Alles Ist Ewig
gewünscht hast: deine Freiheit. Du wolltest nicht mehr unter der Fuchtel deiner Mutter stehen. Du hattest einen Streit mit Piero und hast dabei deine Zunge nicht ganz so sehr im Zaum gehalten, wie es gut gewesen wäre. Einer der Diener muss unser Gespräch belauscht haben, denn irgendwann kam das Gerücht Naddos Dienstherrn zu Ohren. Er ließ deinen Bruder und seinen Geliebten ermorden. Ihre Leichen wurden in den Arno geworfen.«
»Nein!«, flüsterte Haven voller Entsetzen.
»Es war ein tragisches Versehen, Haven. Du hast nie gewollt, dass Piero etwas zustößt. Als du erfuhrst, dass er tot ist, hast du mir die Schuld gegeben, weil ich von Anfang an der Grund für euren Streit gewesen bin. Du hast dich gegen mich gewendet und dann hast du den Horae geholfen, mich einzusperren.«
»Obwohl du unschuldig warst?«
»Ich war nie unschuldig. Aber ich habe Piero nicht getötet.«
»Warum habe ich dann den Horae geholfen?«
»Dieselbe Frage habe auch ich dir Jahre später gestellt. Du hast behauptet, es sei leichter gewesen, mich für einen Verbrecher zu halten, als dir deine eigene Rolle einzugestehen, die du bei Pieros Ermordung gespielt hast.«
Klar, Beatrice war selbstsüchtig und rücksichtslos gewesen, doch Haven hätte nicht gedacht, dass sie zu solch kaltblütiger Grausamkeit imstande gewesen wäre. Am liebsten hätte sie in sich hineingegriffen und das Mädchen herausgerissen. »Wenn das, was du sagst, wahr ist, weiß ich nicht, ob ich mit diesem Wissen weiterleben kann.«
Adam nahm ihre Hand, und Haven zog sie nicht weg. »Das kannst du«, versprach er ihr. »Du wirst einen Weg finden, die Vergangenheit zu akzeptieren, und dein Bestes tun, um solche Fehler in der Gegenwart zu vermeiden. Verstehst du denn nicht? Genau das versuche ich selbst. Die Ouroboros-Gesellschaft hat die Macht, die Welt zu verändern, aber sie wird niemals all das Elend ungeschehen machen können, das ich verursacht habe. Trotzdem ist es ein Anfang. Und mit dir an meiner Seite wäre es eine wundervolle Möglichkeit für uns beide, unsere Fehler wiedergutzumachen.«
»Du willst immer noch, dass ich mit dir zusammen die OG führe?«
»Ja«, erwiderte Adam mit fester Stimme. »Mehr als alles andere.«
Haven wandte sich ihm zu. »Dann musst du mir beweisen, dass ich dir vertrauen kann. Finde Beau. Und hör auf, mit Milo Elliot zusammenzuarbeiten. Schick ihn weg aus New York – irgendwohin, wo er keinen Schaden anrichten kann.«
Das überraschte Adam. »Was hat denn Milo mit all dem zu tun?«, wollte er wissen. »Er soll doch lediglich Owen Bells Ideen verwirklichen.«
Aber wofür hatte Adam ihn ursprünglich vorgesehen?, überlegte Haven. »Du weißt, dass Milo gefährlich ist, oder?«, fragte sie stattdessen.
»Er muss nicht gefährlich sein. Ich habe ihn unter Kontrolle. Milo spielt nur die Rolle, die ich ihm zuweise.«
Haven konnte sich einen Schauder nicht verkneifen. »Dann hast du Milo schon früher gekannt?«
»Ja, wir haben in der Vergangenheit schon viele Male zusammengearbeitet. Ich habe ihn oft als meine Geheimwaffe gesehen. Ich selbst kann nur jeweils eine einzige Person beeinflussen, aber Milo hat die Gabe, ganze Nationen dazu zu bringen, ihm zu folgen. In seinen früheren Leben habe ich ihn oft dazu benutzt, die Massen auf gefährliche Wege zu lenken. Jetzt hatte ich gehofft, dass es vielleicht auch andersherum funktioniert.«
Adam schien gar nicht zu begreifen, was er getan hatte. Milo würde nie harmlos sein. Es war, als benutzte man eine geladene Bazooka als Kleiderständer.
»Du musst ihn loswerden, Adam. Irgendetwas Schlimmes wird in New York passieren, und es kann sein, dass Milo dafür verantwortlich ist.«
»Soll das heißen, du hast in die Zukunft gesehen?«
»Nein, aber ich kenne jemanden, der es kann.«
Adam starrte auf den dunklen Park vor ihnen. »Meine Männer haben mir erzählt, dass du dich mit einem Mädchen getroffen hast, bevor ihr zu Owen Bell gegangen seid. Ist sie diejenige, die in die Zukunft sehen kann? Was hat sie dir gesagt?«
Haven antwortete nicht. Sie hatte schon zu viel verraten.
»Tja, dann«, sagte Adam schließlich. »Wie es scheint, gibt es nun plötzlich einen Joker in diesem Spiel. Aber ich werde tun, worum immer du mich bittest. Meine Absichten sind absolut ehrbar. Die Schlangengöttin wird dir bestätigen, dass ich nichts zu verbergen habe.«
KAPITEL 39
H ier! Haven!« Calum sprang auf und zog einen dritten Stuhl an den Tisch, an dem er mit Alex saß. Sie hatten
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