Alles Ist Ewig
Themenwechsel.
»Heute sind die Oscars, Schätzchen! Alex wird heute Abend dein Kleid tragen!«
»Gerade zur rechten Zeit«, meinte Alex. »Du könntest nämlich wirklich ein bisschen positive Presse gebrauchen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Haven.
»Hast du etwa heute Morgen keine Zeitung gelesen? Iain Morrow ist auf jeder Titelseite. Darf ich dir einen Tipp geben? Benutz die Punkte, die Lucy Fredericks dir bezahlt hat, um ein paar PR-Leute der OG anzuheuern. Die lassen dich im Handumdrehen aussehen wie eins von Iains unschuldigen Opfern. Sonst könnten die Leute nämlich auf die Idee kommen, dass du die letzten achtzehn Monate einen Mörder versteckt hast.«
»Und Testamente gefälscht hast«, fügte Calum hinzu. »Du böses Mädchen.«
Haven stand auf, ihr Stuhl scharrte über den Fliesenboden.
»Wo gehst du hin?«, fragte Calum. »Du willst dich doch wohl nicht schon wieder einfach verdünnisieren, oder? Wir versuchen hier nur, dir zu helfen.«
»Ich muss mal aufs Klo. Bin gleich wieder da«, erwiderte Haven und ließ zum Beweis ihr Handy mit dem Display nach unten auf dem Tisch liegen. »Würdet ihr mir ’nen Kaffee bestellen?«
Sie schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und stürmte dann eine kleine Treppe hinunter, die zu den Toiletten im Untergeschoss des Diners führte. Selbst als Calum und Alex außer Sichtweite waren, gab Haven sich noch immer alle Mühe, ihr Entsetzen zu verbergen. In der Damentoilette angekommen, drehte Haven den Wasserhahn auf und klatschte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, in der Hoffnung, aus dem schrecklichen Albtraum zu erwachen, in dem sie gefangen sein musste. Als sie in den Spiegel sah, starrte ihr ein violettes Augenpaar daraus entgegen.
»Wie bist du denn hier reingekommen?«, rief Haven erschrocken.
»Durch die Hintertür«, antwortete Padma Singh. Ihr dunkles Wollkleid hätte eine ausgiebige Behandlung mit der Fusselrolle vertragen können und war mit einem breiten schwarzen Gürtel um ihre abgemagerte Taille zusammengezurrt. Ihre Augen waren rot gerändert, und es schien schon eine ganze Weile her zu sein, dass ihre glänzend schwarze Mähne zum letzten Mal eine Schere gesehen hatte. Sie sah aus wie ein wunderschönes, ausgehungertes Raubtier. »Ich bin dir von deinem Hotel aus gefolgt.«
»Du solltest lieber abhauen«, zischte Haven. »Die Ouroboros-Gesellschaft leckt sich schon die Finger nach deinem Blut.«
»Na und? Die wären nicht so dumm, irgendwas zu versuchen«, sagte Padma. »In dem Moment, in dem ich von der Bildfläche verschwinde, landen meine Akten auf dem Schreibtisch jedes einzelnen Reporters in der Stadt.«
»Was willst du von mir, Padma? Weiß Iain, dass du hier bist?«
Padma lehnte sich mit einem arroganten Lächeln an den Waschtisch und gab sich alle Mühe, wie ihr altes Ich zu erscheinen. »Ich konnte nicht glauben, dass du Iain verlassen hast, bis ich dich gestern Abend mit Adam gesehen habe. Dann hast du dich also wieder mal mit dem großen Boss eingelassen, was? Aber das war wahrscheinlich sowieso nur eine Frage der Zeit. Du hast dich zurückgelehnt und mit dem Finger auf uns andere gezeigt, aber ich wusste, dass du eines Tages selbst mit von der Partie sein würdest.«
»Verdammt, Padma, hast du denn überhaupt nichts gelernt?«, fragte Haven. »Guck mal in den Spiegel, dann siehst du, was das letzte Mal passiert ist, als du dich mir in den Weg stellen wolltest. Wie fühlt es sich denn so an, wenn man arm ist? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hattest?«
»Ich werde nicht mehr lange pleite sein«, entgegnete Padma. »Ich habe einfach viel zu viel Zeit damit vergeudet, zu versuchen, wieder in die OG aufgenommen zu werden. Jetzt steht die Gesellschaft kurz vor dem Aus, und ich habe alle Informationen, die ich brauche, um zum Todesstoß auszuholen. Du kannst Adam ausrichten, dass ich für mein Schweigen sehr gut bezahlt werden möchte.«
»Das kannst du ihm selbst sagen«, knurrte Haven. »Bevor ich auch nur einen Finger rühre, um dir zu helfen, würde ich ihn mir eher noch abschneiden. Ohne mich wärst du gar nicht mehr am Leben, Padma. Ich glaube, ich habe schon mehr als genug für dich getan. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe.«
»Richte es Adam aus, Haven, oder die ersten beiden Leute, die meinen Unmut zu spüren bekommen, sind deine zwei kleinen Freunde da oben. Ich habe genug schmutzige Details über Alex Harbridge und Calum Daniels, um ihnen für die nächsten zwanzig Jahre die Titelseiten zu
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