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Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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zu trennen«, sagt DeHaven.
    »Das ist doch kein schlechter Wagen«, sagt D.   L. und lächelt DeHaven an, dessen Lippenstift ihn dazu verdonnert, scheinbar immer zurückzulächeln. Mit umständlicher Nonchalance, die Marks Argwohn bestätigt, zündet er sich eine Zigarette an.
    Der Wagen stand im Leerlauf im Parkverbot, als die sechs herankamen. Sternberg zog Magdas Koffer. D.   L., immer noch angeschlagen, fiel fast epileptisch aus dem Gleichschritt der anderen fünf und hing halb an ihrem Mann, der neugierig Magda und die Flecken auf ihrem Rock musterte.
    Der Wagen sah aus, als wäre er weder für Erwachsene noch für Kinder. Er war ein riesiger, zeitloser, höhergelegter, heimtückischer Sportwagen – gewissermaßen ein Auto mit Reißzähnen. Seine plumpe Lackierung war jenes Gold mit silbern glitzernden Einsprengseln, das man mit Nachkriegsresopal assoziiert. Innen war es rot. Das Auto war ein Pastiche, aus geschnorrten Einzelteilen heimmontiert, komplex, mit Felgen – ähnlich den zusammengebauten und instand gehaltenen Autos, in denen in Maryland die Schläger herumgondelten, die sich ihre Zigarettenpäckchen unter die Ärmel steckten und sensible Erben von Waschmittelvermögen einfach aus Prinzip zusammenschlugen. Mark kniff die Augen zusammen und musterte DeHaven: Unter dem getüpfelten Ärmel des Ronald-Kostüms konnte sich durchaus ein Päckchen verbergen. Ein harter Clown.
    Der Kofferraum voller schwerer Gepäckstücke änderte die Straßenlage des höhergelegten Wagens kein bisschen.
    »Das ist kein Datsun«, hatte D.   L. einfach konstatiert, die Arme vor der Brust gekreuzt und einen Fuß zum Tippen vorgestellt. Dass Mark jetzt hinten und sie vorne saß, ging direkt auf diese Bemerkung zurück. Sternberg, der schon bei dem Gedanken, mit fünf anderen in einem Auto zu sitzen, einen metallischen Geschmack im Mund bekam, hatte das Auge verdreht. So langsam hatte er von dem Mädchen die Faxen dicke. Positiv war zu vermerken, dass seine Hose in der Sonne praktisch sofort getrocknet war. Brandy war ein härterer Brocken als Wasser aus einem automatischen Hahn, und Magdas brauner Flugbegleiterinnenrock war immer noch fleckig. Sowie eng, geschlitzt und sexy. J.   D. Steelritters Gang ähnelte dem geräuschlosen Gleiten ihres Rollkoffers.
    »Ich lasse mich nur in Datsuns blicken«, sagte D.   L.
    »Das Auto ist aus Einzelteilen zusammengebaut.« Ronald McDonald knallte die Klappe des vollen Kofferraums zu, sodass die vom Rückspiegel hängenden Würfel auf und ab tanzten. »Ich habe dieses Baby aus dem Nichts montiert. Technisch ist es gar nichts. Wenn es überhaupt etwas ist, dann ein Ich.«
    »Schnauze, Rotzlöffel.«
    »Ich habe Anweisung, bis auf Datsuns alle Autos zu meiden«, sagte D.   L. nachdrücklich.
    »Das hältste ja im Kopp nicht aus«, stöhnte Sternberg.

    Mark streckte die Hände vor sich aus, die Handflächen nach oben, und sah hoch.
    Magda sah ihn an: »Beten?«
    »Mücken.« Er klatschte und betrachtete seine roten Handflächen. »Und zwar voll.«
    J.   D. Steelritter taxierte D.   L. Alle schwitzten jetzt in der feuchten Hitze, aber Sternberg in seiner Gabardinehose führte das Feld an mit ganzen Nebenflüssen auf der Stirn. Sein Sumach pochte in der Sonne.
    »Darf ich raten?« Steelritter taxierte D.   L., einen Finger an der großen Unterlippe und den Ellbogen des Fingers in der Beuge des anderen Arms. »Künstlerin«, tippte er. »Abstrakte Bildhauerin.«
    »Schriftstellerin. Lyrikerin. Postmodernistin. Regional publiziert.«
    »Ich geh in die Mitte«, bot Magda Ambrose-Gatz an. Anmutig stieg sie in den Fond des grummelnden Wagens und schob sich in die Mitte.
    »Ich sag Ihnen was, Eberhardt.« Ein J.   D. Steelritter weiß, wann man schnelle Zugeständnisse machen muss. Soll sie doch ihren Wunsch haben. »Wir schreiben Datsun in den blamabel stolzarmen Staub auf der Heckscheibe des Burschen, so«, und er krakelt ein großes Nissan neben das schon da stehende Wasch mich! Mit den Händen – und einem schwarzen Finger – machte er Voilà. »Jetzt ist es ein Datsun.«
    Mark lachte. Echt schlagfertig.
    Sternberg war erleichtert und bekam gleichzeitig eine Gänsehaut. »Ein Instant-Datsun?«
    Nach weiteren Interpretationen und Überredungsversuchen drängelt man einigermaßen würdelos um die besten Plätze. Ergebnis siehe oben. DeHaven legt den Gang ein – der Schalthebel befindet sich oben neben dem Lenkrad, was Markso nur von Automatikwagen kennt. DeHavens Umgang mit dem

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