Alles nur aus Liebe
knappem Ton, als er später endlich allein mit Annie im Wohnraum war.
Nachdem Joey sie Mommy gerufen hatte, war sein alter Argwohn wieder voll zum Leben erwacht. Hatte sie sich eingeschlichen, um die Kinder von ihrem Vater fortzulocken? In der kurzen Zeit, die sie hier war, war sie den Jungen wie eine Mutter gewesen. Sie hatte mit ihnen gespielt, sie beruhigt oder getröstet, sie zum Lachen gebracht und sie jeden Abend zugedeckt. All das getan, was er mit der Liebe einer Mutter verband…
Aber konnte sie wirklich ihre Mutter sein?
Trotz aller Anzeichen, die dafür sprachen, weigerte sich Mike, es zu glauben.
Er wollte es einfach nicht wahrhaben, konnte sich einfach nicht vorstellen, daß eine Frau wie sie einen Mann wie Matthews heiratete.
Wer auch immer sie war und aus welchem Grund sie auch hier sein mochte, er würde es herausfinden, bevor er Matthews anrief.
Annie überlegte hastig, wieviel von der Wahrheit sie preisgeben durfte, um Mikes offensichtliches Mißtrauen wieder zu zerstreuen?
“Bestimmt kann das, was Sie so beunruhigt, doch noch warten, bis ich die Jungen ins Bett gebracht habe”, sagte sie mit Mühe und fand, daß ihre Stimme ziemlich gequält klang.
“Wegen der Jungen brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Sie sind in der Küche und bekommen dort soviel Zuwendung von Mrs. Swenson, daß es bis zum Schlafengehen reicht.”
“Wir können uns doch unterhalten, wenn sie schlafen, oder?” Annie warf einen Blick zu der Tür, die in die Küche führte und hoffte, niemand hörte ihnen zu. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln.
“Wenn Sie nichts dagegen haben, dann würde ich am liebsten jetzt mit Ihnen sprechen. Was ich zu sagen habe, dauert nicht lange.” Er ergriff sie am Ellbogen und zog sie mit sich hinaus auf den Flur. “Wir können uns in der Bibliothek unterhalten.”
Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes, und Annie überlegte fieberhaft, wodurch sie ihn wieder einmal verärgert haben könnte. Der barsche Klang seiner Stimme sagte ihr, er war sich inzwischen wohl sicher, daß sie irgend etwas im Schilde führte, Vorher hatte er es nur vermutet.
“Ich will gleich zur Sache kommen”, begann er, als er die Bibliothekstür hinter ihnen schloß. “Ich habe gehört, wie Joey Sie Mommy genannt hat.”
Annie schaffte es zu lachen. “Das mag durchaus sein, aber ich achte nicht so darauf, wie sie mich nennen. Ich habe es oft erlebt, daß Kinder ihre Kindermädchen oder Babysitter aus Gewohnheit Mommy rufen, wenn sie aufgeregt sind.”
Mikes Augen waren kalt wie Granit, und der einschüchternde Ausdruck blieb auf seinem Gesicht, trotz ihrer plausibel klingenden Erklärung. Er sah aus, als hätte ihn ihre Antwort nicht zufriedengestellt. Annie wappnete sich innerlich und betete zum Himmel, die richtigen Antworten parat zu haben.
“Dann sind Sie also nicht die Mutter der Jungen?”
“Das ist ja wohl ziemlich weit hergeholt, oder?” entgegnete Annie, während sie seinem eisigen Blick standhielt. Vor Jahren hatte sie von ihren Exmann gelernt, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, um einer Konfrontation zu entgehen.
Und sie wußte, sie mußte es leugnen, Bobbys und Joeys Mutter , zu sein, auch wenn sie sie noch so sehr liebte. Wie sehr wünschte sie sich, Mike erzählen zu können, daß sie alles nur aus Liebe zu ihnen tat.
“Das ist überhaupt nicht weit hergeholt”, erwiderte er mit einem Blick, der ihr durch und durch ging, so als wollte er ihr ihr Geheimnis entreißen. “Sie mögen vielleicht keine Ähnlichkeit mit den Kindern haben, aber Sie benehmen sich so, als wären Sie ihre Mutter.” .
“Das habe ich Ihnen doch schon alles erklärt”, sagte sie mit sachlichem Ton, obwohl ihr Herz wie wild raste. “Die Jungen reagieren so auf mich, weil ihnen ihre eigene Mutter fehlt.”
Aber der mißtrauische Ausdruck in seinen Augen blieb. “Ich habe noch eine Frage an Sie”, sagte er. “Bevor wir uns näher damit befassen, muß ich Ihnen allerdings fairerweise sagen, daß ich Ihre Referenzen überprüft habe.”
Annies Herz machte einen Satz. “Das überrascht mich nicht”, erwiderte sie mit vorgetäuschter Ruhe. “Ich hatte angenommen, daß Mrs. Matthews sie Ihnen geben würde.”
“Ich konnte nur eine Ihrer früheren Arbeitgeberinnen erreichen, eine Mrs.
Hitchcock. Sie hat Ihre Angaben bestätigt.”
“Natürlich”, meinte sie überrascht und ein wenig beleidigt.
“Warum hätte ich auch lügen sollen in einer Angelegenheit, die so
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