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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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blitzschnell den Hals des Babys umfassen und einfach zudrücken würde. So fest, wie ich nur irgendwie konnte, es würde zappeln und schreien und schließlich blau anlaufen im Gesicht, so lange würde ich zudrücken, bis es keinen Mucks mehr von sich gab.
    Entsetzt starrte ich die Mutter an, die mich noch immer so freundlich ansah und natürlich nicht wissen konnte, was da gerade in mir vor sich ging. Mir brach der Schweiß aus, mein Herz raste, alles drehte sich, die Frau, der Kinderwagen, die Theke der Bäckerei, das gesamte Geschäft.
    »Ich muss los«, stammelte ich und rannte kopflos nach draußen, hyperventilierte und musste so sehr würgen, dass ich Angst hatte, ich könnte mich jeden Moment übergeben.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ein älterer Herr, der plötzlich neben mir stand. Er legte mir eine Hand auf den Arm und musterte mich mit sorgenvoller Miene. Mein gesamter Körper zitterte, dazu klapperten meine Zähne unkontrolliert aufeinander, und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. So, als würde mir gerade eine unsichtbare Hand die Kehle zudrücken, auf genau die gleiche Art und Weise, wie ich es noch vor Sekunden bei dem Baby hatte tun wollen.
    Ohne dem Mann zu antworten, schüttelte ich seine Hand ab und lief davon, hechtete den Bürgersteig entlang Richtung Kindergarten, kein einziger Gedanke war da mehr an die Berliner, die ich doch hatte kaufen wollen. Plötzlich sah ich überall Mütter und Väter mit Kinderwagen, überall, überall, überall! Blind vor Tränen, rannte ich weiter, bog um eine Ecke und noch eine und noch eine, bis ich mich schließlich in irgendeinem Hauseingang erschöpft und weinend in die Hocke sinken ließ.
    Wie lange ich da kniete, weiß ich nicht, ein paar Minuten oder Stunden, mit gesenktem Kopf, den Blick starr auf meine Füße geheftet, aus lauter Angst, ich müsste nur nach oben schauen, und schon wären da wieder irgendwelche Kinderwagen mit Babys, die ich umbringen wollte oder könnte. Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, stand ich auf, atmete ein paarmal tief ein und aus, straffte die Schultern und machte mich auf den Weg zum Kindergarten. Am liebsten wäre ich sofort nach Hause gefahren, aber ich hatte meine Tasche mit meinem Wohnungsschlüssel nicht dabei, hatte für meinen Einkauf nur ein bisschen Bargeld eingesteckt.
    Ich zitterte immer noch, als ich die Mansteinstraße erreichte, und als ich die Tür zum Kindergarten öffnete, schlug mein Herz so laut, dass ich dachte, jeder müsste es hören können. Jetzt einfach nur unter irgendeinem Vorwand für heute bei Jennifer, mit der ich Spätdienst hatte, abmelden und dann so schnell wie möglich wieder raus hier, ab ins Auto und in meine Wohnung.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte Jennifer, als ich, die Knie immer noch weich wie Gummi, unsere kleine Teeküche betrat, um meine Tasche zu holen und Bescheid zu sagen, dass ich nach Hause gehen würde. Meine Kollegin reinigte gerade ein paar Pinsel von Wasserfarbe und warf mir einen verwunderten Blick zu. »Hast du einen Geist gesehen?«
    »Nein«, antwortete ich und hoffte, dass meine Stimme dabei nicht zu sehr bebte. »Ich weiß auch nicht, mir geht’s auf einmal gar nicht gut.«
    »Das merke ich, du schwitzt ja richtig, was ist los mit dir?«
    »Vielleicht ein Virus, oder so, fühlt sich ziemlich heftig an. Tut mir leid, die Berliner hab ich nicht mehr besorgt, mir ist schon beim Bäcker ganz schlecht geworden.«
    »Auweia, du Arme!« Jetzt blickte sie ähnlich sorgenvoll drein wie der Mann vorm Supermarkt, vor dem ich wie von Furien gejagt weggerannt war. Gleichzeitig schwang in ihrem Ausdruck noch etwas anderes mit, dieses unbestimmte Mitleid, das ich seit Celias Tod in fast allen Mienen zu sehen glaubte. »Dann geh mal besser nach Hause!«
    »Ist das in Ordnung?«
    Jennifer nickte. »Sind ja nur noch gut zwei Stunden, die schaffe ich schon allein. Außerdem kommt gleich der Papa von unserem Geburtstagskind, der wollte sowieso mithelfen. Ist also wirklich okay.«
    »Danke.« Diesmal zitterte ich vor Erleichterung, jetzt nur noch meine Tasche greifen, und ich wäre raus hier.
    »Ich will Apfelsaftschorle!« In der Tür zur Teeküche stand Anton und reckte uns auffordernd seine Trinkflasche entgegen.
    »Kannst du noch kurz?«, wollte Jennifer wissen und deutete mit einer Kopfbewegung auf ihre Hände, die mitsamt der Farbpinsel unterm laufenden Wasserhahn steckten.
    »Sicher«, sagte ich, aufs Äußerste darum

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