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Alles paletti

Titel: Alles paletti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Assaf Gavron
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nicht.
    »Nein …«, sagt Jonsy, »aber was hast du gesagt von … nu …«
    »Dass dieser Idiot Jude ist? Schwer zu glauben, was? Es ist nicht so wahnsinnig nett, einen solchen verlorenen Bruder zu entdecken, oder?«

    Die ganze Zeit blickt Jake, der Idiot, lächelnd auf seine Füße hinunter. Offenbar hat er ihre Gemütslage nicht richtig eingeschätzt. Shit.
    »Nein, nicht dass er Jude ist. Was du gesagt hast, dass … dass er auf deine Kosten lebt, dass du …«
    Jane sieht den Israeli an, der aufgeregt vor ihr herumstottert und ganz rot wird. Sie begreift nicht, was er will. Er fuchtelt mit den Händen in der Luft, versucht etwas zu erklären. Jake hebt verständnislos den Kopf. Schließlich springt Izzi ein: »Ich glaube, er versucht zu fragen, was du damit gemeint hast, als du von den Glücksspielgeldern geredet hast, die du vom Reservat kriegst.«

DIVA SUSANNA
    Als Schlomi Almaliach in seiner kleinen Wohnung in Queens erwacht, kann er sich nicht rühren. Er muss zum Frühmorgengebet aufstehen, die Gebetsriemen anlegen, und dann der Trip nach Florida, aber es gelingt ihm nicht, er kann sich nicht rühren. Doch er gerät nicht in Panik. Alles unter Kontrolle. Er kennt das. Nach vier Jahren im Umzugsgeschäft kennst du alles, was dir dein Körper antun kann, besonders im unteren Rückenbereich.
    Neben ihm auf dem Bett liegt das Modell eines Lastwagens, das er gestern zusammengesetzt hat. Als der Schabbat vorbei war, hat er den Lastwagen gebaut, in der Gemara gelesen, telefoniert. Das hat er gemacht. Er hat mit seinem Sohn Moschik in Israel gesprochen, der ihm erzählt hat, dass er den Lastwagen,
den Scania, den er ihm geschickt hat, noch nicht zusammengebaut hat. Er hat auch ein paar Worte mit Moschiks Mutter gewechselt.
    Danach bastelte er noch weiter an dem Lastwagen: ein Volvo VN610. Ein neuer Trailer, riesig, mit niedriger Fahrerkabine, so was Schönes hat er noch nie gesehen. Die Modelle von Volvo sind überragend. Und die teuersten. Doch am allermeisten liebt Schlomi Freightliner. Er hat sämtliche Trailer und Semi-Trailer davon, jeder für sich ein Kunstwerk. Sein Traum ist es, einmal einen solchen zu fahren. Wenn er an einen Truckstop kommt, bittet er immer gern die Fahrer, ihn einen Blick hineinwerfen zu lassen, um diese Ungeheuer von innen zu begutachten, ihre Schlafkabinen, die komfortabel wie Fünf-Sterne-Hotels sind, mit Doppelbetten, Fernseher, Video, ganz zu schweigen von den rundum verstellbaren Sitzen, den Schikanen wie Satellitennavigation und Kommunikation, Unterhaltungsservice und Softdrink-Automaten. Ein Traum.
    Jetzt tut ihm der Rücken weh. Er kennt die Prozedur. Sich auf die Seite legen, Gymnastikübungen machen, eine langsame Runde durchs Viertel drehen, auf den Synagogenbesuch verzichten, nicht arbeiten, ein bisschen herumsitzen und Gemara lesen, sich wieder auf die Seite legen. Alles unter Kontrolle.
    Er hat gestern auch mit Nili, seiner zukünftigen Frau gesprochen. Hat in Petach Tikwa angerufen. Sie hat schrecklich nett geklungen. In zwei Monaten soll sie ankommen. So Gott will. Jedes zweite Wort, das sie sagt, ist, so Gott will.
    »Wie ist das Wetter?«, hat sie ihn gefragt.
    »Jetzt ist es kalt, aber bis du kommst, ist es schon Frühling und garantiert wärmer.«
    »So Gott will.«
    Eine Tunesierin. Ihr Vater ist ein guter Mann. Nicht gerade
glücklich darüber, dass sie nach New York ziehen wird, aber er freut sich über die Partie, und Schlomi hat versprochen, dass er im Sommer auch in Israel ein Fest machen wird, für die Familie, nach der Hochzeit in New York. So Gott will, natürlich.
    Sein Arzt, Dr. Iwanir, ein Israeli, sagt immer zu ihm, dass er sich irgendwann wohl besser operieren lassen sollte. Beim letzten Mal ist ihm schwindlig geworden. Plötzlich hatte er das Gefühl, er würde gleich ohnmächtig. Es wurde ihm schwarz vor Augen. Er musste sich ein paar Minuten hinsetzen, bevor es wieder verging. Iwanir sagte damals zu ihm, los, Schlomi, du musst dich operieren lassen. Oder du hörst mit dieser Arbeit auf. Doch als der Arzt das sagte, war alles schon wieder unter Kontrolle. Also nahm er die Pillen, die er immer nahm, und fuhr zur Physiotherapie ins West Village - ein hervorragender Masseur, den ihm Iwanir schon seit langem empfohlen hatte.
    Er liegt auf der Seite, betrachtet den überwältigenden Volvo, den er gestern zusammengebaut hat. Das Modell geht bis ins letzte Detail: Air Suspension, Stockbett, Schreibtisch, Fernseher und Satellitenantenne. Höhenverstellbare

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