Alles nur Magie
sich schwer aufs Sofa fallen. "Ich weiß noch nicht einmal, ob er genug Socken mitgenommen hat. Schließlich hat er seinen Koffer noch nie selbst gepackt. Aber das geht mich ja nichts mehr an."
Der Kessel pfiff, und Gwen ging in die Küche, drehte das Gas ab, tat Teebeutel in die Becher und goss langsam das kochende Wasser darüber.
"Du hattest Recht", rief Suzanne aus dem Wohnzimmer, "als du sagtest, du würdest nie ein solches Leben wie ich führen wollen. Jetzt kann ich dich verstehen."
Gwen hätte sich beinahe die Hand verbrüht. Hatte sie das wirklich gesagt? Es war zwar ihre Meinung, aber das laut zu äußern wäre doch zie mlich taktlos gewesen.
"Ich dachte, dein Vater und ich wären gleichberechtigte Partner. Wir haben beide an seiner Karriere gearbeitet und waren sehr erfolgreich. Er sagte mir mal, dass man ihn nach dem Geheimnis seines Erfolges gefragt habe. Ganz einfach, ich war das Geheimnis."
Trotzdem hatte sie nie die Anerkennung erhalten, die ihr zustand. Das war es, was Gwen an dieser so genannten Partnerschaft bemängelte.
„In der ganzen Zeit meiner Ehe habe ich immer nur an Tom gedacht, bei allem, was ich tat. Ich habe in den entsprechenden Läden eingekauft, den Partyservice und die Innenarchitekten engagiert, die gerade in waren, und nur Kleidung gekauft, die zu dem Image der Frau eines erfolgreichen Mannes passte. Unser Ziel war ein Team zu bilden und unschlagbar zu sein."
Gwen kam mit den Teebechern zurück und setzte sich neben ihre Mutter.
"Und dieses Team ist jetzt auseinander gebrochen", sagte Suzanne ein wenig dramatisch.
Es war Gwen klar, dass ihre Mutter sich aussprechen musste. Sie brauchte nichts anderes zu tun, als verständnisvoll zuzuhören. Auf der anderen Seite handelte es sich immerhin um ihren Vater, über den ihre Mutter sich beklagte.
Vielleicht sollte sie doch etwas dazu sagen. "Dad kommt sicher zurück", begann sie vorsichtig. "Das weißt du genau. Er ist nur..."
"In El Paso", unterbrach Suzanne sie und nahm einen kleinen Schluck.
"Was?"
"Da war er wenigstens um die Mittagszeit, als er anrief." Suzanne zog ein Stück Zeitung heran und stellte den heißen Becher darauf. "Er wollte wissen, ob er seine Solarlampe in der Garage vergessen hat. Ich sagte ihm, dass er selbst kommen könne, um sie zu suchen."
"Mom!"
"Ja, er muss jetzt selbst für sich sorgen. Ich will auch endlich mein eigenes Leben führen. Genauso wie du es tust."
Gwen hatte plötzlich die furchtbare Vorstellung, dass ihre Mutter ihre Freizeit in Zukunft mit ihr verbringen wollte.
"Schließlich bin ich erst fünfzig." Suzanne sah ihre Tochter trotzig an. „In vielerlei Hinsicht fängt das Leben dann erst an. Wenn ich aber wieder Spaß haben will, muss ich mich auch entsprechend zurechtmachen."
Sie stand auf. "Ich wollte gern mal in deinen Schrank sehen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was junge Leute heute so tragen."
"Mom?" Gwen sah sie ungläubig an. Ihre Mutter wollte wieder ausgehen, Männer kennen lernen? "Meinst du nicht, dass das ein wenig voreilig ist?"
Aber Suzanne ging entschlossen zu Gwens Schrank. Gwen stand hastig auf und folgte ihr. Ihre Mutter öffnete den Schrank und begann ihre Kleider durchzusehen. Vorn hingen die Sachen, die sie in ihrem jetzigen, etwas fülligeren Zustand trug. Schnell war Suzanne bei den Weidungsstücken angelangt, die sie nur tragen konnte, wenn sie gerade eine Diät hinter sich hatte.
"Das sieht ja schon besser aus. Das müssen die Sachen sein, die du trägst, wenn du ausgehst" Suzanne schob die Bügel auseinander. "Kurz und eng, genau das, was ich brauche."
„Aber Mom!"
"Liebling, ich war während der sechziger Jahre jung. Da haben wir auch so kurze Sachen getragen. Ach, was für ein süßes Oberteil!" Ihre Mutter zog eine durchsichtige Chiffonbluse heraus.
Diese Bluse war ihr letzter Versuch gewesen, Eric wieder für sich zu gewinnen. Warum sie ihn wiederhaben wollte, wusste sie heute auch nicht mehr.
"Und hier ist ein ärmelloses Top, das man drunter tragen kann", rief Suzanne begeistert. Dann fand sie den bewussten schwarzen Rock und holte ihn aus dem Schrank. "Diese drei Sachen passen doch fantastisch zusammen, findest du nicht?" Sie hielt sie sich an. „Kann ich sie ausleihen?"
"Nein!"
Suzanne hatte schon angefangen, sich auszuziehen. "Warum nicht?"
Gwen starrte auf den Rock. "Lieber nicht."
"Aber ich möchte doch ausgehen. Und dazu brauche ich die richtige Aufmachung."
"Aber du kannst das nicht anziehen."
"Wieso denn nicht?"
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