Alles Ist Ewig
ahnt irgendwas? Bin ich in Schwierigkeiten?«
»Das glaube ich nicht. Wir waren extrem vorsichtig. Wahrscheinlich will er seine Angebetete einfach nur beschützen. Und jetzt pass auf, Prinzessin. Ich will, dass du an der ersten Ampel auf der Park Avenue aussteigst. An der Ecke auf der anderen Straßenseite wird ein blauer Minivan stehen. Geh über die Straße. Irgendwann fährt ein Bus vorbei. Warte, bis der Bus dich verdeckt, und steig dann in den Minivan. Nicht zögern, sonst vermasselst du alles. Cleo kennst du ja, die Frau aus der U-Bahn. Sie wird dich direkt zu Phoebe bringen.«
»Wow«, sagte Haven. »Das nenne ich einen Plan.«
»Wir vergessen nie, mit wem wir es zu tun haben«, erklärte Chandra ernst, während sie den Motor startete. »Und du solltest das auch nicht.«
Der Fahrzeugwechsel verlief problemlos. In den dreißig Minuten, die sie am East River entlangfuhren, sagte Cleo kein Wort zu Haven. Ihre Augen, verborgen hinter einer schwarzen Gucci-Sonnenbrille, schienen genauso oft in den Rückspiegel zu sehen wie auf die Straße. Als sie Sylvan Terrace erreichten, erwartete Phoebe sie schon auf der Eingangstreppe und starrte ihnen entgegen. Mit ihrem silbergrauen Haar, der blassen Haut und dem ärmellosen, cremefarbenen Kleid hätte man sie auch für eine Eisskulptur halten können.
»Du bist viel zu spät.« Phoebes Stimme hatte einen gebieterischen Unterton angenommen. Haven fühlte sich wie ein von seiner Hausherrin gescholtenes Dienstmädchen.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Haven. »Ich war am arbeiten und habe die Zeit vergessen.«
»Am arbeiten?«, schnaubte Phoebe. »Woran? Hast du im Augenblick nicht schon genug zu tun?«
»Ja, aber ich bin total pleite«, versuchte Haven sich zu rechtfertigen. »Ich muss arbeiten, wenn ich nicht verhungern will, darum schneidere ich ein Kleid für eine Freundin. Ich werde dafür sorgen, dass das unseren Plänen nicht noch einmal in die Quere kommt – versprochen.«
»Ist diese Freundin jemand, den du über Adam kennengelernt hast?«, verlangte Phoebe zu wissen.
»Ja«, gestand Haven.
»Wunderbar«, meinte Phoebe, nun schon viel freundlicher. »Nimm ruhig ein paar von seinen Gefälligkeiten an. Das ist der erste Schritt, um ihn davon zu überzeugen, dass er dich für sich gewonnen hat. Aber es darf nicht zu auffällig sein. Kein Geld, keinen Schmuck – nur kleine Aufmerksamkeiten. Sonst könnte er den Verdacht bekommen, dass du etwas im Schilde führst.«
»So ist das nicht.« Havens Stimme klang ungewollt scharf. »Der Auftrag war keine Gefälligkeit. Ich bin eine gute Designerin. Ich brauche Adam Rosier nicht, um meine Kleider zu verkaufen.«
»Natürlich nicht«, sagte Phoebe. »Aber bitte komm nicht noch einmal zu spät. Selbst eine begabte Designerin sollte sich doch wohl die Zeit nehmen, ihren besten Freund zu retten. Es wäre ja wirklich ein Jammer, wenn ihm etwas zustoßen würde, während du gerade an deinen hübschen Kleidchen nähst.«
Haven öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber ihr fiel kein Argument ein. Phoebe hatte recht.
»Wir sollten anfangen.« Die alte Frau winkte Haven herein und führte sie die Treppe hinauf. »Ich muss bald im Spa sein. Ich habe einen Termin mit einer Frau, die meint, sie wäre Jeanne d’Arc gewesen.« Sie stieß einen dramatischen Seufzer aus. »Sie wollen alle Jeanne d’Arc gewesen sein.«
»Moment mal. Wo ist denn Iain? Vera sollte ihn doch abholen.«
»Das hat sie auch«, antwortete Phoebe. »Er war hier, wir haben uns unterhalten, und dann hat er gesagt, er müsste weg. Zu dumm, dass ihr euch verpasst habt; wie ich hörte, könnt ihr eine Weile keinen Kontakt haben.«
»Sie haben mit ihm geredet? Hat Iain Ihnen von seinem Plan erzählt?«
Phoebe blieb auf der Treppe stehen. »Ja, und ich habe ihm meinen Segen gegeben. Aber ich habe ihm auch erklärt, warum die Horae ihre eigenen Pläne auf keinen Fall zurückstellen können. Du und ich werden weitermachen, wie wir es besprochen hatten.«
»Aber …«
»Wenn Iain Erfolg hat, verspreche ich dir, unsere Vereinbarung noch einmal zu überdenken. Aber bis dahin halten wir an unserem Plan fest. Dein Freund könnte einem Psychopathen in die Hände gefallen sein, Haven, und du willst ja wohl nichts unversucht lassen, um ihn zu retten. Du siehst also bestimmt ein, dass zwei Pläne besser sind als einer, oder?«
Der Schnee auf dem Dach war rings um den Wasserturm in einem vollkommenen Kreis geschmolzen. Haven zog ihren Mantel aus, sobald
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