Alles Ist Ewig
wenn Phoebe mich gelassen hätte!«
»Phoebe?«, wiederholte Iain, die Stirn vor Verwirrung gerunzelt. Dann blickte er zur Decke und nickte schließlich, als wäre ihm von dort oben die Antwort gesandt worden. »Jetzt verstehe ich. Phoebe wollte mich vom Hals haben. Darum war sie auch damit einverstanden, dass ich mich auf die Suche nach Padma mache. Sie hat geschworen, dass sie mit ihrem eigenen Plan warten würde. Aber das hat sie nicht, oder?«
»Nein«, bestätigte Haven. »Zu mir hat sie gesagt, dass wir beide Pläne weiterverfolgen müssen.« Iain hatte recht – die Horae hatten sie ausgetrickst. Und Haven hatte ihnen überhaupt erst die Möglichkeit dazu gegeben, indem sie zu spät zu ihrem Treffen gekommen war. Sie hatte Phoebe die perfekte Gelegenheit geliefert, sie gegeneinander auszuspielen und Iain aus dem Weg zu schaffen.
»Tja«, seufzte Iain. »Das erklärt zumindest, warum du heute Abend mit Adam zusammen warst. Aber warum musstest du ihn denn gleich küssen , Haven? Und wie oft hast du das schon tun müssen?«
Er hatte jedes Recht, diese Fragen zu stellen, aber seine Worte fühlten sich trotzdem an wie ein Schlag ins Gesicht. »Das war das erste und letzte Mal, Iain! Also behandel mich gefälligst nicht wie eine Verräterin. Ich war immer ehrlich zu dir. Und das ist mehr, als man von dir behaupten kann. Warum hast du mir nicht gesagt, dass Mia Michalski deine Exfreundin ist?«
»Was? Wer hat dir das denn erzählt?«
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Haven zurück. Es war sehr viel leichter, mit dem schlechten Gewissen zu leben, wenn sie sich vorstellte, dass Iain ebenfalls nicht unschuldig war.
»Wer auch immer das war, leidet vermutlich unter Wahnvorstellungen. Aber falls es dich beruhigt, Haven, ich habe Mia seit Tagen nicht mehr gesehen. Sie war mit der Suche nach Beau beschäftigt und ich mit der nach Padma. Wir haben beide getan, was wir konnten, um dir zu helfen.«
Haven sah Schmerz in Iains Gesicht, und der Gedanke, dass sie der Grund dafür war, erfüllte sie mit Entsetzen. Irgendwo musste noch immer dieses schreckliche Mädchen in ihr lauern. Beatrice tat ihr Bestes, um Iain von sich wegzustoßen, doch Haven durfte nicht zulassen, dass sie damit Erfolg hatte. Sie hatte geschworen, dass sie niemals irgendetwas zwischen sich und den Menschen kommen lassen würde, um den sie so hart gekämpft hatte.
»Es tut mir leid«, sagte Haven und schmiegte ihre Stirn an Iains missmutig herabhängende Schulter. Ihre Tränen waren eine brennende Mischung aus Schuldgefühlen, Scham und Trübsal. »Alles. Ich hätte Adam nicht küssen dürfen. Und ich hätte nie deine Treue infrage stellen dürfen. Ich weiß, wie sehr du versuchst, mir zu helfen. Wenn ich mit Adam zu weit gegangen bin, dann nur, weil ich will, dass das hier endlich vorbei ist. Ich will Beau retten und dann in den ersten Flieger nach Rom steigen. Ich würde alles dafür geben, jetzt zu Hause auf unserem Balkon zu sitzen und mir eine Geschichte aus einem unserer Leben anzuhören.«
»Ich auch«, sagte Iain. »Darum bin ich ja auch hier. Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen zu hören, dass wir unserem Rückflug womöglich ein kleines Stückchen näher gekommen sind.«
»Weil du Padma gefunden hast?« Haven wischte sich mit der Bettdecke die Tränen ab. Achtundvierzig Stunden früher hätte diese Neuigkeit sie noch in Begeisterung versetzt.
»Ja. Ich hab die letzten paar Tage damit verbracht, die Häuser zu überwachen, die sie zu der Zeit, als sie noch Präsidentin war, für Befragungen benutzt hat. Gestern Nachmittag hab ich sie dann erwischt, als sie aus einem grässlichen Rattenloch auf der Lower East Side kam.«
»Und? Wird sie dir helfen, die OG zu zerstören?«, fragte Haven.
»Nein, aber sie ist immerhin bereit, mit mir zu reden, solange auch was für sie dabei rausspringt.«
»Also habt ihr zwei noch nichts in die Wege geleitet, oder?«, vergewisserte Haven sich.
»Warum fragst du?«, wollte Iain wissen, der sie plötzlich argwöhnisch musterte.
»Ich hab nachgedacht, Iain. Was ist, wenn die Gesellschaft vielleicht gar nicht zerstört werden sollte ?«
Iain starrte Haven an, als hätte sie plötzlich angefangen, in Zungen zu reden. »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Die Ouroboros-Gesellschaft ist durch und durch verdorben.«
»Das hab ich auch gedacht, aber jetzt bin ich nicht mehr so überzeugt davon.« Haven rückte näher an ihn heran, in der Hoffnung, dass ihr Enthusiasmus ansteckend sein
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