Alles nur Magie
küsste sie auf die Wange. "Ein gutes neues Jahr!"
Eine gute Freundin. Merkwürdig, dachte Gwen, wie ein solcher Begriff die Sichtweise total verändert.
Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass Alec sie küssen würde. Und zwar nicht keusch auf die Wange, sondern richtig. Sie hätte schwören können, dass er das auch vorgehabt hatte, und ihr Körper hatte bereits darauf reagiert gehabt. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt Wahrscheinlich hatte sie schon die Augen geschlossen und die Lippen leicht befeuchtet.
Eine kaum merkbare Berührung seiner Lippen für eine gute Freundin. Das war alles gewesen. Glücklicherweise hatte sie sich schnell wieder im Griff gehabt, so dass ihr "Dir auch" ganz natürlich geklungen hatte.
Gute Freundin, hatte er gesagt. Das war im Grunde sehr klug, und sie hatte auch nichts dagegen. Wenn sie sich richtig geküsst hätten, hätte das nur Komplikationen gegeben, und irgendwann hätte sie wieder enttäuscht und allein zu Hause gesessen.
Um ihm zu zeigen, dass sie mit seinem Verhalten vollkommen einverstanden war, hatte sie in der Küche die Reste zusammengepackt und sie ihm mitgegeben.
Ursprünglich hatte sie zwar vorgehabt, des bei sich in den Kühlschrank zu tun und ihn die Woche über dann immer zum Essen einzuladen. Aber so war es sicher besser.
Anfangs wollte er zwar nicht so viel mitnehmen, aber sie hatte nur freundlich abgewinkt. "Dafür hat man doch Freunde."
Als er dann am Neujahrstag wieder vor der Tür stand, weil er hoffte, bei ihr das Footballspiel sehen zu können, das es nur im Kabelfernsehen gab, begrüßte sie ihn lächelnd. Natürlich könne er immer gern kommen und sich ansehen, was er wolle. Sie müsse sowieso staubsaugen, und dabei würde er sie ganz sicher nicht stören.
Sie saugte den Schlafzimmerteppich, den Schrankboden, die Regale, die Tagesdecke und die Jalousien. Danach zog sie den heulenden Staubsauger hinter sich her ins Wohnzimmer, saugte Teppich und Vorhänge und, nachdem ihr Freund Alec ihr noch geholfen hatte, das Sofa wegzuschieben, auch noch den Fußboden darunter.
Noch während der ersten Halbzeit verließ ihr Freund Alec sie.
Es ärgerte sie, dass sie darüber traurig war. Sie war hin-und hergerissen zwischen dem Wunsch, an ihrer Karriere zu arbeiten, damit sie sich später etwas mehr leisten konnte, und Alec. Mit Alec hätte sie sicher eine gute Zeit, aber sie wusste genau, wie es enden würde. Er würde sie verlassen, und sie würde sich aus lauter Verzweiflung noch ein paar Pfunde mehr anfuttern.
Zu oft schon in der Vergangenheit hatte sie das Richtige gewollt und das Falsche getan. So attraktiv und nett ihr Nachbar auch war, er gehörte zweifellos in die Kategorie "falsch".
Ein neues Jahr hatte begonnen, und es wurde Zeit, dass sie sich endlich änderte. Auch wenn sie das Falsche wollte, so würde sie sich überwinden und das Richtige tun.
Und da sie schon dabei war, Entscheidungen zu treffen, auch mit dem Rock musste etwas passieren. Wenn nun doch etwas dran war an dieser alten Legende
... Vielleicht sollte sie versuchen, ein paar Pfund abzunehmen, damit sie den Reißverschluss bequem zuziehen konnte. Sie konnte Chelsea und Kate unmöglich gestehen, dass sie in den Rock nicht hineinpasste.
Außerdem könnte sie ihn dann einmal anziehen, wenn Alec da war. Wenn dann nichts passierte, würde sie wenigstens eins wissen: dass es richtig gewesen war, ihn nur als netten Nachbarn zu behandeln.
So setzte sie sich am Abend in ihr makellos gereinigtes Apartment und dachte darüber nach, was sie für ihre Karriere tun könnte. Am nächsten Tag rief sie eine Reihe von Firmen an, die ungebleichte Kaffeefilter herstellten, und fragte nach den Preisen.
Da Neujahr diesmal auf einen Mittwoch fiel, hatten die meisten Leute leider die ganze Woche frei genommen, so dass sie kaum jemanden antraf, im Wesentlichen mit Anrufbeantwortern sprach und Nachrichten hinterließ.
Egal. Zwei Tage lang ging sie ihre Akten durch und räumte den Schreibtisch auf. Zum Lunch aß sie nur Salat, und auf Eis verzichtete sie vollkommen.
Der Rock ging immer noch nicht zu.
Himmel, sie würde sich doch nicht noch mit Gymnastik abquälen müssen9
Freitagabend konnte sie nicht länger widerstehen und öffnete das Gefrierfach.
Ihr war wirklich nach Eis zu Mute. Nur ein kleines bisschen. Schließlich hatte sie eine harte Arbeitswoche hinter sich.
Sie hatte sich gerade ihren Mantel übergezogen und nach ihrer Handtasche gegriffen, um zu Fuß zum Supermarkt zu gehen und
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