Alles ist mir nicht genug
hätte sie Wochen ohne Nahrung auf einer
einsamen Insel verbracht. Dabei hatte sie so zugelegt, dass Blair fast etwas
gesagt hätte. »Trotzdem bin ich so froh, dass ihr jetzt hier seid.«
Cyrus drückte
ihren Arm. »Eure Mutter und ich haben eine Riesenüberraschung für euch«, sagte
er mit hervorquellenden blauen Froschaugen.
Eleanor legte
ihm einen brillantenberingten Finger auf die Lippen. »Schsch!«, warnte sie.
»Doch erst an Weihnachten!«
Blair stieß
unter dem Tisch versehentlich gegen Aarons Knie. Der ließ sein Bein, wo es war.
Das waren so seine ma- sochistischen kleinen Freuden - ihr Knie, das ihn
gelegentlich streifte, die Berührung ihrer Hand, wenn sie quer über den Tisch
nach dem Brot griff, ihr Atem an seinem Ohr, wenn sie vor Langeweile aufseufzte.
Obwohl Blairs
Haare trocken waren, wusste er, dass sie gerade geduscht hatte, weil sie nach
dem Kokosshampoo von Kiehl's duftete, das sie am liebsten benutzte. Er hatte
auch bemerkt, dass sie brauner war, also hatte sie wahrscheinlich gleich nach der
Ankunft Selbstbräuner benutzt. Er wusste, dass sie die Zehennägel hellbraun
lackiert und ihre Uhr abgenommen hatte, und er hasste sich dafür, dass ihm
diese Details auffielen, weil sie einem Bruder nicht auffallen sollten.
Tyler starrte
niedergeschlagen in sein Colaglas. Er träumte davon, eines Tages ein eigenes
Label zu gründen und für MTV Videos zu drehen. Es kotzte ihn an, dass er erst
elf war und die Ferien mit seiner Familie verbringen musste statt unter
gleichgesinnten Metal-Headz auf dem Ozzfest, und außerdem war er der Einzige,
der ganz allein hier war.
»Keine Sorge,
Mann«, sagte Aaron, als er die vorgeschobene Unterlippe seines Stiefbruders
sah. »Wenn wir mit dem Essen fertig sind, gehen Miles und ich mit dir Wasserski
fahren.«
Tyler fischte
den Strohhalm aus seinem Glas und zündelte mit Aarons Zippo daran herum. »Geht
klar«, brummte er, darum bemüht, sein Image als coole Sau aufrechtzuerhalten,
obwohl er erst elf war und in lächerlichen Spießershorts mit Bundfalten und
einem grünen Lacoste-Shirt rumlief.
Das Essen
wurde serviert, und Cyrus und Eleanor begannen, die Höhepunkte ihrer
Kreuzfahrt aufzuzählen. Vorige Woche hatten sie einen Vulkan bestiegen und vor
Martinique Stachelrochen beobachtet. Auf St. Johns hatte Cyrus Eleanor eine mit
Koralle und Brillanten besetzte Brosche gekauft, die aus dem Wrack eines
gesunkenen Schiffs stammte. Und auf Virgin Gorda hatten sie mit irgendeinem
Albert Finney, der angeblich ein berühmter Schauspieler war, obwohl keiner von
ihnen jemals was von ihm gehört hatte, Cocktails getrunken.
Irgendwann
schaltete Serena auf Durchzug. Sie und Blair saßen mit Blick zum Strand und
über dem Meer flog ein Wasserflugzeug gewagte Loopings. Erst nach einer Weile
sah sie, dass es Buchstaben in den Himmel schrieb. Wie das wohl funktionierte?
Und wäre es nicht der größte Witz, wenn sich der Pilot verschreiben würde?
Mühsam versuchte sie, das am Himmel schwebende Wort zu entziffern.
Wahrscheinlich war es irgendwas Französisches. S-E-R-E-N-A.
Ihre Hand flog
zum Mund und sie stieß Blair mit dem Ellbogen an. Blair rammte sie genauso
hart mit ihrem eigenen Ellbogen und hielt ihr eine kleine, in der Mitte
gefaltete Karte hin, die auf dem Tisch gestanden hatte.
Serenas Hand
begann zu zittern, als sie den goldgeprägten Text las:
Große Isle de la Pai x-Weihnachtsparty - Special
Guests: 45- 20:00 Uhr bis Mitternacht. Um Reservierung wird gebeten.
Serena tastete
nach Blairs Hand und drückte sie. Sie muss- ten zusammenhalten, das war ihre
einzige Chance, die Festtage einigermaßen unbeschadet zu überstehen.
»Das gibt's
doch nicht!« Eleanors Aufschrei ließ Serena und Blair zusammenzucken. Sie
zeigte mit dem Finger zum Empfang. »Da drüben sind Misty und Bartholomew Bass!«
Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe gehört, Misty hat sich die
Leber rausnehmen lassen. Die Arme hat ein hartnäckiges Alkoholproblem - dafür
sieht sie noch ganz annehmbar aus. Ob die beiden wohl auf ihrer Jacht hierher
gesegelt sind? Das ist natürlich eine ideale Entziehungskur. Auf See hatte sie
keine Chance, an Alkohol ranzukommen, es sei denn, sie hätte welchen
mitgenommen.«
Misty und
Bartholomew Bass, die Erzeuger des berüchtigten Chuck Bass, standen
tatsächlich neben einem Stapel von Louis-Vuitton-Koffern am Empfang und
checkten gerade ein. Blair und Serena warteten darauf, dass Chuck auftauchte -
der hätte ihnen gerade noch gefehlt -,
Weitere Kostenlose Bücher