Alles Ist Ewig
Finger gerührt haben, um mir zu helfen? Es gibt keinen Beweis für deine Behauptungen. Mein Verlobter liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Selbst wenn er sein sollte, was du sagst – ich kann dir versichern, dass deine Prophezeiung sich niemals erfüllen wird.«
Das Mädchen musterte sie mit offenkundigem Abscheu. »Du hast deine Seele verkauft, Beatrice Vettori. Was auch immer nun passiert, ist ganz allein deine Schuld.«
»Hallo?«, murmelte Haven ins Telefon.
»Calum und ich sind hier.« Es war Alex Harbridge. »In der Lobby. Du hast genau zehn Minuten, um dir die Haare zu kämmen und deinen Hintern hier runterzubewegen.«
»Sag nicht, dass sie sich die Haare kämmen soll«, hörte Haven Calum im Hintergrund stöhnen. »Das kann ja Stunden dauern.«
»Ich kann jetzt nicht«, erwiderte Haven. »Ich hab bis vor zwei Sekunden noch ein Nickerchen gehalten, und jetzt muss ich ungefähr eine Million Sachen erledigen.«
»Was denn für ›Sachen‹?«, wollte Alex wissen. »Ich weiß genau, dass du im Moment keinen Auftrag mehr hast. Ich hab heute Morgen einen Anruf von Lucy bekommen, die völlig hin und weg war von deinem Werk. Ich hoffe nur, dass ihr Kleid nicht schöner ist als meins. Jedenfalls bedeutet das, du hast jetzt erst mal frei. Genieß es doch ein bisschen. Lass uns ein paar von den Punkten auf den Kopf hauen, die du dir gerade verdient hast.«
Haven runzelte die Stirn. Sie hatte zwanzig Punkte auf ihrem OG-Konto, das Lucy Fredericks ohne sie zu fragen für sie eröffnet hatte.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich kein Mitglied bin, Alex«, entgegnete Haven. »Und ich hab auch nicht vor, eins zu werden.«
»Von mir aus«, sagte Alex. »Aber das heißt ja nicht, dass du die Punkte, die du verdient hast, verfallen lassen musst. Komm schon. Du kannst dich ruhig mal bei mir dafür erkenntlich zeigen, dass ich dich zum neuen Shooting-Star unter den Modedesignern mache.«
»Ich kann wirklich nicht.«
»Doch, du kannst, Haven«, schalt Alex sie. »Lucy hat mir erzählt, dass du, als sie heute Morgen ihr Kleid abgeholt hat, dieselben Klamotten anhattest wie gestern. Sie meinte, du wärst auf dem besten Weg, dich outfitmäßig in eine Stadtstreicherin zu verwandeln. Ich musste ihr sogar versichern, dass du regelmäßig duschst.«
Haven sah sich in dem Zimmer um, das sie seit zwei Tagen fast nicht verlassen hatte. Lucy hatte recht. Ihre letzte Dusche war schon eine ganze Weile her. Sie hatte nicht das Risiko eingehen wollen, einen Anruf zu verpassen. Doch das Telefon hatte nicht geklingelt. Von Beau gab es noch immer keine Spur. Weder Adam noch Iain hatten ihre Versprechen eingehalten, und Haven fragte sich langsam, ob es womöglich ein schrecklicher Fehler gewesen war, den Kontakt zu den Horae abzubrechen.
»Noch acht Minuten«, informierte Alex sie. »Glaub mir, du willst dich nicht persönlich davon überzeugen, was für eine Szene ich machen kann.«
»Okay«, stöhnte Haven schließlich. »Aber gib mir zwanzig. Ich könnte wirklich ’ne Dusche vertragen.«
Alex und Calum lümmelten auf einem der Zweiersofas in der Lobby. Zusammen gaben sie ein Paar ab, das beinahe zu schön war, um real zu sein. Perfekte Gesichter mit Porzellanteint, das Haar kupfern und golden glänzend. Alex trug einen Mantel in einem dunklen Violett, das perfekt zu dem lavendelfarbenen Schal passte, der aus Calums Jackenkragen lugte. Sie sahen aus, als wären sie soeben einem Roman von Fitzgerald entstiegen oder dem Cover irgendeines Vintage-Magazins. Haven fragte sich, ob ihre zueinander passenden Outfits wohl Zufall waren.
»Wow, Baby, du siehst wirklich ein wenig mitgenommen aus«, verkündete Calum, sobald er Haven sah. »Vielleicht hättest du dir doch noch kurz die Haare kämmen sollen.«
»Da muss ich Calum ausnahmsweise mal zustimmen«, sagte Alex. »Was hältst du davon, wenn wir unsere männliche Begleitung abschütteln und uns ein bisschen verwöhnen lassen? In der Morton Street gibt es so ein Spa …«
»Nein!«, wehrte Haven ein bisschen zu heftig ab.
»Siehst du? Sie kann den Gedanken, von mir getrennt zu sein, nicht ertragen.« Calum stand auf und legte Haven den Arm um die Schultern. Er warf Alex ein blasiertes kleines Lächeln zu. »Tja, nicht nur die Gentlemen fliegen auf mich. Auch die Ladys können ihre Finger nicht von mir lassen.«
»Wenn du nicht ins Spa willst, wie wär’s dann mit etwas Kultur?«, schlug Alex vor.
»Exzellente Idee«, meinte Calum mit einer perfekten
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