Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
Vom Netzwerk:
schnell.
    »Unterwegs. Ich hoffe, sie kommen morgen an.«
    »Und wie soll ich sie bitte reinkriegen, ohne offizielle Lieferung von Game Mashinery, ohne alles?«

    »Keine Chance?«
    Boris betrachtete Vladimir. Das gefiel ihm nicht. »Das passt nicht zu dir. Der Plan war so professionell und glatt. Ich mag es nicht, wenn man zu improvisieren anfängt.«
    »Keine Improvisationen. Nur eine leichte Verzögerung. Kannst du die Automaten nicht morgen irgendwie hineinbringen?«
    Boris schnaubte. »Schau mal, der Fahrer ist gestern mit der ursprünglichen Lieferung eingetroffen. Ich kann davon immer noch zwei Maschinen austauschen, denn ich habe die Lieferpapiere dieser Sendung noch nicht bearbeitet und die Seriennummern noch nicht an Mega-Bucks geschickt. Morgen früh muss ich die Papiere spätestens abschicken. So lange gebe ich euch noch.«
    Vladimir erhob noch einmal sein Glas. Die Wodkaflasche war inzwischen fast leer.
    »Aber damit du’s weißt«, beharrte Boris, »ich mag das nicht. Ich liebe keine Improvisationen.«
    Vladimir erwiderte: »Du hast recht. Aber das war nicht vorauszusehen. Wir reden morgen früh weiter.« Er lächelte versuchsweise, doch Boris blieb bei seinem finsteren Gesicht.
    »Ich verspreche nichts.« Damit stand Boris auf und ging.

DIE SCHLÜSSEL IM GULLY
    Eine Nachtfahrt. Starke Windböen, die letzten Gürteltiere am Straßenrand, ihre merkwürdigen Panzer schimmernd im Scheinwerferlicht des Lastwagens. Izzi hatte erklärt, er würde
in Albuquerque, Neumexiko, aussteigen und dort ein Flugzeug nach New York nehmen. Jonsy hatte darauf nur erwidert: »Kein Problem.« Sie hatten sich arrangiert, jeder mit seiner eigenen Entscheidung und mit der des anderen. Um zehn Minuten vor Mitternacht fuhren sie von Texas nach Neumexiko hinein. Und dann - um Mitternacht, von Mittwoch auf Donnerstag, dem 8. auf den 9. April 1998 - sagte Izzi: »Entweder wir halten für einen Kaffee und fahren dann weiter, oder wir gehen schlafen. Was meinst du?«
    Jonsy entgegnete: »Komm, lass uns noch ein Stückchen weiterfahren.« Er strich sich über seine stoppeligen Wangen und stellte fest, dass es sich fast wie ein Bart anfühlte - soweit ihm so etwas überhaupt sprießen konnte. Die amerikanische Wüste erinnerte ihn an die Western, die er als Kind gesehen hatte. »Die glorreichen Sieben«, mit Yul Brynner. Die Wüste ist die perfekte, wunderbare, stille Leere - abgesehen vom Wind, dem Wind der Wüste.
    »An was denkst du?«, fragte Izzi unvermittelt.
    »Bloß so«, antwortete Jonsy. »Die Wüste.«
    Izzi sagte: »Bei der ersten Gelegenheit halten wir für einen Kaffee an, und dann kannst du auf die Erde von Neumexiko treten.«
     
    Hinter ihnen fand währenddessen zwischen den beiden Autos immer wieder ein telefonischer Positionsabgleich statt. Was sich ungefähr so anhörte: »Was soll denn dieser Wind?« oder, »Himmel, müssen die nicht mal pinkeln?«
    Am Ende war es so weit. Es begann mit einem starken Licht, das mitten in der Wüste grell aufstrahlte, immer näher kam und immer heller wurde, bis es die Form einer Tankstelle mit Restaurant annahm. Es fand seine Fortsetzung darin, dass der
weiße Lastwagen verlangsamte und vor der Ausfahrt zur Raststätte den rechten Blinker setzte.
    Chaim wählte Jake an. »Lass sie aussteigen. Wenn sie zurückkommen, warten wir am Lastwagen auf sie. Machen wir’s einfach und reibungslos. Wir werden ihnen die Schlüssel abnehmen …«
    »Wie sollen wir ihnen die Schlüssel abnehmen?«, erkundigte sich Jake.
    »Was heißt, wie? Wir …«
    Das Gespräch wurde unterbrochen, als der Lastwagen abbog. Chaim bog hinter ihm ab und sah gerade noch, wie Jonsy und Izzi aus dem Fahrerhäuschen ausstiegen und, die Gesichter vor dem heftigen Wind schützend, auf das Restaurant zuliefen. Er hielt hinter dem Lastwagen und stieg aus dem Auto. Schlomi auch. Sie gingen in Richtung Jake.
    Sie mussten gegen den Wind anschreien, um sich zu verständigen. Chaim rief: »Einfach und schnell. Wir nehmen die Schlüssel. Schlomi wird den Lastwagen fahren, ich meinen Chevi und du deinen Wagen. Wir fahren nach Albuquerque. Dort geben wir den Chevi bei der Leihfirma ab und entscheiden, wie wir weitermachen.«
    Schlomi grinste insgeheim. Er wusste, was Chaim vorhatte. Nach Albuquerque fahren, das Leihauto zurückgeben und den ersten Flug nach New York nehmen. Und wer würde mit dem Laster sitzen bleiben? Schlomi! Und wo sollte er damit wohl hin? Zu all den Kunden, die jetzt stinkwütend in Florida und in Texas

Weitere Kostenlose Bücher