Alles Ist Ewig
dass Haven hinter Iains Rücken versucht hatte, ein Vermögen zu retten, das eigentlich gar nicht ihres war? War sie der Grund, dass Haven gerade dem Menschen hinterherspionierte, den sie über alles liebte – dem Menschen, der alles riskierte, um ihr zu helfen?
Glaub an dich, dann wirst du schon das Richtige tun. Diesmal hörte Haven Leahs Worte in ihrem Kopf. Und Leah Frizzell log nie. Sie schmückte niemals die Wahrheit aus oder schwächte ihre Worte ab, um jemandes Gefühle zu schützen. Wenn Leah überzeugt war, dass sie das Richtige tun würde, dann wusste Haven, dass sie dieses Rätsel würde lösen können. Und so trat Haven aus ihrem Versteck hervor, ohne noch einen Blick auf die Bar zu werfen, und folgte ihrem Herzen die Amsterdam Avenue hinunter.
In einem Minisupermarkt kaufte sie sich ein kleines Spiralnotizbuch, um Iain eine Nachricht zu hinterlassen – Entschuldigung, Dankes- und Liebesbrief in einem. Aber sie fand einfach nicht die richtigen Worte für all das, was sie sagen wollte. Und so verbrachte Haven die nächsten zwei Stunden in einem Café und zeichnete Szenen ihrer glücklichsten Erinnerungen. Das kleine weiße Haus in den Washington Mews. Eden Falls. Der Kellerraum im Apollo Theater. Den Balkon ihrer Wohnung an der Piazza Navona. Die verschachtelten Straßen von Rom. Auf die allerletzte Seite des Notizbuchs schrieb Haven Du fehlst mir.
Der Portier der Andorra Apartments nahm das Notizbuch entgegen und steckte es in einen Umschlag, auf den er Gast von Frances Whitman schrieb. Nachdem ihr Vorhaben erledigt war, trat Haven wieder nach draußen auf die Straße, winkte ein Taxi heran und nannte dem Fahrer die Adresse des Gramercy Gardens. Als sie dort ankam, wollte Haven sich sofort auf den Weg in ihr Zimmer machen. Sie hatte beschlossen, dass es vor allem wichtig war, sich keinen Ärger einzuhandeln. Sie hatte die Lobby gerade halb durchquert, da hörte sie jemanden ihren Namen rufen.
»Entschuldigen Sie! Miss Moore!« Eine Frau in einem schicken schwarzen Anzug kam auf sie zugeeilt.
Nicht schon wieder, dachte Haven und blieb widerstrebend stehen. Sie erkannte die Frau, es war die Hoteldirektorin, die sie beim Einchecken begrüßt hatte, und Haven hoffte, dass sie nicht schon wieder aufgefordert werden würde, ihre Koffer zu packen. Dann aber fiel ihr ein, dass ja die Ouroboros-Gesellschaft die Rechnung bezahlte. Vermutlich hätte sie von der Direktorin verlangen können, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und dabei die Nationalhymne zu schmettern, und die Dame hätte bereitwillig Folge geleistet.
»So ein Glück, dass ich Sie noch erwischt habe!« Die Direktorin war außer Atem, bemühte sich aber trotzdem um ein strahlendes Lächeln.
»Gibt es ein Problem?«, fragte Haven.
»Ein Problem? Oh nein, überhaupt nicht, Miss Moore! Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass Sie heute Nachmittag eine Lieferung erhalten haben. Ich hoffe, es ist Ihnen recht, dass ich es Ihnen direkt auf Ihr Zimmer habe bringen lassen.«
»Das ist in Ordnung«, antwortete Haven. Was auch immer Adam ihr geschickt hatte, würde direkt in den Müll wandern.
»Es war eine eher ungewöhnliche Lieferung«, sagte die Direktorin.
»Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist«, versicherte Haven ihr nochmals.
Vor ihrem Zimmer angekommen, öffnete Haven die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Vor dem Fenster stand eine Gestalt.
»Iain?« Ihr Kopf sagte ihr zwar, dass er es unmöglich sein konnte, aber ihr Herz wollte einfach nicht aufhören, vor Hoffnung zu tanzen. Als sie das Licht anknipste, schnappte sie nach Luft. Die Gestalt war eine Schneiderpuppe. Stoffrollen in jeder nur vorstellbaren Grün-Nuance lehnten an den Wänden. Auf dem Schreibtisch stand eine nagelneue Hightech-Nähmaschine und auf dem Tisch am Fenster ein Geschenkkorb von der Größe einer Mülltonne mit rosa glasierten Cupcakes und einer Flasche Champagner darin. Neben dem Korb lag ein Umschlag.
Ich hab sämtliche grünen Stoffe liefern lassen, die sie im Laden hatten. Ruf mich an, wenn du fertig bist. Aber nur kein Stress! ;-)
xx Alex
KAPITEL 21
H aven setzte sich an die Nähmaschine und fühlte den Stoff durch ihre Finger gleiten, während sie ihn unter der Nadel herschob. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ein Schnittmuster zu erstellen. Es war nicht das Kleid, das sie mit Alex vereinbart hatte, aber sie wusste, dass es genau das Kleid werden würde, das Alex brauchte. Sie nähte es aus dem Gedächtnis, und zum ersten
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