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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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Das hört sich nach echter Ausrüstung an.«
    »Was heißt offizielle Organisationen?«
    »Polizei, Staat. Du weißt schon, die Behörden«, erklärte Zadok.
    Chaim fing an zu schwitzen. »Brauchen die nicht eine Genehmigung für so was?«
    »Wer sagt, dass sie die nicht haben?«, entgegnete Zadok.
    Chaim schoss aus den Decken hoch. Er trug nur Unterhose und T-Shirt, doch ihm war heiß. Er wollte die Heizung niedriger stellen. Durchs Fenster sah er Schnee. Er dachte nach.
    »Hallo?«, rief Zadok.
    »Ja. Ich bin noch da. Nachdem die Leitung schon abgehört wird, heißt das, dass du nicht noch ein Abhörgerät draufsetzen kannst?«
    »Kann ich schon, warum soll ich das nicht können?«

    »Dann mach das. Ich rechne mit dir nächste Woche in New York ab, okay?«, sagte Chaim.
    »Kein Problem.«
    Der nächste Anruf galt Chen. Er sagte zu ihr, es gebe nichts Neues. Sie seien immer noch in Chicago. Würden vorläufig dort bleiben. Vielleicht würden sie nach New York zurückfahren. Er hoffte, dass sie den Köder schluckte.
    Als Schlomi zurückkam, saß Chaim in der Unterhose am Küchentisch, in der einen Hand das Telefon, in der zweiten einen Löffel. Er aß einen Joghurt, den er im Kühlschrank gefunden hatte, und hörte sich den ersten Ergebnisbericht von Zadok an: Jemand hatte angerufen, eine Frau namens Chen hatte geantwortet. Der Anrufer hatte gesagt, es sei alles in Ordnung, der Lastwagen habe eine neue Farbe, sähe wie eine Pralinenschachtel aus. Er sagte, sie seien in Texas, nicht weit weg von Dallas, und fragte Chen, wo Chaim und Schlomi seien. Chen erwiderte, sie seien in Chicago, würden offenbar dort bleiben, bis sie etwas hörten, vielleicht würden sie auch nach New York zurückkehren. Der Anrufer sagte, prima.
    Es hatte auch einer angerufen, der sich Uncle Sam nannte, und einer namens Michel sowie irgendeine Lisa Lemmon.
    Chaim bat Zadok, den Wortlaut des ersten Gesprächs zu wiederholen.
    Schlomi sah seinen Boss nervös lächeln. Er beobachtete, wie sich seine Stirn mit Schweißtropfen überzog, in einer Hand das Telefon, während er mit der anderen den Löffel zum Mund führte. Schlomi hob fragend die Augenbrauen - was ist los?
    Chaim beendete das Gespräch. »Sie fahren nach Texas. Sie sind in der Gegend von Dallas. Wie lange brauchen wir dorthin?«

    »Texas? Einen Tag, zwei Tage.«
    »Ein bis zwei Tage? Nicht gut.«
    »Außer wenn wir …«
    »Genau. Los, Bewegung.«

BYE, BYE, SLOTMASCHINEN
    Die Idee stammte ausgerechnet von Izzi, in dem Reiseshop in Texas. Hinter Dallas, nach der ganzen Countrymusik im Radio und der ganzen Wüste in den Augen, nach einem weiteren Piepsersignal von Chen und noch einem Stopp an einer staubigen texanischen Tankstelle, nach einem texanischen Verkäufer mehr mit Cowboyhut und noch einem rothaarigen Kunden mit langem Bart - da war ihm die Idee gekommen.
    Eine Minute vorher, während er pinkelte, hatte Izzi gehört, wie der Rothaarige jenseits der Tür zu dem Verkäufer sagte: »Indiana, was für ein grauenhafter Staat. Ich hasse das Wetter, hasse die Leute. Ich hab ein Paar Melkergummistiefel wegen dem Schnee gekauft. Ich sag’s dir, seit Vietnam hab ich kein so übles Wetter mehr gesehen.«
    Dieser unmögliche Südstaatenakzent, dachte Izzi. Schon Harry in Missouri hatte man nur mühsam verstanden, aber jetzt, in Texas, hörte sich das kaum mehr wie Englisch an.
    Der Verkäufer gab zur Antwort: »Das ist dieser perverse El Niño, nicht?«
    Worauf der Rothaarige erwiderte: »El Niño? In Nam hatten wir jeden Tag El Niño.«

    Und dann - im Hintergrund der Unterhaltung der beiden Texaner - hörte Izzi Geräusche. Piep, bling. Es klang bekannt. Spielzeugmusik. Pieptöne und Klingeln. Als er aus der Toilette trat, sah er sie. Zwei Spielautomaten. Schöne Slotmaschinen. Alt, aber sie wirkten sehr lebendig. Einfach so, mitten in diesem Loch in Texas.
    Er erläuterte Jonsy die Idee, und nachdem der Rothaarige mit seinen Melkergummistiefeln, die er für den Schnee von Indiana gekauft hatte, den Laden verlassen hatte und in seinen Semi-Trailer gestiegen war, trat Jonsy zu dem Verkäufer.
    »Wollen Sie noch bessere als die?«, fragte er ihn.
    Der Verkäufer zeigte sich nicht interessiert. Doch er hatte einen Freund, der interessiert war. »Er hat mir schon tausendmal angeboten, mir meine abzukaufen«, erzählte er. »Ich hab ihm gesagt, er soll gebrauchte Automaten suchen. Im Internet. Aber heutzutage ist es schwierig, Spielautomaten zu kaufen. Vor allem wenn du ein Geschäft hast.

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