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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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Kühlerhaube und öffnete die Tür auf Jakes Seite. Er stieg auf die Stufe, packte Jake an seiner Jeansjacke und zog ihn mit seinem ganzen Gewicht herunter.
    »Ho, wow wow«, blubberte Jake.
    Jonsy stellte ihn auf den Boden und sagte: »Du bleibst jetzt hier, und die ganzen netten Menschen von Nebraska werden dich mitnehmen, wohin du willst, und das wird nicht in unsere Richtung sein, klar? Fahr von mir aus nach Hebron, dort werden sie sich bestimmt gut um dich kümmern. Und falls nicht, dann komm bei Gelegenheit nach Israel, und ich schick dich dort nach Hebron. Amerikanische Juden, die meinen, sie sind Superschlauberger, sind dort megabeliebt. Und jetzt hör gut zu, du Kackarsch. Du hast unsere fünfhundert Dollar. Wir haben abgemacht, dass du dieses Geld kriegst und kein Wort sagst. Wenn du auch nur einen Millimeter Anstand im Bauch hast, hältst du dein Wort. Wenn nicht, dann bist du eben ein kleines Stück Scheiße, aber das ist mir egal - du bleibst hier. Klar?«
    »Hör mal, ich glaube nicht, dass es für euch so gut …«
    »Bye bye.« Jonsy schlug krachend die Tür zu. Er hatte, ebenso wie Izzi, die Furcht in Jakes Stimme gehört. Jake war nicht mehr ganz so selbstsicher.
    Jonsy legte den Gang ein und fuhr weiter auf der 81er nach Süden. »Und du«, wandte er sich im gleichen Ton an Izzi, »du hörst gefälligst auf, dich wie ein jämmerlicher Schwanzlutscher aufzuführen. Du gehst nirgendwohin, und du wirst niemanden anrufen. Du bleibst bei mir, und alles wird sich regeln. Jetzt nimm die Karte, find raus, wo wir sind, Highway
Nr. 81 bei Hebron Richtung Kansas, und dann such uns eine andere Strecke, denn dieser Bastard, Jake, wird sein Maul garantiert nicht halten, sondern in alle Welt hinausposaunen, dass wir hier sind. Und wenn wir dann ein bisschen weiter weg sind, setzen wir uns hin und denken darüber nach, was genau wir mit diesen Automaten anfangen. Klar?«
    Izzi schlug den Kartenband auf, noch bevor Jonsy ausgeredet hatte.

EINE BEGEGNUNG
    Auf dem Flug von New York nach Minneapolis verspürte Vladimir Berkovich Stiche in seiner Brust. Er kannte diese Symptome. Es waren Bettystiche. Wie lange war es her, seit er sie gesehen hatte? Er rechnete bereits nicht mehr nach. Wenn ihn die Stiche ereilten, war er nur noch dazu imstande, sein leidendes Gesicht zu ziehen - so leidend, dass es einer der Stewardessen auffiel und sie fragte: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Er winkte ab und knurrte in sich hinein, doch, natürlich kannst du mir helfen. Gib mir eine Zigarre. Bring mich zu dem Spa in Bulgarien. Er holte eine Zigarre aus seiner Handgepäcktasche und streichelte sie. Wo sind die Zeiten hin, sinnierte er. Früher hatte er in der ersten Klasse eine Zigarre angezündet und die meisten Passagiere hatten sich ihm angeschlossen.
    Er erinnerte sich an eine Szene aus dem Restaurant: Betty bringt ihm Farschmak an den Tisch, ein russisches Heringsgericht mit Äpfeln und Eiern, das sie in die Speisekarte aufnehmen
wollte. Betty kam sonst nie aus der Küche ins Restaurant, doch diesmal musste sie es unbedingt selbst servieren. Sie hatte ihre weiße Schürze an, ihre Wangen waren gerötet von der Küchenhitze, dem Stolz auf ihr Werk und der Verlegenheit wegen ihres öffentlichen Erscheinens im Lokal. Sie setzte sich ihm gegenüber und nahm seine Hand, während er probierte. Es schmeckte natürlich göttlich. Er flüsterte: »Das schmeckt umwerfend, Betty.« Sie hielt lächelnd seine Hand, und dann stand sie auf, gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: »Du bist so gut zu mir.« Damit kehrte sie in die Küche zurück.
    Als er sich daran erinnerte, rollte ihm eine Träne über die Wange. Er wusste, dass sie ihn nicht verlassen hatte. Dass sie nicht freiwillig verschwunden war. Er spürte das in seinen Knochen, in seinen Erinnerungen. Er wusste, dass Arkadi sie getötet hatte. Er hoffte nur, dass es schnell und sauber geschehen war, dass sie nicht gelitten hatte, dass er sie nicht misshandelt hatte … Vladimir schloss die Augen. Er hätte sich jetzt schrecklich gern eine Zigarre angezündet.
    Am Flughafen in New York hatte er sich einen Straßenatlas der Vereinigten Staaten gekauft und die Reise geplant. Sie würden nach Vegas fahren. Er hatte viel darüber nachgedacht, aber das war die einzige Richtung, in die sich die Israelis, seiner Meinung nach, wenden konnten. Er hatte mit ihrem Boss gesprochen, und ihr Boss hatte zu ihm gesagt, dass alles, was auf dem Lastwagen war, nach Süden hätte gehen sollen. Sie

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