Alles paletti
seinen Entschluss mit zwei Gründen, von denen er insgeheim wusste, dass sie unsinnig waren. Erstens hatte er jetzt keine Zeit, er musste ins Auto steigen und aufs Gas drücken, und zweitens fuhr er nach Osten zurück, würde also vielleicht doch noch rechtzeitig in New York eintreffen. Es war besser, ein wenig zu warten, zu sehen, wie sich die Lage entwickelte - und dann erst anzurufen.
Chaim und Schlomi sitzen in Ariks Wohnzimmer. Arik, in dem großen Sessel, sagt zu seiner Frau: »Dalia, warum bietest du unseren Gästen nicht was Gutes an? Hast du keinen Kuchen mehr oder so was?«
Chaim winkt ab: »Aber nicht doch, was hast du denn, Arik, Dalia verwöhnt uns schon genug. Schluss damit, Dalia, jetzt setz dich ein bisschen hin, schau mit uns Fernsehen.«
Im Fernsehen läuft ein Bericht über Monica Lewinsky. Dalia setzt sich dazu. Sie sagt: »Wirklich interessant.«
Schlomi trinkt Nescafé aus einem Einwegplastikbecher. Von
den Keksen isst er nichts. Hin und wieder macht er auf dem Teppich eine Übung für seinen Rücken.
Arik schaut auf die Uhr. »Ich weiß nicht, was los ist mit ihnen, sie rufen auch nicht mehr an. Bis vor ein paar Stunden haben sie noch jede Minute angerufen - sollen sie kommen, nicht kommen, schon kommen, wann kommen.« Laut Abmachung hätten Jonsy und Izzi längst in Chicago sein müssen. Arik ruft Iti an, um sich zu erkundigen, ob er vielleicht etwas von ihnen gehört habe. Hat er nicht.
Um elf Uhr nachts, nach einer weiteren Runde Kaffee, die Dalia serviert, blickt Chaim auf die Uhr und sagt: »Das kann nicht sein. Und du meinst, sie haben gesagt, dass sie ganz sicher kommen?«
»Was heißt hier sicher? Sie haben sich angehört, als ob sie vor Angst sterben, als sei ich ihre einzige Chance, was soll das heißen?«
»Dann hat es ihnen jemand gesteckt«, knurrte Chaim und sah Schlomi dabei an. »Ich würde ja dich verdächtigen, wenn ich nicht die ganze Zeit mit dir zusammengeklebt wäre.«
»Mich?« Schlomi deutet empört auf sich selbst. »Bist du jetzt komplett durchgeknallt, oder was? Was für einen Grund hätte ich, hier zu sein, wenn ich mit ihnen gemeinsame Sache machen würde? Meinst du, ich mach mir gern den Rücken kaputt?«
Chaim schlägt sich unvermittelt gegen die Stirn. »Auweia, weia, weia, ich bin ein solcher Schwachkopf.«
»Was?«, fragt Arik. »Wem hast du’s erzählt?«
»Chen, im Büro. Diese miese Schlampe. Sie hat sie garantiert informiert.«
»Sie ist doch mit Jonsy zusammen, oder?« Arik zieht die Augenbrauen hoch. »Haben sie dir ins Hirn gekackt?«
»Das ist ein wenig komplizierter. Sie sind nicht mehr so ganz … er hat sich auch vor ihr verdrückt, mit diesen ganzen Trips, das heißt, falls … so ein Scheißdreck!«
Schlomi nickt, er lächelt sogar. »Das war sie, ganz bestimmt.«
»Nutte.« Chaim nimmt das schnurlose Telefon zur Hand.
»Warte«, wendet Arik ein. »Rede nicht mit ihr. Sei ein bisschen schlauer. Denk dir was anderes aus. Rede vielleicht mit jemand anders in der Wohnung und bitte, dass er sie belauscht.«
Chaim denkt kurz nach. »Nein, sie ist die Einzige, die am Vormittag da ist. Das bringt nichts.«
»Lass ein Abhörgerät in der Leitung installieren«, schlägt Schlomi vor.
Arik sieht Schlomi und dann Chaim an. Seine Augen lächeln. Er nickt langsam - wallah! Chaims Blick wandert von Schlomi zu Arik, und dann lächelt auch er. Er wählt Michel Argamanis Nummer.
Einige Minuten vor Mitternacht gelang es Spezialagent Paul Kiklaschwili, genannt Psych seit seinen Tagen im sibirischen Gulag, dem Exekutivverantwortlichen für die Abteilung Russische Mafia beim FBI, eine Konferenzschaltung mit zwei Agenten aus Denver, Colorado, zustande zu bringen, nachdem er die Genehmigungen von all ihren oberen und direkten Vorgesetzten erhalten hatte, und sie am frühen Morgen des nächsten Tages zu aktivieren. Es war nicht das erste Mal, dass sich Doug Freezeway und Natascha Kubika mit Angelegenheiten befassten, die mit der russischen Mafia zusammenhingen. Denver ist, wie Minneapolis, eine der Lieblingsstädte der Russen, da es relativ entfernt und isoliert von den zentralen Städten der USA liegt, und wegen des Wetters, das mit den schneereichen,
langen Wintern an Russland erinnert. Natascha erinnerte sich sogar an Vladimir Berkovich.
»Ich brauche eine kleine Inszenierung«, sagte Psych. »Ihr müsst euch morgen früh für ein paar Minuten als Schauspieler betätigen. Lasst uns mal versuchen, uns eine Situation auszudenken. Das Motel
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