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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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Die Kunden schätzten diese Maßnahmen nicht. Erst 1993 wurden die Kombimenüs bei Burger King eingeführt, und erst da begannen sie, den Akzent auf ihre Gewinnkarte, den Whopper, zu setzen. Parallel dazu führten sie eine neue Produktlinie ein - Fisch, Huhn und eine große Frikadelle.
    Groß macht in Amerika immer Eindruck. Das Wort »klein« ist ein Tabu in der amerikanischen Fast-Food-Industrie, so wie die dreizehnte Etage in Gebäuden. Die allerkleinste Größe ist immer »normal«, die mittlere »groß«, die große »riesig«. 1996 war eines der schlimmsten Jahre in der Geschichte von McDonald’s. Im Mai 96 kam der Arch Deluxe heraus - ein neuer Burger in einem Kartoffelmehlbrötchen in Form von Bögen mit Salat, Tomate und Dijonnaise, eine Senf-Mayonnaise-Soße. Nach einem starken Auftakt verkaufte sich das Produkt praktisch nicht mehr.
    Burger King hingegen hatte ein gutes Jahr, nach einigen
schlimmen Zeiten (1992 waren sie an vierter Stelle gewesen, hinter Wendy’s und Hardy). Sie griffen mit neuen Pommes frites an. McDonald’s reagierte mit einem Song von Elvis »The Great Pretender«. Burger King schlug zurück mit »Nichts geht über das Original« - als Antwort auf den MBX, der den Whopper kopierte.
     
    »Was ist der Unterschied zwischen McDonald’s in den USA und McDonald’s in Israel?«, hatte Izzi Jonsy einmal gefragt.
    »Gibt’s McDonald’s in Israel?«, entgegnete Jonsy. Als er das letzte Mal in Israel gewesen war, hatte es noch keines gegeben.
    »Der erste Unterschied, in Amerika sind die Angestellten alte Rentner. Der zweite Unterschied, die Getränke sind per Selbstbedienung, ohne Limit. In Israel würden ihnen innerhalb von zwei Tagen die Getränke ausgehen, wenn sie sich jeder frei nehmen könnte.«
    Jetzt hält Jonsy den MBX in der Hand. Es ist das erste Mal, dass er ihn probiert. Er beißt ab, schneidet eine Grimasse und sagt: »Kack mit Soße, dieser Hamburger. Vielleicht gehen wir rüber zum Burger King?«

B-BENZ MINNEAPOLIS
    Je weiter man nach Norden hinauffährt, desto schlechter wird das Wetter. Im Radio berichten sie von einem fünfjährigen Jungen, der von einem Twister in Minnesota getötet wurde. Ein Dreizehnjähriger ermordete fünf Leute in Arkansas. Kentucky
hat Utah im Basketball besiegt. Und das Wetter spielt verrückt. Als sie zu einer weiteren Runde Kaffee an einer der Tankstellen halten, fallen ihnen vor Kälte fast die Finger ab, die den Becher umklammern. Eine Kellnerin in einem Diner redet mit einem rothaarigen Trucker mit Bärtchen und Cowboyhut. Er sagt zu ihr, dass er dieses Wetter hasst und auch diesen Staat, Wisconsin. Er kann es kaum erwarten, nach Texas zurückzukehren. Er trägt Melkergummistiefel, die er wegen des Schnees gekauft hat. Izzi wirft draußen einen Stein auf den Teich, und er schlittert übers Eis.
     
    Was bisher geschah:
    Am Freitagmittag brach der Lastwagen von Sababa Moving and Storag’e von Brighton Beach am südlichen Ende Brooklyns auf, passierte Manhattan, die Bronx und Harlem, überquerte die George-Washington-Brücke nach New Jersey und fuhr auf den Highway Nr. 80, nach Westen. Nachdem er den Siedlungsbrei von New Jersey hinter sich gelassen hatte, donnerte der Lastwagen über Land, durchquerte Pennsylvania, gelangte nach Ohio, weiter nach Indiana, fast an die Grenze zu Michigan. Nach einer Nacht im Truckstop und dem Ausladen einer Fuhre am Morgen ging es nach Illinois und zum kriechenden, urbanen Stauknoten Chicagos. Eine Übernachtung in der Stadt bei Iti. Sonntag früh fuhr der Lastwagen auf der 90er von Chicago ab nach Norden, nach Wisconsin. Auf der Straße Nr. 94 gelangte er nach Minnesota, zu den Zwillingsstädten Minneapolis/St. Paul.
    Es war eine lange Strecke. Sie fuhren, diskutierten über Musik und Fast Food, aßen, tankten, telefonierten ins Büro.
    Die Fahrerkabine füllte sich mit Überresten von Kaffeebechern aus den Dunkin’ Donuts, Pommesschachteln von
McDonald’s, Silberpapier von Hershey-Küssen, Wasserflaschen, Sonnenblumenkerntüten, USA Today -Zeitungen.
    Jonsy erzählte die Geschichten, die Izzi gerne hörte - Prügeleien zwischen israelischen Movern, Italienern und Iren von der Movers’ Union; Schlomis Schwachköpfigkeiten, der Geldscheine in Münz-Tollstationen warf und nicht kapieren wollte, warum sich die Sperre nicht öffnete; der Sado-Maso-Club am Fleischmarkt im West Village mitten in der Nacht mit allen Schikanen, den Geräten, den speziellen Stühlen. Der Lastwagen, der verbrannte.
    Sie redeten

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