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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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ihrem Kuss. In Adams Gegenwart fühlte sie sich nicht bloß wie eine Sterbliche. Und sie war geschmeichelt über die Mühen, die er auf sich nahm, um ihr Herz zu gewinnen. Trotzdem. Adam hatte sie nicht geblendet. Haven konnte noch immer klar denken.
    Doch das würde sie beweisen müssen, wenn sie ihre Beziehung mit Iain retten wollte. Iain musste erfahren, dass Havens plötzlicher Wunsch, die Gesellschaft zu verschonen, nichts mit den Gefühlen zu tun hatte, die sie für deren Leiter empfand. Sie hatte einen flüchtigen Einblick in das bekommen, was die OG erreichen könnte, wenn Leute wie Owen hinter den Kulissen arbeiteten. Wenn sie das Iain doch nur beweisen könnte, dann würde er sie vielleicht verstehen. Und vielleicht würde er dann auch begreifen, dass ihre Liebe zu ihm nicht weniger geworden oder gar ganz erloschen war – selbst wenn in ihrem Herzen auch Platz für einen anderen war.
    Schließlich, um drei Uhr morgens, war Haven eine Möglichkeit eingefallen, wie sie ihre neuen Ansichten auf die Probe stellen könnte. Die Horae behaupteten, dass in Halcyon Hall schreckliche Dinge vor sich gingen. Auch Iain schien davon überzeugt zu sein. Aber es wurde Zeit, dass sie nicht mehr alles, was Phoebe sagte, für bare Münze nahmen. Haven musste diese Schule mit eigenen Augen sehen, selbst wenn das bedeutete, dass sie sich einen Tag lang nicht auf die Suche nach Beau konzentrieren konnte. Vielleicht würde sie dort etwas entdecken, was ihr bei der Entscheidung half, wem sie glauben sollte – all den Leuten, die sie für ein verwirrtes kleines Mädchen hielten, oder der leisen Stimme, die ihr zuflüsterte, sie solle auf ihr Gefühl vertrauen.
    Halcyon Hall lag am Rand einer winzigen Ortschaft am Ostufer des Hudson River. Als Haven sich dem Städtchen näherte, sah sie beim Blick aus dem Fenster des Taxis, das am Bahnhof von Poughkeepsie auf sie gewartet hatte, einen weitläufigen Gebäudekomplex aus Stein und Holz. Mit seinen beeindruckenden Rundbögen, Balkonen und Türmchen wirkte er eher wie eine luxuriöse Skistation und kein bisschen wie der triste, graue Bau, den Haven erwartet hatte.
    »Sind Sie sicher, dass das Halcyon Hall ist?«, fragte sie.
    »Ja«, erwiderte der Taxifahrer.
    »Wissen Sie irgendwas über die Schule? Ich hab gehört, sie soll ein bisschen … ungewöhnlich sein.«
    »Ist einfach bloß ’ne Schule«, sagte der Mann in einem Ton, der verriet, dass er keine Lust hatte zu plaudern. »Nichts Ungewöhnliches dran, soweit ich weiß. Muss aber ein Vermögen gekostet haben, den Kasten wieder herzurichten. Ist früher ein Hotel gewesen. Und danach ’ne noble Mädchenschule. Hat aber jahrelang leer gestanden. Bis vor zehn Jahren da drin Halcyon Hall eröffnet hat, haben die Leute von hier immer über den Schandfleck geschimpft.«
    Der Fahrer wandte den Blick vom Rückspiegel ab und sah wieder nach vorn auf die Straße. Ein weiterer Schneesturm war am Abend zuvor durch die Gegend gefegt. Mit Eis überzogene Äste hingen bis tief auf den Asphalt hinunter und kratzten über das Dach des Taxis. Die Räumfahrzeuge waren schon hier gewesen und hatten zu beiden Seiten der Straße anderthalb Meter hohe Schneeberge aufgetürmt, doch der Boden war noch immer glatt und die Kurven tückisch. Schließlich bog der Wagen in den Privatweg ein, der zum Schulgebäude führte, und Haven hielt Ausschau nach ersten Hinweisen auf die strengen Sicherheitsvorkehrungen, von denen Phoebe erzählt hatte. Der Taxifahrer lenkte den Wagen durch ein offenes Tor, vorbei an einer leeren Pförtnerloge am Wegrand. Vielleicht hatte es in Halcyon Hall mal einen Sicherheitsdienst gegeben, jetzt aber schienen die einzigen Aufpasser zwei große Raben zu sein, die in Kreisen durch den unberührten Schnee stolzierten. Auch als das Taxi vor dem Haupteingang hielt, kam niemand heraus, um den Fahrer zum Weiterfahren aufzufordern.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, hier auf mich zu warten?«, fragte Haven den Fahrer, während sie immer noch damit rechnete, jeden Moment vom Gelände gejagt zu werden.
    »Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, mir die Wartezeit zu bezahlen.« Er stellte seine Rückenlehne zurück, zog sich seine Kappe über die Augen und ließ sich von seinem Taxameter in den Schlaf ticken.
    Die riesige Empfangshalle war warm und wirkte beinahe gemütlich. Von den freiliegenden Holzbalken, die kreuz und quer unter der Decke verliefen, hingen Kronleuchter, und an beiden Enden des imposanten Raums prasselte ein Feuer. Die in der

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