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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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mir verdächtig. Wisst ihr, wie oft ich die Geschichten von meiner Großmutter gehört habe über all das, was ihnen die Nazis weggenommen haben? Wertvolle Dinge, Gold, Juwelen. Kunst. Das ist bekannt.«
    »Nu, und was meinst du damit, dass Lisa Bilder von Juden gestohlen hat, als sie zwölf war? Jetzt tu mir einen Gefallen!«
    Jonsy sah ihn an. »Blödmann, was ist, wenn ihr Vater dabei war? Hört sich das für euch nicht verdächtig an? Sie sind
Deutsche, keine Juden, sie sind dreiundvierzig von dort mit einem Haufen Bilder geflohen. Ist das nicht ziemlich komisch?«
    »Aber sie hat dir gesagt, dass die meisten Bilder von hier sind«, warf Izzi ein.
    »Was soll sie denn sonst sagen? ›Ach ja, mein Vater, der Offizier bei der Gestapo war, hat die Bilder von den Juden gestohlen. Ich hoffe, das stört euch nicht‹?«
    Als Jonsy das Wort »Gestapo« sagte, machte Schlomi einen Satz und schaute sich um. Auch Izzi schrak zusammen.
     
    Am Ende des Tages fährt Schlomi mit dem gelben Ryder-Lkw zu seiner Wohnung in Queens. Morgen wird er wiederkommen, um den Wagen mit der Restfuhre der Alten zu beladen, und anschließend nach Florida hinunterfahren. Auch Izzi und Jonsy kehren mit dem blauen Sababa-Laster nach Hause zurück.
    Bee Gees im Autoradio. Jonsy ist gestresst. Er muss mit Chaim noch klären, was Uncle Sam will und wann sie zu diesem Trip aufbrechen. Er muss mit Chen reden. Und mit Jigal über die Bilder.
    Er sagt: »Dieses Ding mit den Bildern, ich muss das überprüfen. Das könnte doch das Puzzleteil sein, das uns gefehlt hat. Wir könnten diese Bilder für viel Geld verkaufen. Und sie sind von Juden geklaut, also haben wir hier nicht mal ein moralisches Problem.« Er lacht.
    Izzi entgegnet: »Du weißt nicht, ob sie gestohlen sind.«
    Jonsy sagt: »Ich bin mir fast sicher. Wir werden das prüfen. Ich hab einen Freund, Jigal, ein verrückter Maler. Ab und zu bringen wir seine Bilder zu Ausstellungen. Ich will kurz bei ihm vorbeischauen und ihm die Bilder zeigen. Vielleicht weiß
er, was sie wert sind. Was meinst du, warum ich alle Bilder in unseren Laster geladen habe?«
    »Und wenn dieser Jigal sagt, dass die Bilder was wert sind?«
    Jonsy schaut ihn kurz an und richtet den Blick dann wieder auf die Straße. »Dann tritt der Plan in Aktion. Wir verkaufen die Bilder irgendwo, schlagen den Laster und den Rest der Sachen los, und Schalom, Chaim Galil, Schalom, Sababa Moving and Storag’e.« Er grinst.
    »Was ist mit Schlomi, willst du ihn aus dem Plan rauslassen?«
    »Schlomi ist ein guter Junge, aber besser zwei als drei.«
    »Und Chen? Chen will in New York bleiben und studieren, oder?«
    Jonsy stößt einen Seufzer aus. »Ja. Noch ein Problem. Ich muss mit ihr reden.« Chen ist unabdingbar für den Plan. Während sie mit dem Lastwagen herumfahren, würde sie im Büro sitzen, könnte über Chaim Bericht erstatten und sie dirigieren. Doch bei zweiter Überlegung, welchen Grund sollte sie haben, diesen Plan zu unterstützen? Wenn er klappt, ist Jonsy mit dem Umzugsgeschäft, mit Chaim, mit der Wohnung fertig. Er kann sich in New York nicht mehr sehen lassen. Und Chen hat sich an der Universität von New York eingeschrieben. Sie möchte bleiben.
    Izzi schnüffelt an seinen Fingern. Er hat noch mehr Sehnsucht nach Daphna als sonst. Ihm ist übel. Er dreht an seinem Ohrring. Jonsy fährt völlig auf den Plan ab, doch er ist noch nicht sicher, was er davon hält.
    Er sagt: »Ich weiß nicht, es gibt doch eine Menge Sachen. Vielleicht sollte man noch ein bisschen darüber nachdenken.«
    Jonsy erwidert: »Was mich dabei stört, ist, wenn man schon einen grandiosen Plan durchzieht, einen Laster klaut und anfängt,
damit durch Amerika zu fahren, dann kann es auch eine größere Sache sein. Größer noch als die Bilder. Ich weiß nicht, was, man muss darüber nachdenken, hast du gehört?«
    Sie fahren über die Brücke nach Manhattan und durchqueren das Viertel. Das Radio spielt.
    Jonsy sagt: »Wir müssen sehen, was bei diesem Trip alles dabei ist, vielleicht kriegen wir von da noch Ideen.«
    Als Nächstes sagt er: »Schmeiß diese blöde Tomate Celine Dion raus, oder ich dreh durch!«
    Und dann sagt er: »Wir sind zu Hause.«

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