Alles ist grün
bewegen sich hier draußen wie der Wind, kommen ohne Umschweife zur Sache, bauen sich schnell auf und toben sich aus, oft verheerend, mit Hagel, Schäden, Tornados. Dann ziehen sie weiter mit dem ruhigen, gleichmäßigen Tempo von etwas, das weiß,dass es Kloppe verteilt hat, ziehen weiter, immer noch heftig, nach Osten, hinter einem her. Ein ziemliches Schauspiel. Normalerweise würde sich Mark mehr für die Implikationen des Gartenstuhls interessieren und winken. Er würde gern am Haus anhalten und sich nach der genauen Route erkundigen. Sie können sich doch nicht einfach verfahren haben. Die Steelritters wohnen doch in der Gegend. Und wenn sie, wie J. D. sagt, seit drei Tagen rund um die Uhr pendeln, dann müsste sich die genaue Route inzwischen doch als tiefe, automatisierte Rille in DeHavens Hirn eingefräst haben. Aber sie fahren im Kreis. Sie befahren alles andere als die kürzeste Verbindung zwischen C. I. Airport und Collision, Illinois. Und mit geraden Linien und kürzesten Verbindungen kennt sich Mark aus. Vielleicht gehören J. D. und DeHaven zu den Menschen, die nicht gleichzeitig lenken und reden können. In seiner Designergesäßtasche spürt Mark den riesigen Schlüssel zum Schließfach im O’Hare.
»Nur schreibt er nie etwas«, sagt D. L. »Er ist nicht produktiv. Er ist blockiert. Er überlegt, aus dem Programm auszusteigen. Oder nicht, Mark.«
J. D. richtet Krummsäbel und Glut mit echtem Interesse auf Mark. »Du zahlst Studiengelder, um schreiben zu lernen, und dann schreibst du nichts?«
»Wir dröhn’n«, sagt DeHaven.
»Ich bin nicht sehr produktiv«, sagt Mark und wünscht sich, er könnte sich wünschen, D. L.s straffknotigem Hinterkopf eine Kopfnuss zu verpassen.
»Er hat dieses ganze Jahr erst einen Text produziert«, erklärt sie Steelritter. »Und der war so schlecht, dass er ihn mir nicht mal zeigen wollte. Jetzt ist er blockiert. Das kommt in Schreibprogrammen öfter vor. Deswegen habe ich beschlossen, ich verabscheue –«
»Du bist blockiert?«, fragt Sternberg Mark.
Mark gestattet sich vielleicht ein Blütenblatt, um sich über die Zeit bis zur Ankunft hinwegzuhelfen.
»Wahrscheinlich eine Frage der Standards«, sagt J. D. und nickt, weil er sich da auskennt. »Wenn ich Kreative unter mir habe, die blockiert sind, liegt es am Ende immer daran, dass sie sich die Messlatte unrealistisch hoch legen. Praktisch immer.«
D. L. und DeHaven feixen beide über das Wort realistisch, als gerade wieder ein spiegelnder Tanklaster auf der linken Spur an ihnen vorbeikarriolt, hintendran neben den Schildern einen Hahn, aus dem es bernsteingelb heraustropft.
»Was mach ich also, ich hol sie auf den Teppich und stauch sie zusammen, dass sie bloß ihre Standards anpassen müssen«, sagt J. D., seine Zigarre ragt jetzt vor und bleibt so, speicheldunkel, balanciert auf der Unterlippe, auf der sie sich mit der nonchalanten Anmut seiner Rede bewegt. »Nach unten und vorne anpassen«, knurrt er. »Dass sie ihre kreative Begriffsbildung der, wie heißt das gleich, erreichbaren Glückseligkeit anpassen.«
D. L.s Kopf fährt hoch, als sie das hört.
»Diese Akademiekacke ist für’n Arsch, Mann«, meint DeHaven. »Nur Musenschänder bewegen sich im Rudel.«
»Ruhe und Tempo, Rotzlöffel«, sagt J. D. und legt wieder einen Ellbogen auf die Lehne, um Mark Nechtr ansehen zu können, den verbindungslosen Jugendlichen, den J. D. seltsamerweise richtig mag. Er gestikuliert paralytisch, sofern das geht: »Sie sollen diesen paralysierenden Wunsch anpassen, sag ich ihnen immer, sie müssen den vollkommenen und absolut neuen Claim erfinden,«, sagt er. »Ich frage sie – merk’s dir, Junge, den Rat kriegst du gratis –, ich frage sie, ob sie es vielleicht für Zufall halten, dass sich ›Perfektionismus‹ und ›Paralyse‹ reimen.«
DeHaven verdreht die mascaraumrandeten Augen. Schotter stiebt. Eine Reihe verständnisloser Blicke wird getauscht. D. L. setzt an:
»Aber –«
»Aber fast, sage ich ihnen«, J. D. lacht das Lachen eines Menschen in einem geschlossenen Raum, und seine Stirn glättet sich wieder. DeHaven hat die ganze Anekdote mimisch mitgesprochen. Wenn J. D. lacht, zeigt seine Zigarre in verschiedene Richtungen. Der Aschekegel neigt sich gefährlich. Sein Lachen wird zu einem gehaltvollen Hustenanfall.
Auch Mark lacht und mag diesen Mann, trotz seines harten Sohns.
Sternberg drückt seinen Filterstummel im in die Rücklehne
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