Alles paletti
über Frauen, über Basketball, über Musik. Sie sprachen von dem Plan. Izzi sagte, er fürchte sich irgendwie. Dass ihm diese Millionen Angst einjagten, falls die Bilder das wirklich wert seien. Dass man vielleicht auch an einen bescheideneren Plan denken könnte. Jonsy erwiderte: »Vor was fürchtest du dich, vor Chaim? Ich kenne ihn seit vielen Jahren, der macht mir keine Sorgen. Vor Michel Argamani, von dem wir Zeug im Laster haben? Ich kenne ihn seit vielen Jahren, der macht mir echt keine Sorgen. Vor den Kunden? Die kriegen ihre Versicherung, denn ich hab sie, zur Abwechslung, mal eine echte Versicherung unterschreiben lassen. Vor diesem lustigen Russen vom Raketenboot?«
»Diese Bilder sind Millionen wert, das ist kein Pipifax, das sind keine paar Möbel und ein Laster, um die sich keiner viel Gedanken macht. Das ist ein ernsthaftes Verbrechen, das heißt Polizei, internationale Fahndung. Sie werden uns leicht finden.«
»Neiiin, du raffst es einfach nicht. Wir haben diese Bilder doch nicht aus irgendeinem Museum geklaut und die ganze Polizei ist uns hinterher. Diese Bilder sind schon gestohlen, verstehst du? Diese Nazis werden sich nicht beschweren. Das
ist historische Gerechtigkeit. Praktisch moralische Verpflichtung.«
»Aber du weißt doch gar nicht, ob das wirklich stimmt. Das ist beängstigend. Vielleicht sollten wir ein paar verkaufen und ihnen den Rest bringen? So fällt es ihnen vielleicht gar nicht auf.«
Jonsy dachte ein paar Sekunden nach. »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte er schließlich, obwohl er im Grunde nicht wirklich davon überzeugt war.
»Schön, dieses Minneapolis.« Izzi sah sich bewundernd um. Sie passierten gepflegte Parks und Seen, stille und neue Straßen, fuhren durch das Stadtzentrum in ein ruhiges Viertel. »Hier könnte ich wohnen.«
Sie fanden die Straße, die Portland Avenue, im Süden der Stadt. Die Sonne schien, doch es war bitterkalt. Unter null Grad. Der Typ, den sie treffen mussten, Be Benz oder so ähnlich, verspätete sich. Sie lehnten am Lastwagen, beobachteten die Kinder im Park gegenüber.
Ein schwarzer Mercedes hielt. Auf seinem Nummernschild stand B-Benz. Ein großer Schwarzer stieg aus. Vladimir Berkovich hatte niemandem die Adresse der Villa geben wollen, also hatte er Pozailov beauftragt, Be Benz, einen Freund aus der Gegend, zu schicken, um sie in einem anderen Viertel abzuholen. Sie würden dann zwar zu der Adresse, zu dem Haus fahren, doch er hatte vermeiden wollen, dass sie irgendwo schriftlich festgehalten war und dass die Möbelpacker sich an den Weg auf dem Stadtplan erinnerten. Be Benz sollte sie treffen und auf einem Umweg zur Villa lotsen.
»Hi, Freunde, wie geht’s?«
Be Benz sah aus wie Marcellus Walles in »Pulp Fiction« - schwarze Weste, schwarzer Ledermantel. Er entschuldigte sich
liebenswürdig für die Verspätung, fragte, wo sie lebten. Er war in der Bronx aufgewachsen.
»Wie bist du dann nach Minneapolis geraten?«, fragte ihn Izzi.
»Ich war bis vor siebzehn Jahren in New York. Ich bin immer in meinem offenen Camaro rumgefahren und hab HipHop in der Beat-Box gehört. Aber die Puertoricaner haben mich echt gekillt. Jedes Mal haben sie mir wieder mein Auto geklaut. Nach dem dritten Mal hab ich’s aufgegeben. Wozu soll das gut sein? Vor allem, wenn du Orte wie Minneapolis hast. Schaut euch an, was für eine gute Luft, schaut euch an, was für eine Stille. Hier stehlen sie keine Autos. Schaut euch die Kinder dort im Park an, wie sie ruhig spielen. Wär das in New York möglich, sie einfach so rumlaufen zu lassen?«
Jonsy und Izzi sahen sich beeindruckt um.
»Minneapolis ist zur Stadt mit der besten Lebensqualität in den Vereinigten Staaten gewählt worden«, fügte Be Benz stolz hinzu.
»Und die Kälte stört dich nicht?«
»Quatsch. Das macht mir gar nichts. Übrigens, das ist keine Kälte. Meiner Meinung nach haben wir um die null Grad, wegen diesem El Niño. Vor ein paar Tagen hatte es minus achtzehn.« Er deutete auf seinen Mercedes: »Wollen wir?«
»Ist es nicht hier?«
»Zehn Minuten Fahrt von hier. Kommt.«
Sie fuhren dem schwarzen Mercedes hinterher. Izzi bemerkte: »Komisch. Konnten sie uns nicht gleich die Adresse geben?«
Jonsy erwiderte: »Manchmal gibt es Orte, die schwer zu finden sind. Straßen, deren Name nirgendwo geschrieben steht, keine Nummern an den Häusern. Dann macht man einen bequemeren Ort aus.«
Wieder durchqueren sie die Stadt, an den Parks und Seen vorbei, durch Downtown. Am Lyndale Park
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