Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles ist grün

Alles ist grün

Titel: Alles ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
Vom Netzwerk:
Landspekulanten Bedürfnis nach Lebensraum und der gefühllosen Hand der landwirtschaftlichen Ma- und Mikroökonomie; Objekt von J.   D. Steelritters Begehren, das Begehren zu verkaufen, und jetzt von Marks Spekulationsapparat. Es gibt weder die Klaustrophobie noch einen Ausweg für diese zeitlose Ehemalige, dieses lovely seaside girl, dessen loser Turnschuhriemen ein flaches Juxhaus baute und das den betrogenen Geschmack einer frittierten Rose wahrscheinlich nicht mal erkennen würde, wenn er sie in die zeitlose orangene Nase bisse. Aber sie widerspricht nie. Sie verkraftet das bewundernswert gut. Sie muss neutrale Freundlichkeit oder Gesundheit nie simulieren. Anders als der junge Mark Nechtr.
    Das Sonnenlicht wird quarzig, als die Sonne nach Süden wandert; ihre Schräge kriecht über Magdas gesprenkelten Orlonrock auf ihn zu. Mark Nechtr hat einfach weit mehr Glück gehabt als sie. Stillschweigend protestiert er praktisch gegen alles. Er begehrt – weiß aber noch gar nicht, was. Er hätte gern die arrogante Traute, sich einfach auf den Hosenboden zu setzen und aus alldem eine Erzählung zu machen; aus der erwachsenen Magda, der Vereinigung und der Juxhauskette, Jack Lord, Ambroses Vorrat an frittierten Rosen, seiner perversen Belohnung für den Verzehr von Schönheit und Marks besonderem Pfeil, den er verloren hat, aber nicht wegwerfen kann. Ein zähes Liebeslied auf eine Generation, deren Augen fischartig an ihre Schädelseiten gewandert sind, und deren Vorwärtsblick von einem erstarrten Bedürfnis usurpiert worden ist, das Jetzt zu überleben; die Seitenaugen halten Ausschau danach, avant welcher Garde man Position beziehen kann. In der Erzählung, die er schreiben möchte und die ihn nicht sticht, wäre er nur ein Objekt – des Ärgers, derVorwürfe, des Begehrens: der Resonanz. Er wäre kein Subjekt. Das nicht. Das nie. Ein Subjekt zu sein heißt allein zu sein. In der Falle zu sitzen. Auf Distanz zu sich selbst. Nechtr, Sternberg und DeHaven Steelritter kennen alle dieses Grauen: Dass man jedes Rückgrat küssen kann, aber nicht das eigene. Mit allem und jedem schlafen kann, aber nicht …
    Mark kann aber nie wissen, dass auch andere Jungen das wissen. Weil er ja nie über sich spricht. Dieses Schweigen, das man so an ihm liebt, strahlt schreiartig von seinem zentralen Wahn und zeitgenössischen Makel aus. Wenn seine jungen Begleiter ihre je spezifischen Illusionen haben – D.   L., dass Zynismus und Naivität einander ausschließen, Sternberg, dass ein Körper ein Gefängnis und kein Schlupfloch ist –, dann ist Marks die, sich für den einzigen Menschen auf der Welt zu halten, der sich für den einzigen Menschen auf der Welt hält. Eine solipsistische Illusion.
    »Ich würde meine jetzige Ästhetik als eine Art progressiven Minimalismus definieren«, erklärt DeHaven Drew-Lynn, die das Radio abgestellt hat, um sich anzuhören, wie der Clown seine Ziele als atonaler Komponist mit einer sauteuren Yamaha DX – 7 anstelle seines altmodischen Moog beschreibt. »Was mir vorschwebt, ist eine Art Verschmelzung der Energie und, wie heißt das gleich, der Verve der Populärmusik mit dem Intellekt von Leuten wie Smetana oder Humperdinck.«
    J.   D. schnaubt, ist ansonsten aber auffällig ruhig, als grüble er. Der Wagen brüllt, und der Wind brüllt. Es ist zu heiß, um über die Hitze zu sprechen.
    »Ich verabscheue alle Formen von Minimalismus«, sagt D.   L. nachdrücklich.
    DeHaven zuckt die Schultern, nimmt die beleuchtete rote Nase und die Garnperücke ab und enthüllt eine gebogene steelritteroide Nase und dunkles Haar, das überraschend kurz ist und glänzt.

    »Also in der Musik bedeutet Minimalismus einfach die Wiederholung ganz schlichter Akkorde. Nur dass die minimale Attraktivität aus der Schlichtheit der Wiederholung und nicht der Schlichtheit der Akkorde stammt.«
    »Setz sie wieder auf«, knurrt J.   D., verschiebt die Zigarre und zeigt so, ohne hinzusehen, auf das rote Knäuel, das jetzt einer Garnperücke mit leuchtender Nase und sonst nichts ähnlich sieht und unter den tanzenden Würfeln am Rückspiegel liegt.
    »Paps, Herrgott –«
    »Bin ich entspannt? Hatten wir da hinten nicht gerade erst ein Gespräch? Haben wir nicht beide Zugeständnisse gemacht? Haben wir nicht im Konsens vereinbart, was ein Job ist?«
    »Aber Herrgott, Paps, es ist heiß, und ich –«
    J.   D. starrt geradeaus. »Definier mir doch, o du mein Rotzlöffel, schnell noch mal die konsensuell ausgehandelte

Weitere Kostenlose Bücher