Alles nur aus Liebe
Gedanken.
“Können wir jetzt ins Wasser gehen?” brüllte er vom Ufer her.
Mike bedeutete ihm mit einer Handbewegung zu warten. “Wir bleiben nicht lange drinnen”, sagte er dann zu Annie. “Passen Sie gut auf, solange wir im Wasser sind, ja?”
Sie nickte und zog die Jacke enger um sich. “Bleibt dicht bei Mike”, rief sie den Kindern zu. “Mittagessen gibt’s in einer halben Stunde!”
“Fein. Wir werden pünktlich hier sein.” Mit einem letzten harten Blick auf sie lief er über den feinen Sand zum Ufer.
Annie saß auf dem flachen Felsen und sah zu, wie er und die Jungen ins Meer rannten. Mike sprang mit einem Hechtsprung hinein, schwamm unter Wasser zurück und tauchte unerwartet neben Joey auf. Sie konnte Joeys Kreischen hören, als Mike ihn packte, ihn in die Luft warf und auffing, ehe er ins Wasser klatschen konnte.
“Ich auch!” brüllte Bobby und kämpfte sich durch das aufspritzende Wasser heran. “Ich auch!”
Mike hob Bobby mit einer Hand ,hoch und wurde von einer Brandungswelle voll erwischt. Die beiden Jungen hielten sich an seinem Hals fest, während die Welle schäumend über ihnen zusammenbrach.
Annie lächelte vor sich hin. Noch nie war ihr der Unterschied zwischen ihrem Exmann und Mike deutlicher gewesen als jetzt gerade. Mike würde einen wirklich guten Vater abgeben, dachte sie wehmütig. Einen Vater, der seinen Kindern zuhörte und mit ihnen lachte. Anders als ihr eigener Vater würde Mike sie nicht als seinen Besitz ansehen oder seine eigenen Bedürfnisse voranstellen.
Spontan schlüpfte sie aus ihren Sandalen, die Verlockung der Wellen, die nun wieder sanft am Ufer ausliefen, war zu groß. Sie ging hinunter ans Wasser und genoß es, wie die kühle Flut ihre Zehen umspülte.
Von ihrem Platz aus konnte sie das Wasser auf Mikes muskulöser Brust glitzern sehen. Während sie ihm beim Herumtollen mit den Kindern zusah, wurde ihr immer wärmer. Ihre Gedanken schlugen eine andere Richtung ein, sie begann von erotischen Spielen mit ihm zu phantasieren. Je zurückhaltender er wurde, desto stärker wurde das Verlangen nach ihm, desto sehnlicher wünschte sie sich, daß er sie in den Armen hielt. Sie wollte sein Lachen mit ihm teilen, sehen, wie seine Augen zu funkeln begannen. Verträumt schloß sie die Augen und stellte sich vor, wie sie sich in Mike Umarmung verlor.
Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, daß Mike zu ihr herüberstarrte. Er stand bewegungslos da, seine Gestalt vor der Sonne glich der eines bronzenen Gottes. Unter seinem Blick fühlte sie sich als Frau, wie sie es in zehn Jahren Ehe nicht einmal empfunden hatte.
Ich muß mit diesen Tagträumen Schluß machen, riß sie sich zusammen, auch wenn es sie wehmütig stimmte. Ihre Phantasie war einfach überhitzt. Es mußte ein Ende haben. Mike und sie waren völlig verschieden, wie Feuer und Wasser, Sonne und Mond, Himmel und Erde. Sie konnten niemals zueinander gehören.
Abgesehen davon war sie immer noch die Mutter zweier kleiner Kinder, die sie brauchten. Sie kamen zuerst.
Irgendwann jedoch würde sie Mike fragen, warum er ihr gegenüber so mißtrauisch war und warum er manchmal so ärgerlich schien.
“Los, Jungs, eßt auf!” Mike warf einen Blick auf seine Armbanduhr. “Wir fahren bald nach Haus.”
Joey ließ seine Soda in den Sand fallen und schnitt ein Gesicht. “Du meinst, wir können nicht mehr zum Riesenrad und zur Achterbahn?”
“Heute nicht.” Und an keinem anderen Tag, solange er für die Jungen verantwortlich war.
“Und was ist mit dem Karussell?”
“Tut mir leid, Jungs, auch damit wird es nichts.”
Mike warf einen raschen Blick zu Annie, während er sprach. Interessierten denn außer ihn selbst niemanden die Sicherheitsmaßnahmen? Sie zeigte zwar eine rebellische Miene, hielt aber immerhin den Mund. Mit ihrer Unterstützung würde er es schaffen, die Jungen von hier fortzubekommen, ehe es am Strand voll wurde.
Er irrte sich.
Wieder einmal.
“Ich möchte aber auf die Achterbahn”, verkündete Bobby, kaum daß er seinen letzten Bissen heruntergeschluckt hatte.
“Und ich zum Karussell”, meldete sich Joey.
“Tut mir leid, Kinder. Es bleibt bei dem, was ich eben gesagt habe. Ich will euch nicht zwischen tausend Leuten verlieren.” Wieder warf er einen Blick auf die Armbanduhr. “Um die Mittagszeit fallen die Leute dort wie die Heuschrecken ein.”
“Ist es denn schon Mittag?” fragte Bobby.
Mike schüttelte den Kopf. “Warum können wir denn nicht jetzt hingehen,
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