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Alles ist mir nicht genug

Alles ist mir nicht genug

Titel: Alles ist mir nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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bekannt zu machen. Da darfst du nicht schüchtern sein.«
    »Finden Sie
eigentlich, dass man mit einem Jungen nur dann was haben darf, wenn man in ihn
verliebt ist, Ms
    Doherty?«,
fragte Jessica Soames. Mit ihren dichten schwarzen Haaren, den vollen roten
Lippen und den lang bewimperten grauen Augen sah Jessica total
schneewittchenmäßig aus, war aber definitiv nicht so unbefleckt und rein wie
frisch gefallener Schnee. Jessica hatte schon in der vierten Klasse ihre Tage
bekommen und dem Gerücht nach in der Sechsten zum ersten Mal mit einem Jungen
geschlafen. Lange Zeit war sie diejenige in der Klasse mit dem größten Busen
gewesen, bis Jenny sie im Laufe des letzten Jahres buchstäblich überrundet
hatte.
    Ms Doherty steckte
sich eine rotbraune Haarsträhne hinters Ohr und strich ihre schmalen
rotbraunen Augenbrauen glatt. Offensichtlich dachte sie darüber nach, wie sie
die Frage diplomatisch beantworten konnte. Aber bevor sie etwas sagen konnte,
kam ihr die kleine Jenny Humphrey zuvor:
    »Man muss auf
jeden Fall verliebt sein! Okay, vielleicht dauert es ja eine Weile, bis beide
wissen, ob sie sich wirklich lieben, aber wenn sie merken, dass sie sich nicht
lieben, sollten sie Schluss machen.«
    Die gesamte
Klasse, einschließlich Ms Doherty, starrte sie an. Ms Doherty starrte, weil
Jenny Humphrey sonst nie etwas von sich gab und sie sich über ihr
selbstbewusstes Auftreten wunderte. Und die Mädchen starrten, weil alle wussten,
dass Jenny es geschafft hatte, Blair Waldorf ihren Freund Nate Archibald
auszuspannen, was ihr niemals gelungen wäre, wenn sie nicht etwas dafür getan
hätte. Viel dafür getan hätte. War Jenny
Humphrey insgeheim womöglich eine noch viel schlimmere Schlampe als Jessica
Soames? Und hatte sie es etwa gerade zugegeben?
    Als Jenny die
Blicke bemerkte, wurde sie rot. »Damit meine ich aber nicht, dass man gleich
Schluss machen muss, wenn man sich noch nicht gesagt hat, dass man sich liebt.
Es kann ja auch sein, dass man einfach noch auf den passenden Moment wartet.«
    Ms Doherty
nickte und lächelte lippenstiftfrei. Liebe war eines ihrer Lieblingsthemen.
»Wenn man sich das erste Mal verliebt, weiß man möglicherweise gar nicht, was
mit einem passiert. Manche Leute verwechseln die Symptome von Verliebtheit
sogar mit Grippe!«
    Ein paar der
Mädchen kicherten, aber Jenny lächelte versonnen in sich hinein. Sie wusste
genau, wovon Ms Doherty sprach. Wenn sie mit Nate zusammen war, wurde ihr manchmal
so schwindelig, als hätte sie mindestens eine Lungenentzündung.
    »Trotzdem
finde ich nicht, dass man nur dann mit einem Jungen etwas haben darf, wenn man
in ihn verliebt ist«, fuhr Ms Doherty fort. »Mit vierzehn müsst ihr ihn ja
nicht gleich heiraten. Ihr sammelt erst mal Erfahrungen. Das ist, wie wenn man
was zum Anziehen kauft. Man muss viele verschiedene Stilrichtungen und Größen
anprobieren, bis man weiß, was am besten zu einem passt.«
    Jenny runzelte
die Stirn. Sie wollte aber keine verschiedenen Größen und Stile ausprobieren.
Sie wollte nur Nate.
    »Ah, Sekunde
mal«, unterbrach Alicia Armstrong spitzfindig. »Reden wir jetzt von richtigem
Sex oder davon, einfach mit einem Jungen zusammen zu sein?« Sie nestelte an dem
rosa Lederband, das sie ums Handgelenk trug. »Weil ich nämlich schon finde,
dass man verliebt sein muss, bevor man mit jemandem ins Bett geht.«
    »Finde ich
auch«, stimmte Jenny ihr hastig zu und wurde wieder rot.
    Die übrige
Klasse starrte sie wieder an. Was denn jetzt? Gab sie zu, mit Nate Archibald zu
schlafen, oder leugnete sie es?
    Jenny hatte
gar nicht von Sex gesprochen, aber allmählich dämmerte ihr, dass Jessica genau
das mit »etwas mit einem Jungen haben« gemeint hatte. Sie zupfte einen roten
Faden aus dem Teppich. Sex war für sie kein Thema. Es drehte sich alles um
Liebe. Wie lange sollte sie noch warten, bis sie Nate ihre Liebe gestand? Oder
war es klüger zu warten, bis er ihr sagte, dass er sie liebte?
    Sie hob wieder
die Hand, aber Azaria Muniz hatte sich zuerst gemeldet. »Stimmt es eigentlich,
dass man immer wieder ein anderes Shampoo benutzen soll, damit sich auf dem
Haar keine Ablagerungen bilden?« Azaria hatte nussbraune, gewellte Haare bis
zum Arsch und einen Spind voller Haarpflegeprodukte.
    Ms Doherty sah
Azaria verdutzt an. »Nagel mich nicht darauf fest, aber ich bin mir ziemlich
sicher, dass du immer dasselbe Shampoo benutzen kannst, solange es sich um ein
gutes Produkt mit natürlichen Inhaltsstoffen handelt, die keine

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