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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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sterben, spürten Diana in ihren alten Knochen herannahen. Sie fühlten einen dumpfen Schmerz, blickten in den klaren Himmel und sagten sich im Stillen, ihr macht uns nichts vor.
    Lisa Lemmon hatte schon mit ihrem Sohn, dem Rechtsanwalt Andy Lemmon, gesprochen, dass er eine Klage gegen Sababa Moving and Storag’e einreichen solle, da ihre Sachen, die vor einer Woche in Florida hätten eintreffen sollen, immer noch nicht angekommen waren. Andy hatte versprochen, er
würde sich so bald wie möglich darum kümmern, doch er hatte noch nichts unternommen. Er wollte es einige Tage hinauszögern und hoffte, der Lastwagen würde währenddessen doch noch eintreffen. Seine Schwester Jeannie, die in Florida lebte, besuchte ihre Eltern ab und zu, brachte ihnen Pasteten oder trank Kaffee mit ihnen. Sie hatte sie bereits auf Einkaufstouren mitgenommen - Kleider und die notwendigsten Bedarfsartikel - und war diese Geschichte allmählich schon leid. Karl Lemmon, mit seinen langen Gliedern und langem Gesicht, saß in der klassisch gestylten Lobby des Mountain Ridge, in sich gekehrt, trübsinnig, während die aktive Lisa soziale Kontakte zu knüpfen versuchte. Doch der Gemütszustand der beiden - was sie nicht verbargen - befand sich auf dem Nullpunkt.
     
    In Houston, Texas, rief Joachim Basendwarf Michel Argamani an und sagte ihm - dem abgebrannten Streichholz, diesem bebrillten Jemeniten -, er würde ihn auf eine Rakete befördern, und er solle sich schon mal sehr, sehr gut vorbereiten, denn sein Arsch würde von der Wucht des Abschusses in den Himmel auffahren. Michel Argamani erwiderte: »Hören Sie, Mister Joachim, weshalb drohen Sie mir? Wissen Sie, wie viele Drohungen ich bereits erhalten habe, seit ich im Umzugsgeschäft bin? Das schreckt mich nicht. Kommen Sie, lassen Sie uns über eine Entschädigung reden. Ich werde Ihnen jetzt fünftausend Dollar aufs Konto gutschreiben, und in dem Moment, in dem der Lastwagen ankommt, geben Sie sie mir zurück.«
    »Ha, ha, ha!«, lautete Joachim Basendwarfs Antwort. Sie führte zu einem Schweiß ausbruch bei Michel Argamani und veranlasste ihn zu einem Brandanruf bei Chaim, um ihm mitzuteilen, dass er ihn definitiv umbringen würde. Michel setzte
ihn davon in Kenntnis, dass jede Gebühr oder Strafe, seitens Gericht oder Kunden, die sich daraus ergab, dass sich Chaims verblödete Mover mit dem Lastwagen davongemacht hatten, aus Chaims Tasche gezahlt werden würde - nur um jeden eventuellen Zweifel diesbezüglich auszuräumen.
    »Ha, ha, ha!«, lautete die Antwort Chaim Galils. Er lag auf dem Sofa in Ariks überheiztem Wohnzimmer in Chicago, mit nacktem, haarigem Oberkörper und schlafverklebten Augen. Schlomi, zu seiner Linken, war in ein kleines Gebetbuch vertieft. Chaim sah keinerlei Notwendigkeit, Michel seine Reaktion näher auszuführen. Diese drei kurzen Laute, das wussten beide, bargen die Geschichte eines ganzen Lebens an Gaunereien, Schlägen und schmutzigen Machenschaften sowie eine generelle Abmachung, die in etwa lautete: »Mein Lieber, wir beide sind keine Engel, jeder zieht sein Ding durch, wir nutzen uns beide gegenseitig aus, und wir gehen beide die Risiken ein, und manchmal fällt einer von uns eben auf die Schnauze, und manchmal wird der zweite mit nach unten gezogen, wenn er nicht aufpasst. Also komm mir nicht mit diesem Mist von Strafen und Gerichten.« Oder so ähnlich.
    Nachdem er die Verbindung getrennt hatte, dachte Chaim - Abhöranlage.
    Schlomi sagte: »Guten Morgen, Jude.«
     
    Die weiße Farbe reichte nicht aus, um den ganzen Lastwagen zu decken. Das gesamte Dach blieb blau, und es blieb auch ein kleines blaues Viereck am linken vorderen Eck des Laderaums. Jonsy sagte: »Wir zahlen keine tausend Dollar für eine halbe Arbeit.«
    Das Problem war nur, dass sie Harry diese Summe schon vor Arbeitsbeginn bar auf die Hand gegeben hatten. Harry
blätterte einen Fünfzig-Dollar-Schein von dem Bündel ab und gab ihn Jonsy zurück. »Nimm, kauf dir ein hübsches Steak davon«, sagte er geringschätzig.
    Izzi klagte: »Ich glaub’s nicht, wieso werden wir die ganze Zeit verarscht? Für was haben wir ihn denn lackieren lassen? Wir hätten zu einer ordentlichen Werkstatt gehen sollen.«
    Jonsys Aggressionspegel stieg um eine Stufe. Nicht genug, dass ihn Harry geärgert hatte, nicht genug, dass sie bloß sinnlos Geld rausgeworfen hatten - jetzt auch noch Izzi. Es machte Jonsy wahnsinnig, dass nach Izzis Ansicht alles, was passierte, permanent nur schlecht war, alles

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