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Alles muss versteckt sein (German Edition)

Alles muss versteckt sein (German Edition)

Titel: Alles muss versteckt sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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Kindern, die mich dazu gezwungen hatten, meinen Beruf aufzugeben – auch dass ich mir vorstellte, wie ich ihm etwas antun würde, gestand ich. Patrick hörte schweigend zu, unterbrach meinen Redefluss kein einziges Mal, hielt mich dabei die ganze Zeit fest im Arm und zuckte nicht mal zusammen, als ich ihm schilderte, wie ich in meiner Vorstellung das Fleischermesser nahm und ihm die Kehle durchschnitt. Um ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen, erklärte ich ihm auch die Sache mit dem Denken, das aber nicht Tun ist.
    »Und was war das auf deinem Handy?«, wollte er wissen, als ich erschöpft zu einem Ende kam. Mittlerweile lagen wir wieder auf seinem Sofa, eng aneinandergeschmiegt.
    »Etwas, das mir helfen soll, eine Art Selbsttherapie«, erklärte ich. »Den Tipp habe ich von einer Freundin, die dieselbe Krankheit hat wie ich. Weißt du, die, die mir auch erklärt hat, dass Denken nicht dasselbe ist wie Tun. Sie hat mir gesagt, dass ich meine Gedanken aufsprechen und mir immer wieder anhören soll, dann wären sie irgendwann nicht mehr so schlimm.«
    »Und ist das so?«
    Ich nickte. »Ja. Aber ich habe natürlich nie damit gerechnet, dass sie irgendjemand außer mir je zu hören bekommt. Vera muss bei meinem Telefon auf einen falschen Knopf gekommen sein und hat dadurch die Aufnahmen abgespielt.«
    Patrick gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Hätte ich doch nur was geahnt, aber auf so etwas Verrücktes muss man erst einmal kommen. Nachdem du weg warst, haben wir uns zu dritt wirklich die Köpfe heißgeredet, was es mit diesen gruseligen Aufnahmen wohl auf sich hat.«
    »Jetzt weißt du es. Ich bin gruselig.«
    »Unsinn!«, widersprach er. »Deine Krankheit ist gruselig, aber du doch nicht!«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber ich habe Mordfantasien !«
    »Na und?« Ich wusste nicht, ob er wirklich so gelassen war, wie er tat – aber tatsächlich wirkte Patrick nahezu unbeeindruckt. »Wer von uns hat die nicht? Jeder denkt doch hin und wieder einen kurzen Moment lang darüber nach, dass er etwas Schlimmes tun könnte. Wir alle sind ein bisschen Dr. Jekyll und Mr Hyde.«
    »Mag sein. Aber ich denke nicht nur kurz darüber nach, meine Gedanken werden davon manchmal rund um die Uhr beherrscht.«
    »Aber hast du je etwas davon getan?«
    »Nein«, gab ich zu. »Allerdings habe ich riesige Angst, dass es irgendwann einmal passiert.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht? Woher willst du das wissen?«
    »Ganz einfach, ich glaube, dass deine Freundin recht hat. Denken und Tun sind zwei unterschiedliche Dinge.« Er lachte auf. »Oder was meinst du, wie oft ich schon ins Gefängnis gewandert wäre, wenn das anders wäre? Bei dem, was ich so schreibe.«
    »Das kann man nicht vergleichen«, sagte ich leise. »Ich habe diese Bilder vor Augen, ganz echt und realistisch. Wie im Kino, ich sehe regelrecht, was ich tue.«
    »Moment.« Er rückte von mir ab und stand auf. »Ich zeig dir was.«
    »Was denn?«
    »Wart’s ab.« Mit einem Lächeln ging er rüber zu seinem großen Regal, suchte etwas und kam dann mit einem Buch in der Hand zurück.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen.
    »Mein erster Roman«, erklärte er. »Der, von dem ich nicht wollte, dass du ihn liest.«
    »Und jetzt soll ich ihn lesen?« Patrick nickte. »Warum? Ich denke, du magst ihn nicht sonderlich.«
    »Das ist nicht ganz die Wahrheit.« Er klappte das Buch auf, blätterte einen Moment darin herum, fand die Stelle, die er suchte, dann hielt er mir die aufgeschlagene Textpassage hin.
    »Okay.« Ich nahm ihn entgegen und fing an, die Seite zu lesen.
    Sie kam zu ihm ins Bett gekrabbelt. In der ersten Nacht dachte er sich noch nichts dabei. Vielleicht hatte sie Angst vor der Dunkelheit oder wollte aus einem anderen Grund nicht allein schlafen. Was auch immer es war, er mochte es, sie so nah bei sich zu spüren, mochte es, ihren Atem direkt neben sich zu hören, mochte es, am Morgen mit ihr zusammen aufzuwachen, ihr weiches Gesicht ganz dicht an seine Brust geschmiegt. Eine Woche später kam sie wieder, gegen zwei oder drei Uhr nachts, und auch diesmal machte er unter seiner Decke bereitwillig Platz für sie.
    Danach wurden die Abstände kürzer, bis sie schließlich jede Nacht bei ihm verbrachte, jede einzelne Nacht, in der er es genauso genoss wie sie, nicht allein schlafen zu müssen. Sie hatten ja beinahe nur noch sich, kein Wunder, dass sie sich da aneinanderklammerten, sich gegenseitig Halt gaben, ein bisschen Wärme, ein

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