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Alles Ist Ewig

Alles Ist Ewig

Titel: Alles Ist Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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Haar gewesen war. Und sie traute sich nicht, den Verlobten des Mädchens zu erwähnen. Es gab keinen Zweifel. Beatrice Vettori war kurz davor gewesen, Adam Rosier zu heiraten. Aber Haven hatte nicht vor, Phoebe das zu erzählen.
    »Nichts von dem, was ich heute gesehen habe, wird mir helfen, Beau zu finden.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte Phoebe.
    »Ich weiß es einfach«, fauchte Haven.
    »Du bist blass. Du musst etwas gesehen habe, das dich zutiefst erschüttert hat«, drängte Phoebe sie weiter. »Du brauchst keine Geheimnisse vor mir zu haben.«
    »Bitte«, flehte Haven. Sie konnte die bohrenden Fragen nicht mehr ertragen. »Ich fühle mich nicht gut. Ich muss nach Hause.«
    Phoebes Mundwinkel hoben sich. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte Haven den Eindruck bekommen können, dass die Frau höchst zufrieden war. »Na gut«, erwiderte Phoebe. »Geh zurück in dein Hotel. In ein paar Tagen holen wir dich wieder ab.«
    Draußen hielt Haven nach einem Taxi Ausschau, aber die mit Schneematsch bedeckten Straßen waren wie ausgestorben. In ihrer Hast, das Haus der Horae hinter sich zu lassen, steuerte sie das Grundstück des heruntergekommenen weißen Herrenhauses auf der anderen Straßenseite an. Es thronte auf einem Hügel mitten in einem Wohngebiet nördlich von Harlem und musste einst ein prunkvoller Landsitz gewesen sein, umgeben von einem dichten, uralten Wald. Der Mann, der es im achtzehnten Jahrhundert hatte bauen lassen, wäre wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, dass es eines Tages inmitten einer lebhaften Großstadt liegen würde, in der sich Menschen aus aller Herren Länder tummelten.
    Haven stapfte durch den Schnee und lief einen Bogen um das Gebäude, bis sie dessen Rückseite erreichte, wo die Horae sie weder sehen noch hören würden. Dort bot eine Veranda willkommenen Schutz vor dem schneidenden Wind, der von Osten über den Harlem River peitschte. Ein Streifen gelbes Polizei-Absperrband war über die Stufen gespannt, aber Haven duckte sich darunter durch und klopfte den Schnee von ihren Schuhen. Erst jetzt, als sie Sylvan Terrace nicht mehr sehen konnte, zog sie ihr Handy aus der Tasche und versuchte, Iain anzurufen. Sie erreichte ihn nicht – noch nicht mal seine Mailbox. Frustriert setzte sie sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand. Sie musste dringend mit jemandem reden, dem sie vertrauen konnte, und so ging sie die Liste der eingegangenen Anrufe in ihrem Telefon durch. Als sie die Nummer mit der Vorwahl aus North Carolina gefunden hatte, drückte sie die Anruftaste.
    »Hallo?« Die Person am anderen Ende der Leitung hatte den Mund voll mit etwas Knusprigem. Schon als Kind hatte Leah Frizzell immer eine Tüte Chips in der Hand oder einen Schokoriegel in der Tasche gehabt. Und doch nahm sie nie auch nur ein einziges Pfund zu. Im Inneren des Mädchens schien ein gefräßiges Monster zu hausen, das ununterbrochen nach Essen verlangte. Vielleicht hatte es mit den Gerüchten zu tun, die sich um Leahs Familie rankten, aber Haven hatte sich immer eine riesige Schlange vorgestellt, die zusammengerollt im Bauch des Mädchens lauerte und einen unstillbaren Appetit auf Junkfood hatte.
    »Leah, hier ist Haven. Hast du einen Moment Zeit?« Haven lief das Wasser im Mund zusammen. Sie hatte keine Ahnung, was Leah dort knabberte, aber sie hätte fast alles für einen einzigen Bissen davon gegeben.
    Leah schluckte. »Beau schon gefunden?«, fragte sie, als wäre das die einfachste Aufgabe der Welt.
    »Nein, noch nicht. Aber ich bin jetzt in New York.«
    »Bist du bei der Frau im Rauch gewesen?«
    »Ihr Name ist Phoebe. Ich hab mit ihr geredet. Schon dreimal, um genau zu sein.«
    »Und?« Wieder Knuspern.
    »Bisher hat es nicht viel gebracht. Sie lässt mich in mein vergangenes Leben sehen, aber nie an den richtigen Stellen. Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit.«
    »Tut mir leid. Wenn ich eine wüsste, würde ich sie dir sagen. Ich glaube, du wirst es erst mal weiter versuchen müssen.«
    »Ja. Es ist nur …« Haven seufzte. »Na ja, meine Visionen waren bisher nicht besonders angenehm. Scheint ganz so, als wäre ich damals kein besonders guter Mensch gewesen. Eigentlich war ich sogar ziemlich unausstehlich. Ich war gemein und arrogant und gierig. Und ich hab das ungute Gefühl, dass ich mit Adam Rosier verlobt war – und dass ich vielleicht irgendwie für den Tod meines Bruders verantwortlich war. Ich will nicht mehr darüber

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