Alles Ist Ewig
Büro und rief die Treppe hinunter. »Madison, würden Sie bitte einen Mantel für Haven bringen?«
In weniger als einer Minute kam eine umwerfend schöne junge Frau mit einem Mantel im Arm die Treppe heraufgeeilt.
»Haven trägt keinen Pelz«, informierte Adam sie. Er sah sie noch nicht einmal an. »Holen Sie einen anderen.«
»Ich glaube, der ist aber nicht echt, Sir«, erwiderte Madison.
»Egal, ob er echt ist oder nicht«, sagte Haven zu Adam. »Den kann ich nicht annehmen.«
»Annehmen? Wer sagt denn, dass ich ihn dir schenken will, Haven? Der gehört einer meiner Mitarbeiterinnen – ich wollte ihn dir bloß ausleihen.« Adam half Haven in den Mantel. Die Arme von dem weichen Pelz umhüllt, war ihr gleich wärmer. »Ich werde veranlassen, dass jemand vom Hotelpersonal ihn mir zurückbringt.«
Als sie in den dicken Mantel eingepackt dastand, legte Adam ihr die Hände auf die Schultern und hielt sie fest, während er sie von oben bis unten musterte.
»Kommst du noch einmal, um dich zu verabschieden, bevor du gehst?«
»Mache ich«, sagte Haven und gab damit ein Versprechen, von dem sie nicht wusste, ob sie es würde halten können.
Draußen fühlte sich die Sonne ein wenig wärmer an, und der Wind hatte sich etwas gelegt. Gordon Williams hatte versichert, dass Beau bald wieder zu Hause sein würde, ein bisschen mitgenommen vielleicht, aber lebendig. Zum ersten Mal seit Tagen spürte Haven nicht die allgegenwärtige Panik. Sie war in einem dunklen, verwirrenden Labyrinth gefangen gewesen, war immer wieder in die falsche Richtung gelaufen, in Sackgassen gelandet und hinter jeder Biegung einem neuen Ungeheuer begegnet. Jetzt sah es endlich so aus, als hätte sie den richtigen Weg gefunden. In der Mitte des Labyrinths wartete Beau, und Haven hatte ihn fast erreicht. Sie stellte sich vor, wie sie die Arme um ihn schlingen würde, wie ihre Füße sich vom Boden heben würden, wenn er sie durch die Luft wirbelte. Sie würde ihren besten Freund in Sicherheit bringen. Ihn schwören lassen, nie wieder nach New York zurückzukehren. Und dann könnten sie endlich beide nach Hause.
Nach Hause. Bei dem Gedanken an Rom blieb Haven abrupt stehen. Sie war so sehr auf Beaus Befreiung konzentriert gewesen, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte, was sie dort erwarten würde. Dank Virginia Morrows Klage konnten sie nicht in die Wohnung an der Piazza Navona zurück. Havens Boutique auf der Via dei Condotti würde verrammelt sein. Haven wusste, dass ihre goldene Stadt nun nicht viel mehr als eine Erinnerung war. Iain und sie würden sich ein neues Zuhause suchen müssen.
Doch über dieses Problem konnte sie sich an einem anderen Tag den Kopf zerbrechen. Als Haven den Park umrundete, sah sie ein wohlbekanntes Taxi auf der anderen Straßenseite vor dem Gramercy Gardens warten. Hinter dem Steuer saß Chandra, bereit, Haven zu ihrem nächsten Termin mit den Horae zu fahren – einem Termin, den Haven jetzt einfach absagen konnte. Sie brauchte Phoebes Hilfe nicht mehr, um Beau zu finden. Die Horae konnten ihren Magos allein wegsperren. Adam war derjenige, der für Beaus Rettung gesorgt hatte, und Haven würde ihm seine Hilfe bestimmt nicht danken, indem sie ihn verriet.
Als sie das Taxi erreichte, bedeutete Haven Chandra, das Fenster herunterzukurbeln.
»Was musstest du tun, um den Mantel da zu bekommen?«, fragte das Mädchen. »Sieht ziemlich teuer aus.«
»Der ist nur geliehen«, erwiderte Haven.
»Bist du so weit?«, wollte Chandra wissen. »Du willst doch wohl nicht wieder zu spät kommen, oder?«
»Bitte richte Phoebe meinen Dank für ihre Mühe aus, aber ich brauche die Hilfe der Horae nicht mehr«, sagte Haven. »Mein Freund ist so gut wie in Sicherheit.«
Chandra lachte. »Das ist ja wohl ein Scherz.«
»Keineswegs. Ich wünschte, ich könnte Phoebe persönlich danken, aber es ist besser, wenn ich hierbleibe und arbeite. Ich muss noch ein bisschen Geld verdienen, bevor ich wieder nach Hause fliege.«
»Hast du den Verstand verloren?«, fragte Chandra, als ergäben Havens Worte keinerlei Sinn.
»Ich glaube nicht, nein«, entgegnete Haven.
»Aber was ist, wenn du dich irrst? Was ist, wenn du deinen Freund doch nicht findest und ihm was passiert? Was ist, wenn er getötet wird?« Chandra spie Haven die letzten Worte geradezu ins Gesicht, als wollte sie ihre Wirkung voll auskosten.
»Ich irre mich nicht«, beharrte Haven, verärgert über den Ton Chandras. Sie hatte zwar damit gerechnet, dass die Horae
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