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Alles kam ganz anders

Alles kam ganz anders

Titel: Alles kam ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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können als je zuvor. Wer weiß – vielleicht wird es letzten Endes eine schöne Zeit!“

Not macht erfinderisch
     
     
    Jessica war da.
    Wo Jessica ist. da wird etwas getan. Sie sah sich Mamas Gipsarme an und bestätigte die vollkommene Hilflosigkeit.
    Dann fing sie an nachzudenken. Sie dachte weiter, während sie ihre Sachen auspackte – die Gute hatte drei fertige Mittagsmenüs in einer großen Kühltasche mitgebracht, außerdem einen selbstgebackenen Kuchen. Inzwischen machten wir gemeinsam das Abendessen, und Jessica brühte den Tee auf.
    Das Resultat des Nachdenkens verkündete sie uns beim Abendessen.
    „Bernadette“, fing sie an. „Du kannst deine Arme nicht gebrauchen, aber deinen Kopf! Und deine Sprache! Also, die Hausarbeit wird Elaine nicht so schwerfallen, wenn du ihr immer zur Seite stehst und ihr sozusagen diktierst. Dann kann sie problemlos kochen, und du erklärst ihr. wie du deine Hausarbeit einteilst, damit alles nach System geht.“
    „Ja“, nickte Mama. „Das kann ich.“
    „Du bist doch eine alte Turnerin. Ich habe selbst gesehen, daß du einen Spagat machst und eine Brücke und was es alles gibt. Nein, ich verlange nicht, daß du es jetzt tust, aber worauf ich hinauswollte: du bist gelenkig. Überleg dir. was du mit den Füßen machen kannst!“
    „Jedenfalls nicht schreiben“, sagte Mama mit einem kleinen blassen Lächeln.
    „Na. das würdest du auch lernen können. Wenn du wüßtest, was ich alles bei behinderten Menschen gesehen habe, es ist unglaublich, was sie mit Mund und Füßen machen können! Überlegen wir mal!“ Wir überlegten. Mama selbst am intensivsten.
    „Ich weiß was!“ sagte sie dann. „Ich kann nicht schreiben, aber ich müßte doch den Pausenknopf am Kassettenrecorder bedienen können. Dann könnte ich Tonbandbriefe an Asbjörn sprechen, und Einkaufslisten für Elaine, und…“
    Marcus rannte zu seinem Kassettenrecorder. Er legte ein Band auf, stellte die Lautstärke ein. drückte auf den Aufnahmeknopf und anschließend auf den kleinen Pausenhebel. Das Gerät wurde auf den Fußboden vor Mamas Sessel gestellt, das Mikrofon in seinem Halter auf den Tisch neben ihr.
    „So. nun mach mal eine Generalprobe!“ verlangte Jessica. Mama schlüpfte mit dem rechten Fuß aus dem Hausschuh, ihre große Zehe fand den Pausenhebel, schob vorsichtig – und das Band kam in Gang. Dann sprach sie.
    „Ihr seid alle so lieb zu mir und so wunderbar erfinderisch! Elaine, morgen mußt du unbedingt Zucker kaufen, und guck nach, ob wir genug Brot im Haus haben. Ach nein, nachgucken kann ich selbst. Ich glaube, ich werde den Kühlschrank und die unteren Küchenschränke mit dem Fuß aufmachen können!“
    Nach dieser geistreichen Rede betätigte sie wieder den Pausenhebel. Wir hörten das Band ab. alles war klar und deutlich zu verstehen.
    Wir gingen in die Küche, und Mama hatte recht gehabt. Sie konnte den Kühlschrank ganz leicht auf- und zumachen, und die unteren Küchenschränke konnte sie auch inspizieren.
    „Genug für heute“, sagte Jessica mit ihrer strengen Ärztinnenstimme. „Es ist bald Zeit fürs Heiabettchen.“
    Mama war folgsam. Ich brachte sie nach oben, wusch sie. putzte ihr die Zähne – wobei ich furchtbar ungeschickt war – und zog ihr ein altes Nachthemd an. nachdem ich die Ärmel und Schultern durchgeschnitten hatte. Es wurde vorerst mit Sicherheitsnadeln zusammengehalten. Morgen würde ich es säumen und Bändchen annähen.
    Es war mühsam für sie. eine halbwegs bequeme Schlafstellung zu finden, mit ihren beiden schweren, steifen Gipsbandagen. Ich half mit ein paar Extrakissen nach, und endlich lag sie einigermaßen bequem.
    „Mamachen, ich komme bald, ich werde nur ein bißchen aufräumen und zusehen, daß Jessica alles hat. was sie braucht. Ich habe mein Bett für sie bezogen, und wie du siehst, habe ich mein Bettzeug in Papas Bett gelegt. Es ist doch besser, daß du mich in der Nähe hast?“
    „Ja, mein Kind“, sagte Mama leise. „Das ist besser. Mein kleines, großes, tüchtiges Mädchen.“
    „Siehst du. Elaine“, sagte Jessica, als ich wieder nach unten kam. „Die vollkommene Untätigkeit ist das Allerschlimmste für eine Patientin, die sich an und für sich nicht krank fühlt. Wir müssen zusehen, daß uns mehr einfällt. Und wenn du auf irgend etwas kommst, das deine Mutter bewältigen kann, dann sage es ihr. Gib ihr das Gefühl, daß sie etwas Nützliches macht!“
    „Ich werde die ganze Nacht darüber nachdenken“, versprach

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