Alles nur Magie
Er hoffte nur, dass sie ihm gegenüber genauso empfand.
Alec versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, zu seinem alten Leben ohne Gwen zurückzukehren. Aber er konnte es nicht. Schon bei dem Gedanken daran fühlte er sich leer und hohl. Das konnte allerdings auch Hunger sein. Was machte Gwen da so lange in der Küche? Wann würde sie endlich kommen, um zu sehen, ob er wach war? Und wenn sie nah genug an das Bett herangekommen war, dann würde er sie packen und an sich ziehen, selbst auf die Gefahr hin, dass verbrannte, was sie da gerade auf dem Herd hatte.
Vielleicht würde er ihr bei der Gelegenheit auch sagen, dass er sie liebe.
Was, um Himmels willen, machte sie da eigentlich?
Gwen starrte auf die frischen Brötchen, die sie hübsch in einem Korb drapiert hatte. Sie hatte den Tisch gedeckt. Sie war zum Supermarkt gegangen und hatte viel zu viel Geld für Erdbeeren ausgegeben, hatte Rührei mit mehr Eiweiß als Eigelb zubereitet, weil das gesünder war, und das Geschirr abgewaschen, auch das, was noch von Alecs gestrigem Abendessen stammte. Und, was das Schlimmste war, sie hatte eine Ladung Wäsche in die Maschine gestopft und auch einige von seinen Sachen mit hineingetan.
Gemeinsame Wäsche. Der deutlichste Beweis für einen gemeinsamen Haushalt oder wenigstens für den Wunsch nach einem solchen.
Gwen betrachtete den Frühstückstisch. Sie hatte sogar Stoffservietten hingelegt. Da war sie wieder, die alte Falle. Vielleicht hatte sie dieses Verhalten geerbt, vielleicht hatte ihre Mutter sie dahingehend beeinflusst, vielleicht wollte sie sich unbewusst endlich ein Nest bauen - auf jeden Fall war sie wieder dabei, den Mann in ihrem Leben nach Strich und Faden zu verwöhnen. Sie konnte wohl nicht anders.
Aber dies ist doch Alec, meldete sich eine innere Stimme. Er verdient es doch.
Das stimmte natürlich, aber die Beziehung mit ihm würde sicher nicht von Dauer sein. Letzten Endes kehrte er irgendwann in sein eigenes Haus und sein richtiges Leben zurück, und sie bliebe, wo sie war. Mit gebrochenem Herzen wie immer in solchen Fällen. Wieder hätte sie viel Zeit und Energie an einen Mann verschwendet, nur um dann wieder da zu enden, wo sie begonnen hatte, ohne Mann, ohne Alec, ohne Freund.
Nur mit ein paar wunderbaren Erinnerungen.
Aber diese wunderbaren Erinnerungen hatte sie ja bereits. Dagegen könnte sie auf die Erfahrungen mit dem erneut gebrochenen Herzen und der verschwendeten Zeit und Energie gut verzichten.
Es war noch nicht zu spät. Vielleicht sollte die Trennung diesmal von ihr ausgehen, das wäre nicht ganz so schmerzhaft. Sie sollte den blöden Rock einpacken und an Kate schicken. Anschließend könnte sie sich wieder vollauf um ihre Karriere kümmern und ihren Chef mit ihren Plänen beeindrucken.
Sicher würde sie daraufhin befördert werden, hätte bald ihre eigene Assistentin, und Erfolg und ewiges Glück wären garantiert.
Und dann, wenn Alec sie dann immer noch ... Nein, sie sollte sich keine falschen Hoffnungen machen. Er würde sicher nicht auf sie warten.
Sehr leise nahm sie ihr Gedeck vom Tisch und schrieb Alec eine kurze Notiz.
Das sollten wir bald mal wieder machen. Ciao!
Warum sollte man sich nicht wenigstens diese Möglichkeit offen lassen? Sie war ja schließlich keine Heilige.
10. KAPITEL
Um in ihrem Entschluss nicht wieder wankend zu werden, bat Gwen ihre Mutter, zu kommen und ihr zu helfen, die Idee mit dem Kaffeestand weiter auszubauen.
Suzanne kam mit Listen und Aufzeichnungen und ihrem eigenen Laptop.
Gwen hatte allerlei Informationen über Kosten und mögliche Platzierungen der Stände zusammengetragen. Ihre Mutter hatte sich mehr mit den Geschäftsleuten beschäftigt, die Gwen von ihren Plänen überzeugen musste. Sie wusste inzwischen mehr über Gwens Chef, als Gwen in den vier Jahren Zusammenarbeit herausgefunden hatte.
"Und morgen spiele ich Tennis, und zwar ein Doppel mit Carot Hofner", sagte Suzanne triumphierend.
"Der Frau meines obersten Chefs?"
"Ja, natürlich. Das ist doch der Sinn der Sache."
Gwen war sprachlos. Ihre Mutter kannte wirklich Gott und die Welt.
"Wir sprechen dann sicher auch über dich. Es ist also wichtig, dass du übermorgen im Büro einen besonders guten Eindruck machst. Ich rufe dich morgen Abend an und erzähle dir, wie es gelaufen ist." Suzanne tippte eine Notiz in ihren Computer und lehnte sich dann zurück.
"So, und nun stell dir mal vor, ich sei dein Chef, und du müsstest mich überzeugen. Erzähle mir von deiner neuen
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