überlegenes Wesen, das auf die Erde gesandt wurde, um über ein Geschlecht geringerer Geschöpfe zu herrschen. Ich verachtete die Menschen, die sich von Bedürfnissen lenken ließen, die sie nicht kontrollieren konnten. Dann aber habe ich dich gefunden und verstand, dass ich derjenige war, der Mitleid verdient hatte. Nur in deiner Nähe fühle ich mich vollends lebendig. Dann leide ich unter demselben Verlangen, das auch sterbliche Männer verspüren. Ich wurde süchtig nach diesem Gefühl, und ich beneide die Geschöpfe, auf die ich einst herabgeblickt habe. Du bist mir geschickt worden, um mich Demut zu lehren, Haven. Wann immer du an meiner Seite bist, bin ich menschlich.«
Haven wusste, dass Phoebe äußerst zufrieden über dieses Geständnis wäre. Doch sie empfand keine Erleichterung oder Freude. Sie wünschte, es gäbe einen Weg, ihm zu geben, was er so sehr begehrte. Doch alles, was Haven Adam gewähren konnte, war ein flüchtiger Blick darauf, was sein könnte, wenn ihr Herz nicht schon jemand anderem gehören würde. Sie streckte den Arm aus und griff nach Adams Hand. Seine Finger fühlten sich genauso glatt und kalt an, wie die der Statuen in diesem Garten. Adam sah sie an, bis sich die
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