Alles Ist Ewig
OG-Punkten. Die Frau neben ihm ist auch ein Mitglied. Die steckt hinter diesen schrecklichen Promi-Porträts, die man immer in den Zeitschriften lesen kann. Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass sie ihr Schlangentattoo an einer Körperstelle hat, die nie mit der Sonne in Berührung kommen dürfte. Oho!«, unterbrach er sich selbst. »Da ist noch einer. Rechts von dir, an der Wand. Guck dir mal seine Krawattennadel an.«
Haven warf einen verstohlenen Blick auf den Gast und dreht sich dann blitzschnell wieder um. »Das ist doch der Bürgermeister «, flüsterte sie.
»Richtig«, bestätigte Calum und nickte dem Mann zu.
»Warum tragen die denn alle irgendwo eine Schlange? Ich dachte, die Mitgliedschaft in der Gesellschaft sollte geheim gehalten werden.«
»Wird sie ja auch. Keiner außer uns kennt die Bedeutung der Schlange. Und dir. Außerdem muss der Bürgermeister gerade ein bisschen die Werbetrommel rühren. Es heißt, er hätte während der letzten Wahl fast alle seine Punkte aufgebraucht. Hat einer von euch vielleicht einen Wunsch? Also ich wüsste da schon was. Bei mir nebenan ist eine Bar, und die Gäste dort randalieren in letzter Zeit immer dann, wenn ich meinen Schönheitsschlaf halten will. Und dieser widerliche Zigarettenqualm ist Gift für meinen Teint. Vielleicht frage ich ihn mal, ob er nicht dafür sorgen kann, dass der Laden geschlossen wird.«
»Du bist doch nur sauer, weil der Türsteher letzte Woche deinen Ausweis sehen wollte«, meinte Owen. »Lass den anderen doch ihren Spaß. Bald bist du auch einundzwanzig.«
»Bist du irre? Ich warte doch nicht noch zwei Jahre! Außerdem wär ich blöd, wenn ich die Bar schließen ließe. Schließlich ist sie mein bester Frischfleischlieferant. Ich sorge einfach dafür, dass dieser Türsteher fliegt. Der Besitzer ist doch auf mich angewiesen, um das In-Niveau des Ladens zu halten. Aber weißt du, worauf ich hinauswollte, Haven? Haven?«
»Tut mir leid. Kleinen Moment, ja?« Ihr Handy klingelte. Sie hatte es gerade aus ihrer Tasche gefischt, da schnappte Calum es ihr aus der Hand.
»Oh nein.« Er schaltete das Telefon aus und ließ es zurück in ihre Tasche fallen. »Nicht am Esstisch, meine Liebe. Also, was ich damit sagen wollte, ist, dass allein die Mitglieder in diesem Raum dir alles geben könnten, was dein kleines Herz begehrt. Und bei einem so hübschen Kind wie dir – tja, wer weiß? Vielleicht gäb’s sogar noch ein bisschen was gratis!«
»Ich brauche keine Hilfe«, zischte Haven, die ziemlich sauer über Calums Benimmlektion war. Sie hatte noch nicht mal die Nummer erkennen können. Aber es musste Iain gewesen sein, und sie wollte so gerne mit ihm sprechen. »Ich verlasse mich lieber auf mein Talent und harte Arbeit.«
»Wie süß«, sagte Calum. »Aber für eine Ewige bist du echt ganz schön naiv. In New York bringt es keiner zu was ohne ein bisschen Unterstützung. Da kannst du so schöne Kleider schneidern, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat – du kriegst kein Bein auf die Erde, solange dich nicht irgendwer weiterempfiehlt. Oder dir einen Kredit gibt, um einen Laden zu eröffnen. Oder die großen Kaufhausketten davon überzeugt, dein Label zu vertreiben. Oder dich in die Vogue bringt. Alleine schaffst du das nicht, Süße. Entweder nimmst du die Hilfe deiner Freunde an oder du kannst gleich wieder in der Versenkung verschwinden. So einfach ist das.«
»Calum«, versuchte Owen, ihn zu stoppen. »Das reicht jetzt. Wir wissen beide, dass es genug Leute gibt, die auch ohne die Hilfe der OG erfolgreich geworden sind.«
»Kann sein«, sagte Calum. »Aber wenn sie das Glück haben, noch mal zurückzukommen, werden sie das nächste Mal garantiert Mitglied. Wer wäre denn auch so blöd, eine Einladung abzulehnen?«
»Ich vielleicht«, wagte sich Haven vor. »Ich hab ein paar Sachen über die OG gehört, die nicht besonders einladend klangen.«
»Was denn zum Beispiel?« Diesmal war es Owen, der die Frage gestellt hatte. Er schien so aufrichtig interessiert, dass Haven sich nicht gewundert hätte, wenn er im nächsten Moment Zettel und Stift aus der Tasche geholt und sich Notizen gemacht hätte.
»Ich hab erfahren, wozu manche Mitglieder gezwungen werden, um ihre Konten im Plus zu halten.«
»Oh Gott. Du hast echt den richtig fiesen Kram gehört, was? Aber das war früher, als Padma Singh den Laden noch geleitet hat«, sagte Alex. »Die war wirklich eine furchtbare Präsidentin.«
»’ne ziemliche Niete«, stimmte Calum zu.
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