Alles Ist Ewig
Augen erschien im Türspalt. »Wie hast du das gemacht?«
»Was?«
Alex öffnete die Tür. Das Kleid versteckte nichts, und es hätte nicht vorteilhafter sein können. Ohne dass ihre Rundungen gequetscht und wie in eine Zwangsjacke gepfercht waren, sah Alex umwerfend aus, wie eine Göttin oder eine Gestalt aus einer Sagenwelt. »Wie hast du es geschafft, dass ich so aussehe? Ich hab Hunderttausende Dollar für Ärzte und Trainer ausgegeben, und du löst all meine Probleme mit einem einzigen Kleid.«
»Es ist nicht das Kleid«, widersprach Haven. »Das bist du.«
»Nein, nie im Leben. Ich hab schon Millionen von Kleidern angehabt und in keinem einzigen hab ich jemals so gut ausgesehen.«
»Na ja, freut mich, dass es dir gefällt«, sagte Haven, deren Laune so gut war wie seit Tagen nicht mehr.
» Gefällt? Das ist noch untertrieben. Sobald ich das Kleid wieder ausgezogen habe, gehen wir erst mal das Ende meines Lebens auf Diät feiern. Ich bin mit einem Freund in der Stadt verabredet, zum Lunch bei Amrita. Hast du nicht Lust mitzukommen? Du wirst ihn lieben – er ist einfach toll .«
»Ich sollte mich wahrscheinlich lieber ein bisschen aufs Ohr legen. Ich hab letzte Nacht nicht viel geschlafen.«
»Soll das ein Witz sein? Wenn du müde bist, trink Kaffee! Du solltest vor der Oscar-Nacht so oft aus dem Haus gehen, wie du nur kannst. Danach wirst du nämlich ziemlich beschäftigt sein – und ziemlich berühmt.«
Selbst ein Mädchen aus Snope City, Tennessee, wie Haven wusste, dass man in einen Laden wie Amrita nicht einfach hineinspazierte und gleich sein Essen vorgesetzt bekam. An Samstagvormittagen platzte die zum Restaurant gehörige Bar jedes Mal aus allen Nähten. Sie war voller Leute, die über eine Stunde Wartezeit in Kauf nahmen, um dort brunchen zu können. Nicht das Essen übte eine solche Anziehungskraft auf die Leute aus, sondern die Chance, bei den Reichen, Schönen und Berühmten zu sitzen und eine Weile so tun zu können, als gehörte man dazu. Als Alex auf den Oberkellner zustolzierte, teilte sich die Menge unter aufgeregtem Gemurmel. Haven blieb ein Stück hinter ihr und wünschte, Beau könnte dieses Spektakel miterleben.
»Miss Harbridge«, rief der Mann. »Welch ein Vergnügen, Sie zu sehen. Hier entlang, bitte. Ihre Begleitung ist schon eingetroffen.«
Auf der anderen Seite der Bar befanden sich etwa zwei Dutzend Tische mit schlichten weißen Decken. An den weißen Wänden hingen Schwarz-Weiß-Fotografien antiker Ruinen. Das Restaurant selbst sah aus wie jedes andere, wären da nicht die Gäste gewesen. Jedes Gesicht kam Haven bekannt vor, auch wenn sie sich nicht an alle Namen erinnerte. Doch sie sah auf den ersten Blick, worin sie sich von den Leuten, die in der Bar warteten, unterschieden. Keiner von ihnen hob auch nur den Blick, als Alex Harbridge vorbeilief, und niemand musste irgendwem beweisen, dass er dazugehörte. Es war, als wäre Haven zufällig in ein geheimes Treffen der Crème de la crème geraten.
Ein junger Mann mit rotblondem Haar fiel ihr auf, da er Alex wie wild zuwinkte und am besten Tisch des Hauses saß. Er war schlank und makellos gepflegt und trug ein Hemd, das seine trainierte Brust zur Geltung brachte. Haven kannte Calum Daniels’ Gesicht aus einer erfolgreichen Teenie-Serie, von der sie nicht mehr als eine oder zwei Folgen gesehen hatte. Er spielte den intriganten Sohn eines Milliardärs, der nach und nach jede einzelne Figur der Serie verführte. Es ging das Gerücht, dass Calum für die Rolle nicht viel schauspielern musste.
Der junge Mann neben Calum lächelte, aber er winkte nicht. Er war dunkler, kräftiger und sah sogar noch besser aus als sein Freund. Er konnte nicht älter als achtzehn oder neunzehn sein, aber Haven spürte, dass sich hinter seinem jugendlichen Aussehen ein nachdenklicher Geist verbarg.
»Calum!«, rief Alex. »Ich wusste gar nicht, dass du auch kommst. Hast du dich mal wieder selbst eingeladen?«
»Freut mich auch, dich zu sehen, Süße!«, begrüßte der erste Junge die Schauspielerin. Als sie sich umarmten, zwinkerte er Haven über Alex’ Schulter zu. »Und wer ist das reizende Geschöpf, das du da mitgebracht hast?«
»Haven Moore, das hier ist Calum Daniels. Und der große, schweigsame Typ da ist Owen Bell.«
»Hallo«, sagte Haven.
»Mein Gott! Guck dir diese Haare an! So was hab ich ja noch nie gesehen«, schwärmte Calum. Haven war immer davon ausgegangen, dass Calum Daniels schwul war, doch als seine Finger jetzt
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