Alles Ist Ewig
nichts lieber tun, als eine angemessene Bestrafung für ihn zu arrangieren. Wie viele Punkte möchtest du dafür ausgeben?«
»Nein – du sollst ihm nichts tun. Das will ich gar nicht«, wehrte Haven ab. Der Gedanke daran war verlockend gewesen, aber die Vorstellung, ihn in die Tat umzusetzen, widerte sie an.
»Was kann ich sonst für dich tun?«, fragte Adam.
»Sorg dafür, dass Calum nicht auf Kaution wieder rauskommt.«
KAPITEL 41
H aven!«, schrie Frances Whitman im selben Moment, als das Mädchen aus dem Aufzug stieg. »Mach schnell! Na los, beeil dich!«
»Was ist denn los?« Haven stürmte den Flur zu Frances’ Apartment hinunter.
»Deiner Freundin geht es wieder schlecht! Hast du denn meine Nachrichten nicht bekommen?«
»Nein«, antwortete Haven. Sie hatte ihr Handy auf dem Tisch im Diner liegen gelassen. Calum hatte es mitgenommen, bevor er sich mit seinem Verehrer ein Taxi genommen hatte. »Was ist passiert?«
»Ich bin heute Morgen erst ziemlich spät aufgestanden und hab Leah draußen auf der Terrasse gefunden, nur in T-Shirt und Unterwäsche. Ich weiß nicht, wie lange sie da draußen gelegen hat, aber sie fühlte sich eiskalt an. Iain hat sie reingetragen. Und seitdem hat sie nur gebetet und in fremden Zungen gesprochen. Alles, was sie zu verstehen scheint, ist das Wort Arzt, und wenn sie das hört, rastet sie total aus. Sie murmelt die ganze Zeit irgendwas davon, dass sie mit dir reden muss.«
»Wo ist sie jetzt?«, fragte Haven.
»Im Wohnzimmer.«
Haven ließ ihre Tasche fallen und rannte los. Sie fand Leah auf Frances’ seidenbezogenem Sofa liegend, eingewickelt in ein halbes Dutzend Decken. Iain hockte neben ihr und hielt ihre schlaffe Hand. Haven ließ sich neben ihn sinken. Von Nahem sah Leah aus wie eine Leiche. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Haut wächsern. Das einzige Zeichen dafür, dass sie am Leben war, waren ihre zuckenden Lippen – so als spräche sie mit jemandem, den sie hinter ihren geschlossenen Lidern sah.
»Die Decken braucht sie nicht«, sagte Haven und streifte ihrer Freundin ein paar davon ab, damit sie sich bewegen konnte. »Leah macht Kälte nichts aus. Das ist nicht der Grund, warum es ihr so schlecht geht.«
Beim Klang von Havens Stimme flogen Leahs Augen auf. »Haven! Irgendwas ist schiefgegangen! Wir müssen es aufhalten!«
»Was? Was ist schiefgegangen?«
»Die Visionen. Sie werden immer schlimmer. Die erste hatte ich gestern Abend, als ich die Nachrichten gesehen hab. Sie haben über einen Terroristenangriff berichtet. Ich weiß sogar das Datum. In fünf Jahren am vierten Juli. Sie haben Bilder von einer Überwachungskamera am Union Square gezeigt – man konnte den U-Bahn-Eingang und die Ghandi-Statue sehen. Und da lagen überall Leichen. Hunderte. Vielleicht sogar Tausende. Sie haben gesagt, dort hat alles angefangen.«
»Was hat angefangen?«
»Irgendeine Art Krankheit, die alle getötet hat. Ich war so fertig, ich musste mich hinlegen. Und dann, heute Morgen, hab ich mich auf einmal ganz schrecklich gefühlt. So als stünde meine Lunge in Flammen. Ich bin nach draußen gegangen, um frische Luft zu schnappen, und als ich auf den Park runtergesehen hab, hatte ich noch eine Vision. Die Straßen standen voller verlassener Autos, und die Hälfte der Gebäude hat gebrannt. Das Einzige, was sich bewegt hat, waren Helikopter mit Männern in Schutzanzügen. Und die Vögel haben an den Leichen auf dem Boden rumgepickt. Die ganze Stadt war tot.«
»Mein Gott«, flüsterte Frances.
»Was ist gestern Abend passiert, Haven?«, wollte Leah wissen. »Irgendwas hat uns dieser Zukunft näher gebracht. Darum werden die Visionen klarer!«
»Ich weiß nicht!« Haven zermarterte sich ihr Gehirn. »Ich dachte, ich hätte es verhindert. Ich habe mir von Adam versprechen lassen, dass er Milo wegschickt.«
»Vielleicht hab ich mich geirrt, was Milo angeht. Diesmal hab ich ein Mädchen gesehen.« Mühevoll setzte Leah sich auf. »Vielleicht sechzehn? Siebzehn? Sie war in den Nachrichten. In einem Ausschnitt aus einer Pressekonferenz. Sie hat gesagt, sie hätte die Krankheit entwickelt.«
»Ein Mädchen? Dann muss es eine der Horae sein«, sagte Haven.
»Die Horae?«, fragte Iain ungläubig. »Ich weiß ja, Phoebe ist eine falsche Schlange, aber …«
»Sie haben Beau. Das hab ich heute Morgen rausgefunden. Phoebe hat ihren Sohn dazu angestiftet, Beau auszutricksen, damit er nach New York kommt und ich ihm folge. Sie wusste, dass sie Adam ohne meine Hilfe
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